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Kolumnen - Archiv 2012


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Der Tannenbaum meiner Kinderzeit
744. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 16.12.2012

Liebe Leser!

Der Tannenbaum meiner Kinderzeit,
Der hatte ein dunkelgrünes Kleid
Und Kugeln, bunt, aus Glas gesponnen,
Und goldene Monde und glitzernde Sonnen,
Eiszapfen, von schillernden Fädchen gefaßt,
Die hingen daran. Und vom höchsten Ast,
Ums Bäuchlein die Schärpe, die seidenbraune,
Rotbäckig, das Köpfchen von Porzellan,
Da flattert' ein Engel und blies Posaune. -
Hat's schon auf Großvaters Bäumchen getan.

Tief unten, beschützt von des Engels Gnaden,
In süßen Wachsduft eingehüllt,
Da stand ein kleiner Kaufmannsladen,
Die Büchsen und Schachteln köstlich gefüllt.
Kaffee und Zucker und Senf und Rosinen
Und Zwiebel und Feigen - viel begehrt -
Ich konnt' um die Weihnacht mit allem dienen
Für Speisekammer und Puppenherd.
Die Firma war gut, die Ware gediegen;
Bis abends war das Geschäft in Flor.
Was kam ich mir wichtig beim Messen und Wiegen
Und erst beim Quittungschreiben vor!
Als Würstchentranschierer und Heringszähmer
Fühlt' ich mich wohler als wie beim Latein
Und dacht mir halt oft: "Ich werd' ein Krämer -
Das muß ein herrliches Leben sein!"

Und neben dem Lädchen unter der Tanne,
Da stand ein Stall in der Weihnachtsruh'
Drei Wäglein dahinter für die Gespanne;
Für Schimmel und Schecken und Füchse dazu.
Das Schirren und Fahren, das war ein Vergnügen -
Das Zaumzeug saß so blank und stramm;
Und Sonntags stellt ich zu Viererzügen
Zwei Schimmel, 'nen Fuchs und 'nen Schecken zusamm'.
Und wenn ich, ein müder, kleinäugiger Gähner,
Den Sprung in mein Birkenbett gemacht,
Da dacht' ich: "Ein Kutscher oder ein Trainer,
Werd' ich bestimmt mal. Gute Nacht..."

Doch neben dem Stall in moosigen Landen -
Ich seh' die Türme und Brücken noch heut -
Hat eine hölzerne Festung gestanden.
Ei ja, was hat sie das Herz mir erfreut!
Frühmorgens, kalt war's und recht noch zum Frieren -
Schlich ich durchs dämmrige, schummrige Haus
Und ging die Wachen inspizieren
Und gab die Parole "Christkind" aus.
Und richtet' die kleinen Messingkanonen
(Tüchtige Mörser ohne Knall)
Und schoß mit rundlichen Zuckerbohnen
Hoch über Laden und Pferdestall.
Abends müd' von der Schlachten Beschwerde,
Dacht' ich: "Wie leicht ist im Leben die Wahl!
Wenn ich kein Kutscher und Krämer werde,
Ei, so werd' ich halt General!"

... Und nun ist es so anders gekommen -
Hab' für die Würste kein Messer gewetzt,
Auf einem Kutschbock Platz genommen
Hab' ich vor Jahr und Jahren zuletzt.
Und - wenn Blut und Eisen verschreiben
Harte Zeiten wieder einmal -
Werd' ich, ich schäm' mich, zu Hause bleiben,
Weder ein Hauptmann noch General.

Bloß ein Schreiber bin ich geworden
Und ein Dichter so nebenbei,
Und ergab mich der Grübelei
Und jongliere mit Rhythmen und Worten.
Aber sieh da, wenn die Tannen düften
Und die selige Weihnacht kam,
Schließ' ich die Augen über den Schriften,
Über Versen und Bücherkram.
Sehnend, erinnernd und ohne Beschwerden,
Unbekümmert um Ruhm und Gewinn,
Fahr' ich mit meinen hölzernen Pferden
Wieder vom Laden zur Festung hin.
Und ich schaue, freudetrunken,
Gütige Menschen um mich her,
Die mit dem lieben Spielzeug versunken
Längst in das Land ohne Wiederkehr ...

Rudolf Otto Hermann Presber (* 4. Juli 1868 in Frankfurt am Main; † 30. September 1935 in Potsdam) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor.


"60 Jahre Musik mit Gerhard Bruns"
743. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 12.12.2012

Liebe Leser!

Seit fast 15 Jahren gibt es hier diese Kolumne, und seit über 30 Jahren existiert die Neustädter Zeitung, und dann legen Sie bitte nochmal drei Jahrzehnte drauf und wir bekommen das 60jährige kirchenmusikalische Jubiläum des Bordenauer Musikers Gerhard Bruns: seit 60 Jahren versorgt er unsere St. Thomas-Kirche auf vielfältige Weise immer wieder mit Musik. Dietrich Hoffmann aus Bordenau versucht eine Würdigung: “Gerhard Bruns war schon früh von Musik begeistert. Erste instrumentale Ausbildung erhielt er bei der “Duderstädter Stadtpfeife”, dann Studium der Musik. Sein Lieblingsinstrument ist bis heute die Flöte neben Orgelspiel, Chorgesang und Dirigaten. Ein wesentlicher Zug seines Wesens: er sieht sich und die Musik wie ein idealer Handwerker, nicht wie ein Künstler; nie mit dem Erreichten zufrieden, immer weiter an sich und der Musik feilend – übrigens damit in der Tradition unserer größten Musiker und Kirchenmusiker, nicht nur von J. S. Bach, der seine Werke auch handwerklich-mathematisch aufbaute. Dankbar wollte er möglichst viel seinens Könnens weitergeben, so gründete er viele Chöre hier in Bordenau und Schloss Ricklingen, unterrichtete und leitete auch viele Flötengruppen, Wenn die Zeit zur Leitung nicht mehr reichte, und die Gruppen und Chöre erwachsen wurden, reihte er sich bescheiden als einfaches Mitglied ein und folgte den Ideen der neuen Leitung. Und wie viele Gottesdienste im ganzen Neustädter Land und Garbsen hat er seither mitgestaltet! Keine Orgel hier kennt er nicht in- und auswendig, und spielt sich doch Tage vorher immer wieder auf ihnen ein, unabhängig von Wind, Wetter, Zeit . Dienst am Menschen eben und auch als Dienst für Gott, unseren Schöpfer. So gilt auch für ihn der Spruch, mit dem J. S. Bach seine Werke unterschrieb: S(oli) D(eo) G(loria), Ehre sei Gott allein. Mit diesem Glauben hat er auch viele Pastoren und Pastorinnen getragen, sie empfangen zu Beginn ihres Dienstes und viele verabschiedet, ließ sich selber tragen, so dass er an Schicksalsschlägen in der Familie nicht zerbrochen ist. Wir können nur von Herzen “Danke” sagen, dass uns Gerd Bruns geschenkt wurde.” Soweit Dietrich Hoffmann. Und im Jahre 2002 hat der Männergesangverein unter seiner Leitung bei unserer “Vielstimmigkeit der Deutschen” mitgewirkt, unter anderem dirigierte er dabei die dritte Strophe des Deutschlandliedes zu Beethovens 9. Sinfonie, ein furioses Dirigat mit 16tel Noten, das er trotz seiner Kriegsverletzung am Arm wagte. Und so gratulieren auch wir Literaten diesem großen Bordenauer zu seinem 60jährigen Musikerjubiläum!


"Der Turm"
742. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.12.2012

Liebe Leser!

Haben Sie schon den richtigen Weihnachtsbaum im Blick? In Uwe Tellkamps Roman der letzten DDR -Jahre “Der Turm”, dessen Verfilmung neulich erst im Fernsehen erfolgreich gelaufen ist, fragt man sich an einer Dresdner Klinik ungefähr 1986: Wer hat den schönsten Tannenbaum? : “ Die Oberschwester ist auf dem Striezelmarkt gewesen, beim Tannenbaumverkauf. Nur Lahme, Krumme und Versehrte.” Damit drohte die Chirurgische Klinik den Prestigewettstreit um den schönsten Tannenbaum zu verlieren, und das ausgerechnet gegen die Innere Medizin! Das durfte nicht sein, wurde in einer eigens angesetzten Konferenz beschlossen. In der Orthopädie hatte Wernstein ein rachitisches Exemplar entdeckt, wahrscheinlich in märkischer Sanddürre großgeworden; in der Augenklinik ein wohlproportionierte, anmutiges, doch kaum fünf Dioptrien hohes Exemplar; in der Urologie eine ungeschlachte Douglasfichte, unten drei Meter breit, aber nur zweifünfzig hoch, und außerdem endete sie in einem Quirl aus drei Zweigen. Die Neurologie trat mit einem Exemplar vom Striezelmarkt an, es war unten einen Meter breit und dreifünfzig hoch, schmal, spröde und reizbar, denn es hatte sofort genadelt und bis jetzt nicht damit aufgehört”. Daraufhin brechen die Mediziner in eine bewachte Tannenschonung ein , wo sie auf den Pfarrer treffen und schließlich noch von den Wachen überrascht werden. Was dann passiert , lesen Sie lieber selbst weiter. Und viel Glück bei der Eroberung Ihres richtigen Weihnachtsbaumes. Und hoffentlich wissen Sie noch, wo der Baumständer steht!


"Weihnachtsmarkt"
741. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.12.2012

Liebe Leser!

Ja ist denn schon wieder Weihnachtszeit? Ja, und Weihnachtsmärkte gibt es bald auch schon wieder, so der in Bordenau am Sonntag, dem 2. Dezember 2012. Unsere Initiative "Bordenau liest" macht mit und liest Geschichten rund um den Tannenbaum. Auch das "Märchen vom Tannenbaum" von Hans Christian Andersen und das beginnt so: "Draußen im Wald stand ein so niedlicher Tannenbaum. Er hatte einen guten Platz, Sonne konnte er bekommen, von Luft gab es genug, und ringsherum wuchsen viele größere Kameraden, sowohl Tannen wie Fichten. Aber der kleine Tannenbaum war so erpicht auf das Wachsen, er dachte nicht an die warme Sonne und die frische Luft, er kümmerte sich nicht um die Bauernkinder, die herumgingen und plauderten, wenn sie draußen waren, um Erdbeeren oder Himbeeren zu sammeln; oft kamen sie mit einem ganzen Topf voll, oder sie hatten Erdbeeren auf Grashalme aufgezogen, dann setzten sie sich zu dem kleinen Baum und sagten: "Nein, wie ist er niedlich klein!" Das wollte der Baum gar nicht hören. Im Jahr danach war er ein langes Ende höher und im Jahr danach wieder um ein noch viel längeres; denn bei einem Tannenbaum kann man immer nach der Zahl der Glieder, die er hat, sehen, wie viele Jahre er gewachsen ist. "Oh, wäre ich doch solch ein großer Baum wie die andern!" seufzte der kleine Baum, "dann könnte ich meine Zweige so weit im Umkreis ausbreiten und mit dem Wipfel in die weite Welt hinaussehen! Die Vögel würden dann Nester zwischen meinen Zweigen bauen, und wenn der Wind wehte, könnte ich so vornehm nicken wie die andern dort!" Wie das Märchen weitergeht und ob sich die Träume des kleinen Tannenbaums erfüllen, hört Ihr ab 17.00 Uhr in der geheizten St, Thomas-Kirche in Bordenau bei freiem Eintritt. Herzliche Einladung!


Herbstgedicht
740. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.11.2012

Liebe Leser!

Auch Barbara Weißköppel aus Kleinheidorn weiß den Herbst zu beschwören: “Bevor der Winter in klirrenden Kleidern das Land durchstreift, lässt der Herbst alle Wärme des Sommers uns noch einmal fühlen. Im Park zwischen schon verlassenen Stühlen prangen leuchtend Bäume, zaubern Träume aus Gelb, Braun, Orange, Grün für kurze Zeit. Verspätete Rosen glühn noch am Strauch. Ihr Duft mischt sich mit dem bitteren Rauch von verbranntem Kartoffelkraut. Dünnblau kräuselt er sich durch Gebüsche und Hecken, geheimnisvoll hängt er in den hintersten Ecken der Gärten, dort wo sich Eiswind und Schneesturm verstecken."


"Herbst"
738.+139. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.11.2012

Liebe Leser!

Lesen Sie Rainer Maria Rilkes „Herbst“und fühlen Sie sich ein bisschen geborgen: “Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten; sie fallen mit verneinender Gebärde. Und in den Nächten fällt die schwere Erde aus allen Sternen in die Einsamkeit. Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. Und sieh dir andre an: es ist in allen. Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“


Friedensnobelpreis
737. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.10.2012

Liebe Leser!

Glückwunsch Europa zum Friedensnobelpreis! Wir Literaten erinnern hier gerne an die Europahymne, zu der Friedrich Schiller den Text und Ludwig van Beethoven die Musik geliefert haben: “Freude, schöner Götterfunken, Tochter aus Elisium, wir betreten feuertrunken, Himmlische, dein Heiligtum. Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt: Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.” Kritiker meinen zwar,” Nobel geht die Welt zugrunde; eine Friedensleistung der EU ist auch die Erkenntnis: Man kämpft nicht mit den Waffen, die man baut. Man exportiert sie!” (Taz, 13.10.2012). Das wird den vielen friedensliebenden Menschen in Europa nicht ganz gerecht, die durch die großen Kriege traumatisiert wurden. Und die vielen Jahrzehnte , die wir hier nun Frieden in der europäischen Vereinigung haben, sollten ein Beispiel geben für die ganze Welt. In diesem Sinne gilt die Zeile “Alle Menschen werden Brüder” eben nicht nur für Europäer, denn die Menschenrechte werden dereinst universell sein.


Kamingespräche
736. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.10.2012

Liebe Leser!

Kaum ist die heitere Lenz-Lesung vorbei (“Mal wieder richtig was für uns Bordenauer”, sagte eine Besucherin), da geht es gleich nächste Woche ernsthaft weiter. Doch zuvor noch das anerkennende Limerick-Gedicht von Christine Köpcke aus Bordenau: “Die roten Nelken in Grünau und Knacki-Streifen in weiß-grau, auch ohne Lenz viel Turbulenz, erfreun das Volk in Bordenau.” Am Donnerstag, dem 11. Oktober, ab 20.00 Uhr starten die evangelisch-lutherische St. Thomas-Kirchengemeinde und "Bordenau - Unser Dorf liest" im evangelischen Gemeindehaus die sogenannten “Bordenauer Kamingespräche”. In lockerer Atmosphäre soll Welthaltiges besprochen werden, Mythos, Religion, Philosphie und Literatur stellen sich wieder gemeinsam existentiellen Fragen. Erstes Thema: “Die heutigen Nöte der Gesellschaft und der Kirchen. Woher sie kommen, wie man ihnen begegnen könnte.” Die Welt ist aus den Fugen, so könnte man mit Hamlet sagen, wer ist da, sie wieder einzurichten? Der Religionsphilosoph und Zivilisationskritiker Wendelin Teichmann, Landolfshausen, hat mit seinem Buch "Totaliter Aliter" gewagte Thesen dazu aufgestellt, und versucht dabei, eine neue Sicht auf die Kirchengeschichte zu entwickeln. Religionswissenschaftler Holger Höfer aus Neustadt und Redakteur und Moderator beim Religionsmagazin von Radio Leinehertz 106.5 wird den Thesen wissenschaftliche Rahmung geben. Und die interessierten Besucher finden sich plötzlich mitten in einer Debatte über die Grundfragen von Religion und Gesellschaft. Kommen Sie bitte zu dieser religionsphilosophischen Gesprächsreihe am imaginierten (inneren) Kamin! Der Eintritt ist frei!

Landesbühne
735. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.9.2012

Liebe Leser!

Heute stellen wir den musikalischen Leiter der Szenischen Lesung mit Musik vor, die am 2.10.2012 um 19.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Bordenau, und am Mittwoch, dem 3. Oktober um 16.00 Uhr, zur Aufführung kommt: Andreas Hagemann aus Neustadt, Musiklehrer in Wunstorf und weltbekannter Gitarrist. In der heiteren Erzählung “Landesbühne” von Siegfried Lenz geraten die flüchtigen Insassen von Isenbüttel in das Nelkenfest von Grünau, und fangen gleich an zu singen: “Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt,...” Neustädter Zeitung: Wie kommen die Lieder in die Lesung? Andreas Hagemann: Wir finden die Lieder im Text von Lenz vor, sie geben dem Ganzen einen volkstümlichen und heiteren Rahmen. Sie werden von den Darstellern gesungen und das Ensemble Hagemann/Faber begleitet sie dabei. Das Zusammenspiel ist schon etwas Neues für Bordenau, erst mussten sie nur lesen und jetzt auch noch singen. NZ: Kommt noch andere Musik dazu? Hagemann: Ich habe auch die Übergangsmusik zwischen den einzelnen Szenen arrangiert, die den Handlungsfaden aufgreifen und weitertreiben. Dann bringen wir drei ganz schöne Titel von Rio Reiser aus seinem legendären Album “Junimond”. Viele kennen ihn noch mit seinem Lied “Wenn ich König von Deutschland wär”. NZ: Sie sind jetzt zehn Jahre mit dabei. Was macht das Besondere in diesem Jahr aus? Hagemann: Das Zusammenspiel von Text und Msuik ist in diesem Jahr dichter, ich schreibe selbst kleine Stücke, fühle dabei eine gute Kreativität. Es ist nicht nur eine Revue, sondern eher Schauspielmusik, die musikalischen Passagen müssen zum Text passen. Und so habe ich wieder ein neues Buch kennen gelernt, das ich vielleicht sonst nicht gelesen hätte; klar man kennt die “Deutschstunde” von Lenz und seine masurischen Geschichten. Hier handelt es sich um eine moderne, heitere und doch feinsinnige Burleske. NZ: Noch ein Wort zur eigenen musikalischen Entwicklung? Hagemann: Ich komme gerade von einem Gitarrenkonzert auf Juist, was diesmal sehr intensiv war, gleich geht es wieder zum Gitarrenunterricht, ach ja, und die CD-Produktion wartet auf eine Neuauflage, und ein bisschen proben müssen wir auch noch. NZ: Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in der nächsten Woche und überhaupt. (Das Gespräch führte Martin Drebs)


Landesbühne
734. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 19.9.2012

Liebe Leser!

“Landesbühne”, die heitere Novelle von Siegfried Lenz, kommt als Szenische Lesung mit Musik am Dienstag, dem 2.10.2012 um 19.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Bordenau, und am Mittwoch, dem 3. Oktober um 16.00 Uhr, zur Aufführung. Es ist auch die Geschichte einer Freundschaft zwischen Clemens und Hannes, die nun beide im Gefängnis sitzen. Clemens erzählt davon, wie er als Professor etliche seiner „Studentinnen durchs Examen gebracht hatte mit höchstem Lob. Leider war nicht unentdeckt geblieben, dass diese hervorragenden Examenskandidatinnen vorher bei mir genächtigt hatten — eine neidische Kommilitonin hatte das öffentlich gemacht. Um mich zu trösten, sagte Hannes: »Sie strafen sich selbst, die Neider, glaub mir, Professor.« Ich schlug ihm vor, mich lieber Clemens zu nennen, mit dem Namen kämen wir uns näher, und Nähe sei uns doch aufgegeben; er sah mich nur ungläubig an und wollte mir meinen Verzicht auf den Titel nicht abkaufen. Ich mochte Hannes gern, von Anfang an, mit ihm die Zelle zu teilen, empfand ich als Glücksfall; wenn ich mir einen Gefährten hätte wünschen können, dann einen wie ihn. Einen Menschen von ähnlicher unbezwingbarer Müdigkeit habe ich nie erlebt, er verlangte zu jeder Zeit nach Schlaf, schon nach dem Frühstück legte er sich hin, er schlief vor und nach der Gartenarbeit, nach dem Rundgang, während ich mein Tagebuch bediente; immer hörte ich seinen von Seufzern begleiteten Atem. Ich hatte den Eindruck, dass Hannes nach Jahren der Schlaflosigkeit viel Schlaf nachholen musste. Oft betrachtete ich das Gesicht des Schlafenden, ein treuherziges Gesicht, das Unschuld vermuten ließ, doch während meine Sympathie für ihn noch wuchs, musste ich daran denken, dass er ein Künstler war, ein Künstler der Bußgelderhebung. Mit erbeuteter Polizeikelle und einem Anorak postierte er sich bei Regen an den Ausfallstraßen von Hamburg und winkte die Fahrzeuge aus dem Verkehr heraus, die, wie er schätzte, die Geschwindigkeit übertreten hatten oder sich, wie er meinte, verkehrswidrig verhielten. Mit einem Bußgeld, das in bar beglichen werden musste, ließ Hannes sie davonkommen, er wunderte sich immer wieder darüber, wie rasch unsere Autofahrer bereit waren, zu zahlen. Auf leeren Seiten aus seinem Notizbuch stellte er nach Bedarf Quittungen aus. Seine Verdienstquelle versiegte, als er eine Zivilstreife der Polizei an den Straßenrand winkte.“ Werden die beiden Freunde bleiben? Gelingt ihnen der Ausbruch aus dem Gefängnis? Und behalten sie ihre Nähe?


Landesbühne
733. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.9.2012

Liebe Leser!

"Seltsame Dinge geschehen im Gefängnis Isenbüttel. Während einer Theateraufführung verlassen Häftlinge ungehindert das Gelände. Und kurz darauf feiert ein idyllisches Städtchen talentierte Schauspieler – die gar keine sind. Niemand scheint Verdacht zu schöpfen. Der ganze Ort wird zur Bühne, doch auch das schönste Stück ist einmal zu Ende. Mit heiterer Leichtigkeit und würdevoller Eleganz erzählt Siegfried Lenz von der Freundschaft und davon, was die Fantasie vermag.", so der Klappentext zu der schelmenhaften Erzählung "Landesbühne" von 2009. Siegfried Lenz, 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern der Gegenwartsliteratur ("So zärtlich war Suleyken" "Deutschstunde" – "Schweigeminute") und ist zu dieser Szenischen Lesung mit Musik ebenfalls eingeladen mitzulesen. Und das lesende Bordenau hat sich zwischen Realität und Fantasie eine "Bretter-die- Welt-bedeutende" Steilvorlage gegeben: Peter Tenge hat den Text für diese Szenischen Lesung bearbeitet und Andreas Hagemann die Musik arrangiert, die vom Quartett Faber/Hagemann in gewohnt qualitativer Weise vorgetragen wird: denn die flüchtigen Häftlinge beim Nelkenfest in Grünau singen nämlich selbst sehr viel ("Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt") und es werden sehr schöne Lieder von Rio Reiser eingespielt. Das Ganze hat Premiere am am Dienstag, dem 2.10.2012 um 19.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Bordenau, und es kommt am Mittwoch, dem 3. Oktober um 16.00 Uhr, zu einer zweiten Aufführung. Werden die Ausreißer in ihre Zellen zurückkehren? Dort erlebten sie jedenfalls "die Nähe, die uns allen aufgegeben ist", so Siegfried Lenz. Und damit wird diese schöne Geschichte zum Gleichnis für unser Lebens insgesamt.


Frédéric Chopin und George Sand
732. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.8.2012

Liebe Leser!

Möchten Sie noch nach Mallorca? Die Schriftstellerin George Sand schickt uns ihren Urlaubsgruß eines Winter auf Mallorca mit Frédéric Chopin: “An einem der ersten Novembertage des Jahres 1838 kamen wir in Palma an; es war so warm wie bei uns im Juni. Bei der Abreise aus Paris vor vierzehn Tagen war es ungewöhnlich kalt gewesen; wir hatten also den ersten Hauch des Winters verspürt und waren froh, den Feind hinter uns zu lassen. Wir mieten uns zunächst ein kleines möbliertes Haus. Es heißt Son Vent und liegt 4 km von Palma entfernt. Die Vegetation ist üppig. Sogleich hat Chopin für seinen Freund Julian Fontana einen Bericht wie aus dem Paradies verfasst: „Ich befinde mich in Palma unter Palmen, Zedern, Oliven, Orangen, Zitronen, Feigen .... Der Himmel wie ein Türkis, das Meer wie Azur ... die Berge wie Smaragde. Und die Luft - wie im Himmel - . Mit einem Wort: ein herrliches Leben.“ Das Wetter schlägt um. Sturzfluten reißen Bäume weg, Stürme tosen Tag und Nacht. Son Vent, das Haus des Windes, macht seinem Namen alle Ehre. Die Fenster sind nicht dicht, es zieht durch die Ritzen, die Mauern sind so dünn, dass sich der Kalk an den Wänden vollsaugt wie ein Schwamm. Fünf Tage nach dem Einzug in Son Vent hat Chopin zu husten und zu fiebern begonnen... Um die Dezembermitte machten wir uns an einem klaren Morgen bei strahlender Herbstsonne nach Valldemosa auf den Weg, um unsere Kartause in Besitz zu nehmen. Das Gefährt, von einem Maultier gezogen, ist ohne jede Federung, verfügt nur über Scheibenräder mit massiven Eisenreifen. Als wir die fruchtbare Ebene hinter uns gelassen hatten, erreichen wir jenes wechselhafte Gelände, bald waldig, bald felsig-trocken und dann wieder feucht und frisch. „Nichts ist schöner als solche verwilderten Gegenden. Doch das bedeutet: Hohlwege, Schlammlöcher, Gräben. Das Ganze nennt sich übrigens Straße.“ Das letzte Stück Weg zur Kartause, steil und grob gepflastert, müssen wir zu Fuß gehen.” Werden sie ankommen? Mehr dazu bei der Lesung “Frédéric Chopin (1810-1849) und George Sand (1804-1876)” im Büchergarten Bordenau bei Familie Korte, Hans-Zühlke-Str. 3 am Sonntag, dem 2. September, Beginn: 16 Uhr - Eintritt frei – Anmeldung unter 05032/4434 Bei schlechtem Wetter findet die Lesung in der St. Thomas-Kirche in Bordenau statt.


Dank an Siegfried Lenz
731. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 15.8.2012

Liebe Leser!

Heute schreiben wir einen Offenen Brief an den Schriftsteller Siegfried Lenz über den Verlag Hoffmann und Campe in Hamburg: „Sehr geehrter Siegfried Lenz! Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person! Mit diesem goetheschen Motto möchten wir zeigen, wie sehr wir uns darauf freuen, Anfang Oktober Ihre Erzählung LANDESBÜHNE in Bordenau vorlesen zu dürfen. Ihre Jahrzehnte lange schriftstellerische Leistung begleitet, berührt und begeistert uns sehr: von den Masurischen Geschichten über „Die Deutschstunde“ bis zu den modernen Erzählungen. Doch ist die 2009 erschienene LANDESBÜHNE auch ein Schelmenroman, wenn die guten, bösen Insassen eines Gefängnisses mit dem Bus der zu Besuch weilenden Landesbühne fliehen und im nahe gelegenen Grünau beim großen Nelkenfest herzlich aufgenommen werden und ein neues Leben in Freiheit beginnen können! Gleichzeitig ist es auch ein Gleichnis menschlichen Lebens, in der uns Nähe als Sinn aufgegeben ist! Ihr feinsinniger Humor und Ihr humaner Optimismus haben uns die Entscheidung leicht gemacht, Ihr Buch in einer von Peter Tenge eingerichteten Szenischen Lesung mit Musik (musikalische Leitung: Andreas Hagemann) für unsere Neustädter Zuhörer vorzubereiten. Hiermit laden wir Sie ganz herzlich dazu ein, am Dienstag, dem 2.10.2012 um 19.00 Uhr und am 3. Okt. um 16.00 Uhr als Ehrengast in unser Dorfgemeinschaftshaus nach Bordenau zu kommen. Vielleicht lesen Sie ja sogar das eine oder andere Stück mit! Mit literarischen Grüßen! Ihre lesenden Bordenauer.“


Ehrenamt
730. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.8.2012

Liebe Leser!

Dieser Tage erhielt Martin Drebs, einer der Leiter des Arbeitskreises von „Bordenau – Unser Dorf liest“, Post von Prof. Dr. Johanna Wanka, der Niedersächsischen Ministerin für Wissenschaft und Kultur. Sie lädt ein zu einem „Ehrentag der Kultur“: „Sehr geehrter Herr Drebs, ohne ehrenamtliches Engagement könnten viele der wunderbaren Angebote für die Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen nicht stattfinden. Besonders unsere vielfältige Kulturlandschaft wäre ohne die freiwilligen Leistungen von Frauen und Männern in diesem Land nicht denkbar. Für diese besondere Initiative für die Kultur in Niedersachsen möchte ich mich bei Ihnen persönlich bedanken und Sie zu einem gemeinsamen Tag am 13.September 2012 nach Hannover einladen.“ Martin Drebs sagt dazu: „Ich gebe das Dankeschön gerne weiter an all diejenigen, die unser Projekt „Bordenau – Unser Dorf liest“ bisher ehrenamtlich unterstützt haben, und es sind schon über 250 Menschen in wechselnden Zusammensetzungen und bei verschiedenen großen und kleinen Lesungen! Und ich freue mich über die landesweite und hoheitliche Anerkennung.“ Weiter so!


Olympia
729. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.8.2012

Liebe Leser!

Nun laufen sie wieder: die Olympischen Spiele; dabei wurden von 1912 bis 1948 auch Kunstwettbewerbe ausgetragen. Die Idee dazu geht auf Pierre de Coubertin, den Begründer der modernen olympischen Bewegung, zurück. Medaillen wurden für Werke verliehen, die einen Bezug zum Sport aufweisen, und zwar in den fünf Bereichen Architektur, Literatur, Musik, Malerei und Bildhauerei. Die Kunstwettbewerbe wurden 1954 endgültig aus dem Programm der Olympischen Spiele gestrichen. 1956 nahmen kulturelle Veranstaltungen den Platz der Kunstwettbewerbe ein. Während sämtliche Athleten die strengen Regeln des Amateurstatuts befolgen mussten, waren Künstler auch dann teilnahmeberechtigt, wenn sie mit der Kunst ihren Lebensunterhalt verdienten. Und hier unser Medaillenspiegel: der luxemburgische Maler Jean Jacoby ist der erfolgreichste olympische Künstler. 1924 gewann er mit dem Bild Étude de Sport die Goldmedaille, wie auch für die Zeichnung Rugby im Jahr 1928. Der Schweizer Künstler Alex Diggelmann gewann drei Medaillen; 1936 eine goldene für das Plakat Arosa I Placard sowie 1948 eine Silber- und eine Bronzemedaille in der Kategorie "Angewandte Kunst" für je ein Werbeplakat. Der dänische Schriftsteller Josef Petersen gewann an drei Austragungen je eine Silbermedaille (1924, 1932 und 1948). Nur zwei Personen haben sowohl in einem sportlichen wie auch in einem künstlerischen Wettbewerb eine Medaille gewonnen. Der in England lebende US-Amerikaner Walter Winans gewann 1908 Gold als Sportschütze in der Disziplin "Laufender Hirsch (Doppelschuss)". 1912 gewann er sowohl eine Silbermedaille in der Disziplin "Laufender Hirsch (Mannschaft)" als auch eine Goldmedaille für seine Skulptur "An American Trotter". Alfréd Hajós aus Ungarn war 1896 zweifacher Olympiasieger im Schwimmen gewesen und gewann 28 Jahre später eine Silbermedaille für seinen Entwurf des Schwimmstadions in Budapest. Zwei Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees nahmen ebenfalls an olympischen Kunstwettbewerben teil. 1912 hatte Pierre de Coubertin unter dem Pseudonym "Georges Hohrod und Martin Eschbach" die "Ode an den Sport" eingereicht und war damit Olympiasieger in der Literatur-Kategorie geworden. Avery Brundage, der 1912 am Zehnkampf teilgenommen hatte, reichte 1932 und 1936 literarische Werke ein.(Quelle: Wikipedia).Wenn Sie also demnächst laufende Leser sehen, bitte nicht aufhalten, sie sind unterwegs nach London: Gold für Bordenau!


Nachlese Kultourreise
728. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.7.2012

Liebe Leser!

Neustadt ist bunt und stark, so die überaus positive Bilanz der „Kultourreise“ am vorigen Wochenende. Besonders gelungen waren die Vernetzungen durch die Radtour und die Busrundreise, denn hier verbanden sich die vielfältigen kulturellen Ansätze zu einer einmalig schönen Zusammenschau. Genossen wurde die herrliche Natur, gespickt mit touristischen Informationen sowie mit Lesungen von Ausschnitten aus der Erzählung von Siegfried Lenz „Landesbühne“. Da ging es Samstagfrüh durch die Kasematten des Schlosses hindurch, abends trafen wir dann dort auf die herrliche Lichtinstallation, doch erst mal zur Begegnungsstätte Silbernkamp, hier gab’s neben Informationen über die soziokulturelle Einrichtung und mit einem Film übers Steinhuder Meer schon eine leibliche Stärkung. Und gemeinsam gesungen haben wir mit Evi Boß, der Leiterin der Musikschule. Im KulturGut Poggenhagen führte uns Ralf Harms durch die Landschaftsplastiken, und wir erlebten ein kleines Konzert der Gruppe Megaphon, anschließend erwartete uns Bordenau mit Bücherbude, Buchstabensuppe und Büchergarten. In Basse führte uns Uta Jessen auf den Turm mit weitem Blick über die Leine; im Klostercafe Mariensee stärkten wir uns bei Kaffee und Kuchen, am Schützenplatz lernten wir den Sühnestein kennen und gingen in die Ausstellung von Gina Gass. Am Sonntag nach dem Schlossbesuch trieb es uns zur Edelkrebszucht nach Poggenhagen, nach Empede ins Atelier Langer, im Kloster Mariensee genossen wir den Kräutergarten, und im Haasenhof ins Mandelsloh sahen wir die Malerei-Ausstellung unter Leitung von Susann Tiedt, spielte uns Frederik Haas auf dem Xylophon auf. Die historische Wassermühle Vesbeck stellte uns Initiator Norbert Gieslerk vor und im reizvollen Ambiente der Waldbühne Otternhagen beklatschten wir das von vielen Kindern vorgetragene Kinderstück „Peter Pan“. Die Zusammenschau der vielen verschiedenen kulturellen Angebote an diesem Wochenende war beeindruckend. Und eine erst seit vier Wochen in Neustadt lebende Freiburgerin aus dem Breisgau war so begeistert von der Vielfalt des Neustädter Landes und meinte sogar, dass sie jetzt erst wirklich angekommen sei.


Ginkgo Biloba
727. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.7.2012

Liebe Leser!

Liebe Leser! Lieben Sie Goethe (1749 - 1832)? Dieses Gedicht schrieb er 1815 für Marianne von Willemer:

Ginkgo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?


KULtourREISE Neustadt 2012
726. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.7.2012

Liebe Leser!

Die Bücherbude Bordenau stellt sich vor! Hier können alle Menschen, groß und klein, in Büchern schmökern, eigene und fremde Bücher tauschen oder einfach nur ausleihen. Es ist ja nur ein Hobby, denn mit alten Büchern lässt sich nichts verdienen. Dennoch hat das lesende Dorf seit vielen Jahren in der Holunder-Apotheke auf der Bordenauer Straße 10 eine kleine Heimatecke gefunden, ab und zu mit dem Motto: Lesen, was gesund macht. Hier kann man gemütlich sitzen und stöbern, hier gibt es schöne Literatur, Reisebücher und auch Kinderbücher sowie den Fotobildband der Stiftung Bordenau “Ein Dorf nimmt Platz” zu kaufen. Spenden werden gerne entgegen genommen. So können Sie Ihre alten, wertvollen Bücher spenden, um anderen Mitbürgern den Zugang zur Literatur zu erleichtern. In den letzten Jahren haben wir so die Tafel in Neustadt versorgt. Nun ist in Bordenau zum Kulturwochenende “KULtourREISE” ganz schön was los: am Samstag , dem 14. Juli, öffnet nun die Bücherbude wie auch sonst schon zu den Öffnungszeiten der Apotheke ab 10.00 Uhr ihre Pforten. Vera Urich und Manfred Korte heißen Sie willkommen; und wir zeigen die Videodokumentation der großen Lesung vom 3. Oktober 2002: “Vielstimmigkeit der Deutschen – eine erlesene Revue(1)”. Und wer danach noch Zeit und Lust auf Literatur hat, kann in den “Büchergarten” in der Hans-Zühlke-Straße Nr. 3 zu kleinen Lesungen kommen. Und etwas später gibt es ab 14.00 Uhr ein Sprechendes Literaturhäuschen, Fotografien und Fotoskulpturen mit Ingolf Heinemann und im Verlag Stephanie Jans in der Bäckergasse 2; in diesem Verlag ist auch das Buch der Bordenauer Schreibwerkstatt entstanden: “Melissa lernt fliegen”. Wer jetzt noch nicht liest, verpasst noch was. Herzliche Einladung zu allen Veranstaltungen. Der Eintritt ist frei und dennoch nicht umsonst, sondern all seinen Preis wert.


KULtourREISE Neustadt 2012
724. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.6.2012

Liebe Leser!

Die KULtourREISE Mitte Juli im Neustädter Land gewinnt an Fahrt. Über 30 Kulturinitiativen öffnen ihre Pforten. Machen Sie sich´s bequem und nehmen Sie Platz, denn angeboten wird auch eine Fahrt mit dem Bus durchs Neustädter Land jeweils ganztägig Samstag, 14. Juli und Sonntag, 15. Juli 2012. Mit Hilfe kostengünstiger Regio-Busse organisieren Gästeführerin Doris Pleye-Schumacher und Literat Martin Drebs von „Bordenau liest“die einmalige Fahrt. Entsprechend gespickt ist die Reise mit touristischen Informationen sowie mit Lesungen von Ausschnitten aus der Erzählung von Siegfried Lenz „Landesbühne“.Start ist Samstag im Schlosshof um 9.00 Uhr mit einem Gang durch die Kasematten, dann geht es zu Fuß zur Begegnungsstätte Silbernkamp, hier gibt’s neben diversen Infos und einem Film schon eine leibliche Stärkung. Dann geht´s mit dem Bus nach Poggenhagen zum KulturGut Poggenhagen, anschließend erwartet uns Bordenau mit einer Buchstabensuppe und der Büchergarten mit kleinen Lesungen. Wir fahren nach Basse zu einer Führung, besteigen den Turm, übersehen die Leine; unser nächstes Ziel ist das Klostercafe Mariensee; anschließend Rückfahrt zum Schützenplatz; dort erwarten uns noch ein paar kulturelle Highlights wie Sühnestein und verschiedene Museen (Fahrpreis 27 Euro p.P.). Der Sonntag: Treffen um 9.00 Uhr im Schlosshof mit einem Gang durch die Kasematten mit Lichtinstallationen. Abfahrt an der Begegnungsstätte Silbernkamp nach Poggenhagen zur Edelkrebszucht, hier sind Schnittchen geplant, weiter geht die Reise über Empede zum Atelier Langer, beim Kloster Mariensee erwartet uns eine Gartenführung und zur Stärkung geht die Fahrt zum Haasenhof nach Mandelsloh, wo uns Musik, Suppe und Literatur umspielen. Wir besuchen die Wassermühle Vesbeck und fahren anschließend in das reizvolle Ambiente der Waldbühne Otternhagen zum Kinderstück „Peter Pan“. Rückfahrt gegen 18.00 Uhr zum Schützenplatz in Neustadt. (Fahrpreis 32 Euro p.P.) Die Fahrt geschieht auf eigene Gefahr! - Änderungen bleiben vorbehalten – Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt; in den kostendeckenden Preisen sind alle aufgeführten Speisen, die Fahrtkosten und am Sonntag die Eintrittskarte für die Waldbühne sowie eine geringe Aufwandsentschädigung für die Organisatoren enthalten. Bequemes, jedoch festes Schuhwerk empfohlen! Noch einige Karten unter (Tel.: 05032/4540) (Tel.:05032/1426). Herzliche Einladung!


Fußball-EM 2012
724. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.6.2012

Liebe Leser!

Die Auflösung aus der letzten Kolumne: der gesuchte Dichter des äußerst komischen Gedichtes “Psychologie” war Hermann Hesse, und erfolgte mit freundlicher Genehmigung aus: Hermann Hesse, Sämtliche Werke in 20 Bänden. Herausgegeben von Volker Michels. Band 10: Die Gedichte. © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 2002. Alle Rechte bei und vorbehalten durch Suhrkamp Verlag Berlin. Und das hätten Sie am letzten Freitag auch beim Konzert im Schloss Landestrost erfahren können. Nun läuft ja neben der poetischen Welt noch die andere , runde Sache: die Fußball-EM. Was hätte Hesse zum letzten Spiel gegen Dänemark wohl gesagt? Wir wollen mit Hans Christian Andersen augenzwinkernd durch eine poetische Brille und mit Andersens Märchentiteln darauf gucken: So saßen wir beim “kleinen und großen Klaus” und erlebten ein deutsch-dänisches Märchen. “Standhafte Zinnsoldaten” bewachten lange verbissen das Tor, so dass Löws “Marionettenspieler” Mühe hatten durchzukommen. Und der “Mistkäfer” von “Schneemann” machte noch den zwischenzeitlichen Ausgleich. Hatte sich laut Scholli der deutsch-spanische “Prinz auf der Erbse” wundgelegen und kam zu keinem Tor, so machten einige dumme “Mädchen mit den Schwefelhölzern” hinter dem Tor bengalisches Feuer. Das “Unglaublichste” aber war der Ersatz- und aus dem Nichts kommende und an der falschen Position spielende Bender - “Komet”, der mit seinem Siegtor das Tor zum guten Ende weit aufstieß. Fortsetzung folgt hier mit “Des Kaisers (Beckenbauer) neue Kleider” und dem polnisch-ukrainischem Märchen von “Dem Viertel, das sich zum Finale rundete”.


Literarisches Rätsel
723. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.6.2012

Liebe Leser!

Von wem wohl mag das folgende Gedicht sein? Von Heinz Ehrhardt, Joachim Ringelnatz oder Christian Morgenstern? Lesen Sie erst mal bitte das Gedicht mit dem Titel: Psychologie

“Der Hummer liebte die Languste,
Was aber unerwidert blieb,
Die Liebe sank ins Unbewußte
Und wurde dort zum Todstrieb.
Es Psychologe untersuchte
Den Fall und fand ihn gar nicht klar,
Der Hummer lief davon und fluchte,
Er fand zu hoch das Honorar.
Der Psychologe nun verübelte
Ihm dies Verhalten, wenn auch stumm,
Doch sein gescheites Köpfchen grübelte
Noch länger an dem Fall herum.
Auch ohne Arzt genas der Hummer
Und fand ein andres Liebesglück,
Der Arzt führt aber seinen Kummer
Auf einen Geldkomplex zurück. “

Die Auflösung des Rätsel könnten Sie erfahren am Freitag , dem 15. Juni 2012, ab 20.00 Uhr im Schloss Landestrost; denn dort spielen und singen unter dem Motto “An die Schönheit” die Sopranistin Ania Vegri, der Klarinettist Johannes Peitz und der Pianist Gil Garburg romantische Lieder anlässlich des 50. Todesjahres dieses eigentlich sehr romantischen Dichters, dessen heitere Seite man so noch gar nicht kannte und ebenfalls bei dem Kammerkonzert mit vielen literarischen Texten und biografischen Information durch Martin Drebs vorgestellt wird. So viel sei schon verraten: die Veröffentlichung des Gedichts erfolgt mit Zustimmung des Suhrkamp-Verlages.

Die Leser dieser Kolumne finden die Auflösung des Rätsels schon jetzt hier. Mit Zustimmung des Kolumnisten.


“Was gesagt werden muss”: Druckfrisch zu Grass
722. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 23.5.2012

Liebe Leser!

Wir wollten uns hier erst gar nicht daran beteiligen, doch dann griff Denis Scheck in der Sendung “Druckfrisch” (ARD) am Sonntag, dem 6.Mai 2012, die Debatte mit einem ambitionierten Beitrag wieder auf: “Doch zuvor und aus gegebenen Anlass eine Vorbemerkung zum Thema: Was gesagt werden muss. Während ich in den vergangenen Wochen die zehn meistgelesenen Romane der Deutschen las, las die Welt ein Gedicht von Günter Grass. Die Welt hat schlecht, hat miserabel gelesen. Die politischen Argumente sind ausgetauscht: kein verständiger Mensch wird bestreiten, dass die Militärmacht Iran Israel bedroht und die Drohungen der Atommacht Israel gegen den Iran und sein Atomprogramm ein Reflex darauf sind. Literaturkritisch ist in dieser Debatte um ein Gedicht jedoch etwas passiert, was nicht unwidersprochen bleiben darf: Statt für die Freiheit des Wortes Partei zu nehmen, hat die deutsche Literaturkritik auf Staatsräson gepocht, statt Abweichler in Schutz zu nehmen, hat man sich im Reihenschluss geübt, statt ästhetische Maßstäbe anzulegen, hat man sie zugunsten eines politischen Verdikts über Bord geworfen bis hin zu der Abqualifizierung des Gedichts als “ekelhaft” durch Marcel Reich-Ranicki., als sei dies eine literarische Kategorie. Dem deutschen Dichter Durs Grünbein fiel in all seiner Sprachgewalt nur ein subtiles “Weg du Günter Grass” ein. Und von Henrik M. Broder konnte man lernen, Antisemiten suchen die Nähe der Juden, fühlen sich ihnen verbunden etwa so wie Kannibalen von Frischfleisch angezogen werden. Auf diese Weise lässt sich jeder als Antisemit denunzieren, das ist die Logik von George Orwells “Animal Farm”. So läuft er, der typisch deutsche Ausgrenzungsdiskurs. Keinem Abiturienten hätte man solche grotesken Unterstellungen, böswilligen Fehlurteile und absurden Konjekturen durchgehen lassen wie die, die über Grass´ Gedicht in vielen Medien verbreitet wurden. Der Sturm des Unsinns gipfelte in der literaturwissenschaftlich schlicht unhaltbaren Behauptung, “Was gesagt werden muss” sei überhaupt kein Gedicht. Es mag ein schlechtes, es mag ein inopportunes Gedicht sein, aber es ist nun mal ein Gedicht, ob es uns passt oder nicht, und zwar eines von enormer tagespolitischen Wirksamkeit. Vier der zehn vorgestellten Bestseller in diesem Monat handeln von inszenierten Menschenhatzen; vielleicht rührt daher mein Eindruck, in der Debatte um Günter Grass´Gedicht “Was gesagt werden muss” Zeuge der schwärzesten Stunde deutscher Literaturkritik während meiner bisherigen Lebenzeit geworden zu sein.” Die Transscription übernahm Martin Drebs, es gilt das gesprochene Wort!


Der grüne Pfeil
721. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 5.5.2012

Liebe Leser!

Huch, die Anrede hat sich ja verändert, auf Anregung eines brüderlichen Lesers, der meinte, man kann´s auch einfacher sagen. Aber ist Ihnen diese neue Anrede aufgefallen? Oder haben Sie sie überlesen? Wie sehr der Mensch eine Mischung aus Gewohnheitstier und notwendigen Neuerungen darstellt, zeigte sich in den letzten Wochen in einer Posse um ein Verkehrszeichen in einer benachbarten Stadt. Der grüne Pfeil, eine der letzten großen kulturellen Errungenschaften der untergegangenen DDR, war dort noch an einer Ampel angebracht. Dieser grüne Pfeil berechtigt zum Rechtsabbiegen, auch wenn die eigene Ampel Rot zeigt. Natürlich hat das vorsichtig zu geschehen und auch nur, wenn niemand gefährdet ist. Nun handhabten beziehungsweise fußdrückten die dort passierenden Autofahrer die Lage aus jeweils persönlicher Gewohnheit (man könnte ja auch die Existenz des grünen Pfeils aus politischen Gründen ablehnen und bewusst nicht zum Rechtsabbiegen nutzen) so unterschiedlich, was eben zu Unstimmigkeiten und Verstrudelungen im Verkehrsfluß führte. Die Stadtverwaltung beschloss, diesen grünen Pfeil abzubauen. Daraufhin ergab es sich, dass einige Autofahrer auf Grund ihrer Gewohnheiten von der weiteren Existenz dieses Verkehrszeichens ausgingen, obwohl sie bei genauerem Hinsehn hätten sehen können, dass das Schild nicht mehr da ist. Das alles führte wieder zu einem teilweise behupten Durcheinander. In dieser schild(bürgerstreich)losen Lage entschloss man sich, nun dort ein Schild anzubringen, das darauf hinweist, dass der grüne Pfeil nicht mehr da ist. Sie, liebe Leser, können sich jetzt ja vorstellen, was weiter passierte: Einige sehen das Schild, andere nicht, andere können nicht lesen oder nicht so schnell die Bedeutung erfassen, und die Verwirrung ist perfekt. So kann es einem mit Veränderungen gehen, man wird einfach übersehen, übergangen, überlesen. Ich hoffe nur, dass Sie diese kleine, grüne, pfeilhafte Kolumne gefunden haben, obwohl es nicht mehr heißt: Hochverehrte Leserschaft. Oder sollten wir eine großformatige Anzeige schalten, um darauf hinzuweisen?


Welttag des Buches
720. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 28.4.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Anfang der Woche war der Welttag des Buches. Ach, das haben Sie schon wieder vergessen? So ein Welttag ist doch was Besonderes, den gibt es heutzutage für alle möglichen Anlässe, zum Beispiel den Tag des Linkshändertelefons oder den Tag des Museumsklodeckels. Wenn Sie es schon vergessen haben, dann drängt sich doch die Frage auf, wann Sie zum letzten Mal ein Buch in Händen gehalten haben. Und womöglich auch gelesen. War es ein Fachbuch? Oder ein Bilderbuch? Gar ein Roman? Haben Sie das Buch zum Abstützen des Regals oder als Einschlafhilfe benutzt? Und was für Bücher lesen die Menschen? Fantasie oder Wirklichkeit, Krimis oder Biografien? Um sich in andere Welten zu träumen oder sich mit der Realität zu konfrontieren? Als Trost? Als Erheiterung? Wenn man so will, dann gibt es genauso viele Bücher wie Menschen, und jeder ist ein bisschen anders. Und Bücher über Bücher gibt es auch. Und auch das Buch der Bücher! Also bleiben Sie dran. Lesen Sie einfach mal wieder was Vernünftiges, an Tagen wie diesen oder anderen, es ist ja noch kühl genug. Und übrigens: Mitte Mai ist Muttertag, der Welttag der Mutter sozusagen. Nicht vergessen, denn ein Tag, an dem du nicht gelächelt hast, ist ein verlorener Tag. Aber den können Sie dann auch wenigstens wieder vergessen!


Der humorvolle Vogel
719. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 21.4.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Angeregt durch Hellmuth Karaseks neues Buch “Soll das ein Witz sein? - Humor ist wenn man trotzdem lacht”, das die Verabredung mit dem begrenzten Leben eben humorvoll nennt, zitieren wir von Wilhelm Busch (1832 – 1908): “Der humorvolle Vogel”

"Es sitzt ein Vogel auf dem ,Leim´
Er flattert sehr und kann nicht heim.
Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen Vogel näher.
Der Vogel denkt: Wie das so ist,
Und weil mich doch der Kater frisst,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig quinquilieren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir, hat Humor.”


Hans Bödecker
718 Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 11.4.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Heute gedenken wir einem der Gründer von “Bordenau – unser Dorf liest”. Ehren wir das Andenken an einen Menschen, der sich sein Leben lang um Leserförderung verdient gemacht hat: Hans Bödecker.

Im Namen der Vorstände, der Geschäftsstelle und der Mitglieder wenden sich heute Insa Bödecker, Malte Blümke und Udo von Alten an uns: “Liebe Autorinnen und Autoren, liebe Freunde des Friedrich-Bödecker-Kreises, am Sonntag, dem 1. April 2012 verstarb Hans Bödecker unmittelbar vor seinem 84. Geburtstag im Oststadtkrankenhaus in Hannover. Wir sind sehr traurig und werden ihn sehr vermissen. Mit seinen Ideen und seiner Überzeugungskraft hat er den Friedrich-Bödecker-Kreis aufgebaut, bundesweit zur Geltung gebracht und über viele Jahre dessen Belange tatkräftig mit Herz und Verstand geleitet.In zahlreichen Ehrenämtern und mit der Leitung des Friedrich-Bödecker-Kreises in Niedersachsen und des Bundesverbandes hat er sich unermüdlich für die Leseförderung, die Kinder- und Jugendliteratur und die Autorinnen und Autoren eingesetzt. Mit seinem gewinnenden Wesen, seinem enormen Wissen und seiner unerschöpflichen Energie ist es ihm gelungen, etwas aufzubauen, was fürzahlreiche Menschen zum Vorbild wurde. Wir verdanken ihm viel und können uns nur schwer vorstellen, ohne ihn auszukommen. Seine Lebensleistung wird uns immer Ansporn sein, in seinem Sinne weiterzuarbeiten. Bei der nächsten Autorentagung "Treffpunkt Hannover" werden wir im Kreise der Autorinnen und Autoren, die ihm immer wichtige Partner waren, seiner gedenken: Hans Bödecker * 3. April 1928 ? 1. April 2012”


Christoph Schlingensief
717 Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.4.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Heute lädt Pastorin Kirsten Kuhlgatz zu einem ganz besonderen literarisch-musikalischen Abendgottesdienst am 15. April, 18.00 Uhr, in die St. Thomaskirche nach Bordenau - mit Texten von Christoph Schlingensief aus seinem autobiografischen Text: “So schön wie hier kann`s im Himmel gar nicht sein“.Christoph Schlingensief ringt um das Leben. In seinem veröffentlichten Tagebuch über seine Krebserkrankung können wir davon lesen, was ihn bewegt im Zusammenhang seiner Schmerzen, seiner Hoffnung und widerstreitender Gedanken und Gefühle. Mit noch nicht einmal 50 Jahren stirbt er. Der Provokateur. Der Film-, Theater- und Opernregisseur, der so viele Themen zur Sprache gebracht hat, manchmal jenseits des guten Geschmacks, aber immer mit Leidenschaft und aus vollem Herzen. Schlingensief ringt mit der Angst und hadert mit denen, die Angst machen; fragt nach der Freiheit und dem, was sie einschränkt. Hat seine Vorstellungen von Gott, Jesus und Maria und stellt die Liebe in den Mittelpunkt. Seine Sprache ähnelt der der Psalmen mit ihren existentiellen Fragen. Gemeinsam mit „Unser Dorf liest“ widmen wir uns im Abendgottesdienst am 15. April diesen existentiellen Fragen, hören biblische Texte und Tagebuchaufzeichnungen von Schlingensief und erleben Orgelmusik und vielleicht auch Klarinettenklänge. Keine leichte Kost und bestimmt unter die Haut gehend. Herzliche Einladung dazu! “
Es lesen Vera Urich, Annegret Scholz, Andreas Wittich und Martin Drebs. Es spielen Daniel Morgner (Klavier), Andreas Wittich (Klarinette) und Bianca El Mabrouk (Gesang). Der Eintritt zu dem Gottesdienst ist natürlich frei. Die Kollekte ist für Schlingensiefs Opernprojekt in Afrika gedacht

Die erste Kolumne
716. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.3.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Zur 2001. Ausgabe der Neustädter Zeitung gratulieren wir vom lesenden Bordenau ebenfalls ganz herzlich und auch mit großer Dankbarkeit. Hat es uns doch die Neustädter Zeitung ermöglicht, seit nahezu 15 Jahren und das fast jede Woche zu nun mehr als siebenhundertundfünfzehn (715.) meist literarischen Kolumnen verholfen. Aus dem historischen Charme der Plausibilität heraus möchten wir Ihnen, liebe Leser, noch einmal die allererste  Kolumne hier präsentieren. Lesen Sie selbst, was wir damals vorhatten und was heute daraus geworden ist (erstmals veröffentlicht in der Neustädter Zeitung am 3.9.1997 ):

"An dieser Stelle und mit diesem Zeichen will das Projekt „Unser Dorf liest" in Bordenau in jeder Woche in der Neustädter Zeitung auf sich aufmerksam machen. Und zwar durch kleine erlesene literarische Delikatessen und lohnenswerte Hintergrundberichte. Ziel des Projekts „Unser Dorf liest", das der renommierte Friedrich-Bedecker-Kreis ins Leben gerufen hat, ist es, möglichst viele Menschen auf die unterschiedlichste Weise (wieder) für das Lesen zu begeistern und stärker in das kulturelle Leben im Dorf einzubinden. Geplant sind unter anderem Erzählabende, Vorlesestunden, Schreibwerkstätten, Mundartgeschichten, Lesekreise zu klassischer und aktueller Literatur, Bücherausstellungen und vieles andere mehr. Wie sich das Projekt entwickelt, können Sie auch an den Texten in dieser Zeitung „ablesen“. So soll hier in der kommenden Woche ein Märchen über das Lesen stehen, es können Gedichte aus den Schreibwerkstätten veröffentlicht werden, ebenso Kindergeschichten und literarische Lebensläufe sowie eine Hitparade der meistgelesenen Bücher in Bordenau. Zu Letzterem: Ich werde dann versuchen, den Autor oder die Autorin dieses Buches nach Bordenau einzuladen. Die Fülle der Möglichkeiten scheint unbegrenzt. Sie will sich aber auch daran orientieren, was Peter Härtling, Kinderliteratur- und Erwachsenenautor einmal über die Literatur für Kinder gesagt hat: „Bücher, die ich meine, sollen nicht beschwichtigen, sie sollen beunruhigen und wecken. Neugierig sollen sie machen auf Menschen und Dinge, auf das Unbekannte im Bekannten, sogar auf das Unmögliche. Bücher können zu neuen Gedanken herausfordern. Denk weiter, rede weiter, erzählt weiter. Trau Deiner Phantasie, aber lasse sie die Wirklichkeit nicht vergessen: Das sind Leitlinien, auf denen Sätze für Kinder geschrieben werden können. Und dies alles nicht ohne Witz, Vergnügen, Liebe, Anschauung und Erfahrung, Genauigkeit, Leidenschaft, Vernunft. Und das in einer Sprache, die Empfindungen nicht verkleinert“. In diesem Sinne wollen wir Mut machen, wieder und weiter zu lesen, bis es wirklich heißt: Unser Dorf liest."


Märzgedicht
715. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.3.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Noch ein Märzgedicht, diesmal von Johann Wolfgang von Goethe:
“Es ist Schnee gefallen, denn es ist noch nicht Zeit, dass von den Blümlein allen, dass von den Blümlein allen, wir werden hoch erfreut. Der Sonnenblick betrüget mit mildem, falschem Schein, die Schwalbe selber lüget, die Schwalbe selber lüget, Warum? Sie kommt allein. Sollt ich mich einzeln freuen, wenn auch der Frühling nah? Doch kommen wir zu zweien, doch kommen wir zu zweien, gleich ist der Sommer da."


"März" von Caroline Hartge
714. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.2.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Wir wollen in diesem Jahr einige der wunderbaren Gedichte von Caroline Hartge aus Garbsen veröffentlichen. Sie hat für Bordenau Kalendergedichte zusammengestellt. Zum März schickt uns die Dichterin ein Gedicht aus ihrer Sammlung “Wilde Brombeeren”. Stören Sie sich, geneigter Leser, bitte nicht an der Kleinschreibung und den fehlenden Kommata, das gehört zur dichterischen Freiheit:

“märz

wo der wind nicht hinkommt ist es warm

der fluß schläft nicht unter den brücken
er möchte vor dem frühling ankommen geht eilends seiner wege

die eine weide dicht an der brücke
    die untersten äste hängen eisverkrustet
    die obersten halten die kätzchen ins licht

es dauert lange über die brücke zu gehen

mit einem eiszapfen unsere namen auf das rotverblichene geländer geschrieben; der wind
tilgt sie im handumdrehn”


Das Narrenschiff
713. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 18.2.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Nun füllen sie dieser Tage wieder die Straßen und Gassen; doch das Narrenschiff des Sebastian Brant (1457–1521), 1494 gedruckt von Johann Bergmann von Olpe in Basel, fährt schon länger in der Welt und hält den Menschen den Spiegel vor:
„Es lebt die Welt in finstrer Nacht
Und tut in Sünden blind verharren;
Alle Gassen und Straßen sind voll Narren,
Die treiben Torheit an jedem Ort
Und wollen doch nicht haben Wort.
Drum hab ich gedacht zu dieser Frist,
Wie ich der Narren Schiff' ausrüst:
Denn ein Schiff könnt nicht alle tragen,
So groß ist jetzt der Narren Zahl.“
„Ein jeder will der erste sein;
Viel Narren und Toren kommen drein,
Deren Bildnis ich hier hab gemacht.
Wär jemand, der die Schrift veracht't,
Oder einer, der sie nicht könnt lesen,
Der sieht im Bilde wohl sein Wesen
Und schaut in diesem, wer er ist,
Wem gleich er sei, was ihm gebrist.
Den Narrenspiegel ich dies nenne,
In dem ein jeder Narr sich kenne;
Wer jeder sei, wird dem vertraut,
Der in den Narrenspiegel schaut.“

Mediapolis
712. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.2.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Wie wir der Presse dieser Tage entnehmen konnten, planen die Fußballgewaltigen nun zur besseren Überwachung der Stadioverbote eine Gesichterkennung, welche ja auch bei Facebook angedacht ist. Das aber hat Paul FF.Cornelius in seiner 2007 im Rübenberger Verlag erschienenen utopischen Erzählung “Mediapolis – Augenblicke einer Jugend” schon für seinen Helden Phil voraus gesehen, obwohl Phil gar kein Hooligan, sondern er ein bilderüberfluteter junger Mann ist : “Und im Stadion sind überall Kameras aufgebaut mit verdächtigen, langsamen, doch steten Bewegungen. Sie lauern ihm auf! Auch hier! Er kennt die Geräte, die ihn ins Auge fassen wollen, kennt ihren umherscheifenden Blickwinkel und duckt sich immer wieder. Wenn der Schwenk der Kamera weiter streicht, fühlt er sich wohl, fast gerettet. Was er nicht wusste ...in der Überwachungszentrale des Stadions: Alle eingehenden Gesichterbilder werden mit gespeicherten Gesichterbilderdaten gesuchter mutmaßlicher Verdächtigen abgeglichen. Die Klinik hatte seine Daten schon herausgegeben und ließ ihn suchen. Da klingelte der Computer – eine Identifizierung: Phil - und es klingelte wirklich, aber elektronisch, so wie in den neuesten digitalen Fotoapparaten das Schließen und Öffnen der Blende mittels eines elektronischen Signals gehört werden kann. Die neue Technik nimmt Rücksicht auf nostalgische Gefühle, sie konserviert das Sinnliche. Um die überflüssige Entkörperlichung nicht so schmerzhaft spürbar werden zu lassen, fährt auf jeder E-Lok noch ein Heizer extra mit, ein Erfolg der Gewerkschaften, und so lässt sich der Ursprung aller fortschrittlichen Zeit zurückverfolgen bis an den Anfang, in jedem neuen Schritt ist ein Stückchen wegschreitender Vergangenheit eingebaut! Die Einsatzleitung identifizierte ihn: Phil in der Menge, von ihr rhythmisiert, in der Masse ein mitreagierendes Teilchen im psychomagnetischen Kraftfeld. Man ließ nun Einsatzkräfte um ihn herum zusammenziehen. Phil sah die kraftfeldliche Gegenläufigkeit derer, die sich auf ihn zu bewegten, und blitzschnell drehte er ab, kroch ein paar Meter durch die euphemisierten Massen, überwand eine Absperrung und sprang die letzten Meter zu einem betonmauloffenen Ausgang. Er lief, lief wieder und ahnte jetzt, dass sie auch sein Gesicht gespeichert hatten. Er lief, und er fühlte sich wohl dabei, jenes stille Glück, atmen zu dürfen.


Vom furchtsamen Hasen
711. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.1.2012

Hochverehrte Leserschaft!

In Onkel Martins Märchenstunde schenkt uns Lisa Tetzner aus ihrer Sammlung “Die schönsten Märchen der Welt”, 1984 erschienen im Luchterhand Verlag, ein besonderes afrikanisches Märchen: “Vom furchtsamen Hasen“. ”Es war einmal ein Hase, der schlief unter einem Palmenbaum. Plötzlich erwachte er und dachte: »Was wird, wenn die Welt untergeht?« In diesem Augenblick ließ ein Affe versehentlich eine Kokosnuss vom Baume fallen. Die fiel mit lautem Krach zu Boden im Rücken des Hasen. Auf sprang da der Hase: »Rette sich, wer kann; die Welt geht unter!« Und jagte querfeldein. Ein anderer Hase sah ihn laufen und rief ihm zu: »Was rennst du so schnell?« »Frage mich nicht«, rief der Hase.Aber der zweite Hase lief hinter ihm her und hörte nicht auf zu fragen. Da schrie der Hase: »Weißt du nicht? Die Welt geht unter!« Da rannte der zweite Hase hinter ihm drein. Als der dritte Hase erfuhr, warum sie liefen, setzte auch er sich in Galopp. Einer nach dem andern schloss sich ihnen an, und bald waren es an die hundert, die rannten um ihr Leben. Ein Hirsch kam ihnen entgegengelaufen. »Weißt du es nicht? Die Welt geht unter!« schrien sie. Da rannte er mit ihnen. Und es kam ein Fuchs, und es kam ein Elefant, und alle Tiere des Waldes erfuhren die Nachricht und rannten mit. Als der König des Waldes die fliehenden Tiere zu Gesicht bekam, stellte er sich ihnen entgegen am Fuß eines Hügels und brüllte dreimal. Da blieben sie stehen; denn sie fürchteten den Löwen und gehorchten ihm.»Warum flieht ihr?« fragte der Löwe. »O König«, schrien sie, »die Welt geht unter!«- »Wer hat es gesehen?« fragte der Löwe. »Ich nicht«, sagte der Elefant, »frage den Fuchs.« »Ich nicht«, sagte der Fuchs, »frage den Hirsch.« »Die Hasen sagten es mir«, sprach der Hirsch. Da fragte der Löwe einen Hasen nach dem andern, bis er an den ersten Hasen kam. »Ist es wahr, was du sagst, dass die Welt untergeht?« »Es ist so, o Löwe«, sagte der Hase, »unter dem Palmenbaum habe ich den ersten Krach gehört.« »Wohl«, sagte der Löwe, »so wollen wir beide an den Ort gehen und sehen, wie es sich zuträgt.« Da hieß der Löwe die andern Tiere warten, setzte den Hasen auf seinen Rücken und sprang davon in weiten Sätzen.Als sie zu dem Palmenbaum gekommen waren, war alles friedlich und still, nur die Kokosnuss lag auf der Erde. Da lachte der Löwe grimmig: »Eine Nuss fiel, und du meintest, die Welt gehe unter, Hasenfuß! Laufe zurück und gestehe den Tieren deine Schande.« Und das war gut so; denn wäre der Löwe nicht so weise gewesen, so liefen sie wohl heute immer noch.”


Zeit steht still
710. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.1.2012

Hochverehrte Leserschaft!

Nun hat das Jahr gewechselt, ein neues Blatt ist aufgeschlagen im Kalender; doch was war das für ein besonderer Moment, dieser Jahreswechsel. Ich wollte den Augenblick erfassen und: Hups, weg war er! Ich wollte den Moment mitbekommen und habe ihn doch verpasst. Wie lange sollte er sein? Und wie lange hat er gedauert: Ich habe nur kurz geguckt. Und es war nur ein Bild: der Baum, das Haus, der Fluss Ist das die kleinste Zeiteinheit, die wir so gar nicht mitbekommen? Welche Zeiten durchdringen uns eigentlich? Die Lebenszeit? Jahreszeit? Tageszeit? Wie spüre ich alle diese Zeitbögen in mir? Arbeitszeit? Urlaubszeit? Wie bündeln sie sich in mir? Kann ich alles gleichzeitig spüren? Weiß ich, wie lange ich noch lebe? Glaube ich an die Ewigkeit? Ist genau dieser Augenblick ihr Anfang? Ich schaue auf die Uhr! Mitternacht und zwei Minuten? Seit Stunden schon knallen die Raketen und Böller, war das früher nicht anders und besser auf diesen einen Moment bezogen, wenn wir das Radio laut stellten und alle auf die Uhr im Fernseher starrten. Was ist das: Mitternacht? Wann erreicht die Nacht ihre Mitte? Und der Tag? Was ist ein Tag? Wenn die Erde sich einmal dreht, wenn die Sonne wieder aufgeht? Was ist das: „Sonne“? Ich glaube, ich bin für die Sonne zu langsam? Entsteht ein Mensch durch Geschwindigkeit? Und für wie lange? Gibt es ein Zeitmaß, das Gott jedem einzelnen Menschen einpflanzt? Ist denn Gott zeitlos? Ich bin jetzt die Zeit los! Ich habe nachgedacht und mehr Fragen als Antworten gefunden! Hätte ich in der Zeit etwas anderes machen können? Was bleibt? Was bleibt von diesen Gedanken? Lest Ihr mich noch? Wie lange noch? Wird mich die Zeit überleben? Schließen wir mit einem Text von John Dowland: “Zeit steht still, schau ich in ihr Gesicht, steh still und schau, Minute, Stund und Jahr, sie schwindet nicht. Wenn alles auch vergeht, bleibt sie doch ewiglich, bis der Planeten Lauf sich kehrt und Zeit heißt nicht mehr Zeit.” In diesem Sinne: ein gutes Jahr für Sie erwünscht von uns mit uns!




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