Das Scharnhorst-Denkmal

 Aus der Bordenauer Chronik von Claus-Dieter Gelbke

Quellenverzeichnis         Scharnhorstkomitee

 

 

 

Text von Claus-Dieter Gelbke
aus der Bordenauer Nachfolge-Chronik, Kapitel 'Scharnhorst', 
Stand Ende 2006, für Bordenau.de bearbeitet von Klaus Detering
Egal, ob man aus östlicher Richtung von Frielingen, aus dem Westen von Poggenhagen oder von Norden von der B 6 her Bordenau erreicht, der Weg zum Scharnhorst-Gut ist überall gut ausgeschildert. Vor dem Gutshaus, dem Geburtshaus Scharnhorsts, steht an der Einmündung der Straße „Am Kampe“ in den „Steinweg“ in der Nähe der Kirche sowie der alten Schule (Haus mit dem Storchennest) das bereits über 100 Jahre alte Scharnhorst-Denkmal, eine Büste Scharnhorsts in preußischer Generalsuniform auf einem runden Sockel aus schwedischen Granit mit einem zementierten Podest darunter.

Im Jahre 1904 bildete sich unter dem Vorsitz des „Königlich-preußischen“ Landrats des Landkreises Neustadt am Rübenberge, Dr. jur. Dellwitz von Woyna, ein „Komitee zur Errichtung eines Scharnhorst-Denkmals in Bordenau“, nachdem durch den entsprechenden Kirchenbuchauszug aus dem Jahre 1755 der Beweis erbracht war, dass Scharnhorst in diesem Jahr tatsächlich in Bordenau geboren ist. Bis dahin war die nur wenige Kilometer nordöstlich von Bordenau gelegene Ortschaft Scharnhorst als Geburtsort des Generals angesehen worden.
Das Denkmal, das schließlich rd. 2.500 Mark kostete, wurde überwiegend durch zahlreiche Spenden aus der Bevölkerung im Raum zwischen Wunstorf und Rodewald finanziert. Der Entwurf stammte von dem Berliner Bildhauer Professor Alexander Tondeur, ausgeführt wurde er von seinem Gehilfen, Fritz Sarcander, nachdem Tondeur im Juli 1905 verstorben war.

„Seine Exzellenz, der Herr Kriegsminister“ hatte genehmigt, dass dem Komitee „neun alte Kanonenrohre aus den Beständen des Artilleriedepots Magdeburg käuflich zum Materialwert von 161,97 Mark … überlassen werden.“ Die Kanonenkugeln wurden vom Fürsten zu Schaumburg-Lippe von der Feste Wilhelmstein zur Verfügung gestellt.

Der Entwurf für das Denkmal wurde auch Kaiser Wilhelm II. vorgelegt. Er äußerte Bedenken gegen die Idee des Entwurfs, „wonach eine runde Säule auf einen vierkantigen Unterbau gesetzt werden soll.“ Außerdem beanstandete er die beabsichtigte Aufstellung „der drei Häuflein Kanonenkugeln“. Aufgrund der majestätischen Bedenken wurde das Denkmalprojekt noch geringfügig gegenüber der ursprünglichen Planung geändert.

Für die am 150. Geburtstag Scharnhorsts in Bordenau veranstaltete Denkmals-Enthüllung wurden umfangreiche Verkehrsregelungen und Absperrmaßnahmen getroffen.

Der 12.11. (1905) war für Bordenau ein Festtag und Ehrentag ohnegleichen. Von nah und fern kamen sie zu Fuß, zu Roß, auf Wagen, Automobilen und Fahrrädern, viele tausend Krieger und Festgenossen. Außer dem hohen Militär, dem Regierungspräsidenten, den Offizieren und sonstigen Vertretern der Behörden hatten sich 31 Kriegervereine, der Verein ehemaliger Scharnhorster (5), die Neustädter Winterschüler und die Wunstorfer Seminaristen mit ihren Lehrern in unserem Dorfe eingefunden, in dem kleinen Dorfe, das diesmal durch die ausgestellten Fahnen, durch Tannengrün, Ehrenpforten und laubgeschmückte Masten und vor allem durch die wogenden Menschenmassen in eine kleine Feststadt verwandelt wurde“, schreibt der damalige Chronist pathetisch in der Tagespresse.

Es sollen mindestens 6000 Gäste erschienen sein.

Morgens fand in der Bordenauer Schule gegenüber der Kirche eine kurze Sitzung des Kreistages statt, in der einstimmig beschlossen wurde, das Denkmal in das Eigentum und in die Unterhaltspflicht des Kreises Neustadt zu übernehmen. Dieser Beschluss wurde jedoch in seinem ersteren Teil niemals ausgeführt, da das Denkmal auf einem Grundstück der Realgemeinde stand und eine Übertragung des 
Grundeigentums nicht erfolgte. Für die Pflege der Anlage zahlte der Landkreis dem damaligen Wegewärter Edling eine jährliche Vergütung von 30 Mark.

Nach einer Festansprache enthüllte Landrat von Woyna das Denkmal und beendete seine Rede – wie es damals üblich war – mit einem Hoch auf den Kaiser: „Seiner Majestät Kaiser Wilhelm, unser allergnädigster König und Herr und das erhabene Kaiserliche und Königliche Haus Hohenzollern! Hurra, hurra, hurra!“

Die Kapelle der Scharnhorster spielte anschließend die Nationalhymne. Gleichzeitig schossen die Kanonen der 4. Batterie des Scharnhorst-Regiments Salut.

Der Vorsitzende des Kreiskriegerverbandes, Sanitätsrat Dr. Stadtländer, übergab im Namen des Komitees, dessen Mitglied er ebenfalls war, das Denkmal dem Kreis Neustadt zu „guter Hut und Pflege“. Rittmeister von Mandelsloh-Düendorf übernahm das Denkmal für den Landkreis. Umrahmt wurde die Zeremonie durch die Lieder der Wunstorfer Seminaristen „Vater, ich rufe Dich“ und „In dem wilden Kriegstanz“.

Nachdem am Denkmal zahlreiche Kränze niedergelegt waren, erfolgte der Vorbeimarsch der Kriegervereine. Die Ehrengäste folgten einer Einladung der Ur-Großnichte Scharnhorsts, der „Frau Major“ Kahle, in das Gutshaus; für die Kriegervereine und die übrigen Gäste begann die Feier in acht Zelten.

Am Tage der Denkmalsenthüllung wurde an den Kaiser folgendes Huldigungstelegramm gesandt:
„Euerer Kaiserlichen Majestät erlauben sich die zur Enthüllung des Denkmals des Generals von Scharnhorst im Gutshause zu Bordenau versammelten Gäste und Familienangehörigen des Generals ganz untertänigst die Versicherung königstreuer, vaterländischer Gesinnung im Geiste des großen Toten auszudrücken.
von Stünzner, kommandierender General des 10. Armeekorps; Graf Dohna-Neurode, Landrat, Urenkel des Generals von Scharnhorst; Kumbruch, Oberst und Kommandeur der 5. Feldartilleriebrigade; von Philipsborn, Regierungspräsident; von Woyna-Poggenhagen, Landrat, Vorsitzender des Denkmalkomitees“.

Die Antwort des Kaisers traf noch am selben Abend in Bordenau ein und wurde durch Veröffentlichung in der örtlichen Presse „allen Kreiseingesessenen zur Kenntnis gebracht“. Das Telegramm hatte folgenden Wortlaut:

„General der Kavallerie von Stünzner, Bordenau bei Neustadt a. Rbge.
Neues Palais, den 12. November 9 Uhr 15 Min. Abends.
Ihr Huldigungsgruß hat mich sehr erfreut, und sage ich Ihnen und den Mitunterzeichneten meinen herzlichsten Dank; möge der Geist des Mannes, der heute vor 150 Jahren geboren wurde, und der einen Clausewitz, einen Moltke als Schüler hatte, in meiner Armee fortleben zum Wohle und zum Segen unseres Vaterlandes.
Wilhelm R.“
.

Da das Scharnhorst-Denkmal im Laufe der Jahre baufällig geworden und durch seine Lage an einer Straßengabelung inzwischen einen äußerst ungünstigen Standort bekommen hatte, rief zum Zwecke seiner Renovierung und Umsetzung in den Vorgarten des Gutes ein „Komitee Scharnhorst-Denkmal“ im Herbst 1975 zu Spenden auf. Von verschiedenen Bürgern, Vereinen, Firmen, Institutionen und Körperschaften und vor allen Dingen von der Bundeswehr gingen schließlich rd. 9.700 DM ein. Alle Spender erhielten eine Danksagung auf einer Postkarte mit Scharnhorst-Motiven.

Die Übergabefeier des Denkmals erfolgte am Sonntag, d. 13. Juni 1976.

Den Auftakt bildete ein von Bordenauer Pastor Kostrewa am Denkmal gehaltener Gottesdienst. Die Festrede hielt der Kommandeur der Offiziersschule des Heeres in Hannover, Brigadegeneral Dr. Wörmann. Dabei hob er insbesondere die Bedeutung Scharnhorsts für die Bundeswehr hervor.

 „Der Platz und die historische Größe dieses Bordenauer Sohnes ist so sicher und so weltbekannt, dass die Bundeswehr bewusst an seinem 200. Geburtstag gegründet wurde. Dies war und ist den Soldaten der Bundeswehr seit 20 Jahren eine programmatische Verpflichtung. Das Programm für die richtige Einordnung von Streitkräften in unserem Staat ist von Scharnhorst vorgezeichnet.“ 

Nachdem die Repräsentanten von Stadt, Ort und des Komitees Ansprachen gehalten hatten, übergab der stellvertretende Landrat des Landkreises Hannover, Klaus Baron, das Denkmal in die Obhut der Stadt Neustadt. Abschließend würdigten die beiden Bundestagsabgeordneten Odal von Alten-Northeim (CDU) und Friedel Schirmer (SPD) sowie der stellvertretende Vorsitzende des Niedersächsischen Kyffhäuserbundes, Vorreiter, die Verdienste des Heeresreformers Scharnhorst.

Während der Veranstaltung spielte das Bordenauer Blasorchester erstmals in der Öffentlichkeit den von seinem Leiter, Willi Kiel, komponierten Marsch „General von Scharnhorst“.

Seitdem das Scharnhorst-Denkmal errichtet ist, werden dort bei allen Scharnhorst-Veranstaltungen und -Gedenkfeiern in Bordenau jeweils Kränze oder Blumengebinde zur Erinnerung an den größten Sohn des Ortes niedergelegt. Heutzutage liegen links vom Denkmal nur noch drei Kanonenrohre auf einem Betonsockel. Die Kanonenkugeln gibt es nicht mehr.


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