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Unser Dorf liest

Arbeitskreis "Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 2019


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Vielen Dank, liebe Lesende.
947. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 19.12.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Nun neigt sich das Jahr seinem wohlverdienten Ende zu. Und wir möchten einfach mal Danke sagen für all Ihre Aufmerksamkeit beim Lesen dieser kleinen Kolumnen am Rande des Blätterwaldes. Seit über 20 Jahren liefern wir, bald ist es die 1000. Kolumne und wir wollen uns auch damit ans Guinness-Buch der Rekorde wenden. Das nennt man kulturelle Nachhaltigkeit, die auch nur durch die Konstanz der Neustädter Zeitung möglich wurde. Immerhin lesen nach einer privaten Erhebung ca. Zweidrittel der Leser auch die Kolumne, das ist ein höherer Bekanntheitsgrad als …ach, wir brauchen keinen Vergleich. Und wir schreiben noch ein Bisschen weiter, wenn Sie mögen, solange noch jemand vorliest, kann die Welt nicht untergehen!


"Der Wind im Winterwalde"
946. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.12.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Rainer Maria Rilke taucht uns in den klassischen Advent, auch wenn der Schnee nicht mehr so häufig ist, innerlich schneit er einfach weiter:
„Es treibt der Wind im Winterwalde
die Flockenherde wie ein Hirt
und manche Tanne ahnt wie balde
sie fromm und lichterheilig wird.
Und lauscht hinaus: den weißen Wegen
streckt sie die Zweige hin – bereit
und wehrt dem Wind und wächst entgegen
der einen Nacht der Herrlichkeit.“


Herbstende
945. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.11.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

„Lass den Herbst nicht dafür büßen, dass es Winter werden wird“, heißt es bei Erich Kästner.
Barbara Weißköppel weiß Rat:
„HERBSTENDE
DER BIRKEN BLATTGOLD
ERGLÄNZT IN HERBSTLICHEN
FLUREN.
GESTELLT SIND DIE SONNENUHREN
IHRE ZEIGER EILEN
ÜBER DAS ZIFFERBLATT
DER WELT.
DAS LICHT DER SONNE
WIRD MATT.


Wahrheiten zum Frieden am Volkstrauertag
944. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.11.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Hier noch ein kleiner wichtiger Nachtrag zum Volkstrauertag. Vor der Feierstunde in Bordenau gestalteten die Konfirmanden den Gottesdienst mit, indem sie der Gemeinde das Wort FRIEDEN vorhielten und zu den einzelnen Buchstaben eigene kleine, wohl einfache, aber sehr wesentliche Wahrheiten mit auf den Weg gaben:
F wie Freiheit: Ich möchte gern tun dürfen, was mir gefällt. Den anderen möchte ich dabei natürlich nicht behindern, denn dann ist der ja nicht mehr frei.
R wie Ruhe: Die geht nur, wenn ich keine Angst haben muss. Sonst habe ich immer nur die Bedrohung im Sinn.
I wie Integration: Alle gehören dazu. Wenn jemand ausgegrenzt wird, entsteht ein Konflikt. Das ist die Vorstufe zum Krieg.
E wie Einheit: Gemeinsam können Menschen vieles schaffen. Sogar mit Kerzen und Gebeten!
D wie Danken: Das fördert einen positiven Blick auf das, was gut ist und was möglichst so bleiben sollte.
E wie Einigung: Das ist mehr als Waffenstillstand!
N wie Neuanfang: Wir leben ja nicht im Himmel. Es wird immer Konflikte geben. Wie gut tut es doch, danach zu versuchen, es – beim nächsten Streit – gemeinsam besser hinzubekommen.


"Abel steh auf..."
943. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.11.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Am morgigen Sonntag begehen wir im Neustädter Land den Volkstrauertag. Hierzu der Anfang eines besinnlichen Gedichtes von Hilde Domin, das nach dem Anfang allen Streits unter den Menschen fragt: "Abel steh auf /Es muß neu gespielt werden /Täglich muß es neu gespielt werden /täglich muß die Antwort noch vor uns sein /die Antwort muß ja sein können /Wenn du nicht aufstehst Abel /wie soll die Antwort /diese einzig wichtige Antwort sich je verändern /wir können alle Kirchen schließen und alle Gesetzbücher abschaffen /in allen Sprachen der Erde /wenn du nur aufstehst /und es rückgängig machst /die erste falsche Antwort /auf die einzige Frage /auf die es ankommt /steh auf /damit Kain sagt /damit er es sagen kann /Ich bin dein Hüter /Bruder /wie sollte ich nicht dein Hüter sein /Täglich steh auf /damit wir es vor uns haben dies Ja ich bin hier /ich dein Bruder."


FAUST oder NATHAN DER WEISE?
942. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 31.10.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Nun steht er also wieder zur Debatte, der olle Goethe mit seinem FAUST. Wenn es nach einigen Kultusministerien ginge, würde man stattdessen lieber den facettenreichen NATHAN DER WEISE von Lessing vorziehen, übrigens das erste nach dem 2.Weltkrieg in Deutschland gespielte Theaterstück! Ach so ja, kurz die Inhalte, zitiert nach Anna-Lena Scholz aus der ZEIT vom 10.10.2019: „Die Handlung ist so lala. Älterer promovierter Herr (Dr.Heinrich Faust), so gebildet wie gelangweilt (Midlife-Crisis), schließt einen großen Deal mit dem Teufel. Er tauscht sein Seelenheil gegen jugendliche Manneskraft. Schwängert junges Mädchen aus bildungsfernem Milieu (MeToo), das am Ende stirbt. Der Doktor schlägt sich fortan voller Schuldgefühle mit Hexen und Göttern herum (Faust II)….Lessings Aufklärungsdrama NATHAN DER WEISE (1779)… besticht dagegen durch Aktualität. Hier treffen ein Jude, ein Christ, ein Muslim aufeinander. Die Handlung ist verwickelt, denn nach und nach stellt sich heraus, dass alle irgendwie miteinander verwandt sind oder einander adoptiert haben. Eine Patchwork-Geschichte mit Happy End, die jeder nationalstaatlichen und religiösen Vorherrschaft den Boden entzieht: „Unter stummer Wiederholung allseitiger Umarmungen fällt der Vorhang“. Eine Regieanweisung, wie man sie für die globale Weltgemeinschaft des 21.Jahrhunderts herbeisehnt.“ Um den „Lehrplan des Abendlandes“, so der Titel von Josef Dolch (1953) wurde schon immer heftig gerungen. So erinnert sich die Bordenauerin Marita H. an eine Podiumsdiskussion 1968 mit dem Titel: „Ist Faust noch zeitgemäß?“. Marita H.: „Ich war die einzige Befürworterin. Wir waren in der Klasse alle begeistert von den vielen umfassenden und existentiellen Fragen: Liebe, Glaube, Wissenschaft, Gesellschaft. Und das traf auch unseren rebellischen und gleichsam sehnsuchtsvollen Nerv: da steh ich nun, ich armer Tor oder Verweile doch Augenblick, du bist so schon oder zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust. So haben wir unserer tollen Deutschlehrerin vorgeschlagen, auch noch Faust II zu lesen, was dann doch etwas anstrengend war.“ Daraus wird ja nun nichts mehr, und Max Moor freute sich in seinem Fernsehkommentar darüber, dass ein Teil der Weltliteratur aus den Schulen verbannt wird, weil es dann auch keine schülerhafte Auflehnung mehr gegen verordnete Schullektüre geben kann. Ach übrigens: es gibt ein europäisches Kulturdorf, das schon sowohl Faust (2000) und Lessings NATHAN (2005), hieraus besonders die Ringparabel, vorgetragen hat: Bordenau!


"Die Angst des Tormanns beim Elfmeter"
941. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 16.10.19

Liebe Leserin! Lieber Leser! Liebe Sportsfreunde!

Warum fallen nur so viele Tore im Fußball beim Elfmeterschießen? Peter Handke, frischgekürter Literaturnobelpreisträger, wusste darauf schon im Jahre 1970 mit seinem Roman "Die Angst des Tormanns beim Elfmeter" schon eine Antwort: „Ein Elfmeter wurde gegeben. Alle Zuschauer liefen hinter das Tor. „Der Tormann überlegt, in welche Ecke der andere schießen wird“, sagte Bloch. „Wenn er den Schützen kennt, weiß er, welche Ecke er sich in der Regel aussucht. Möglicherweise rechnet aber auch der Elfmeterschütze damit, dass der Tormann sich das überlegt. Also überlegt sich der Tormann weiter, dass der Ball heute einmal in die andere Ecke kommt. Wie aber, wenn der Schütze noch immer mit dem Tormann mitdenkt und nun doch in die übliche Ecke schießen will? Und so weiter, und so weiter.“ Bis das Tor dann doch fällt.


„Es war kein Zuhören, es war ein Miterleben!“
940. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.10.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Lesen ist schön, Vorlesen ist schöner und am schönsten ist es, wenn man vorgelesen bekommt, zum Beispiel abends im Bett, und man kann so schön einschlafen; denn solange noch jemand liest, ist die Welt nicht untergegangen. Unsere lesendes Dorf hat jetzt auch vorgelesen: Kempowski, ECHOLOT. Hier einige Publikumsreaktionen: „Gratulation zu dem sehr gelungenen ersten Teil Ihrer Lesung aus dem Echolot von Walter Kempowski. Die Art der Präsentation war berührend. Der Rahmen im Gemeindehaus war ja beinahe familiär. Schön, dass so viele Besucher an der Veranstaltung teilgenommen haben. Es handelt sich ja um ein sehr ernstes Thema. Einige Texte ziehen einem förmlich die Schuhe aus.“ „Es war kein Zuhören, es war ein Miterleben!“ „Ich danke Euch und allen, die mit Euch diese Tage erarbeitet haben, für die „Vielstimmige Lesung mit Musik“, die Begegnung mit dem Dorf, das liest, mit den Lesenden - mit Euch! Ich bewahre diese Herz-Seele-Geist-Stärkung“. „Großartig – ein Geschenk“. „Ich möchte Ihnen nochmals meine Anerkennung für das Projekt Abgesang aussprechen, das mich sowohl vom Inhalt wie auch von der gestalterischen Ausführung beeindruckt hat. Da haben sie doch Beachtenswertes auf die Beine gestellt!“ Sehen Sie, lesen Sie, so schön kann´s sein. Doch nur Mut und Kopf hoch: Vorlesen kann man bei vielen Gelegenheiten. Weil ein Münchener Friseur selbst nicht zum Lesen kam, lässt er sich jetzt von seinen Kunden vorlesen, besonders von jungen Lesern, und ein Ravensburger Kinderbuchverlag unterstützt die Aktion. Da ist doch noch mehr möglich: Vorlesen ginge auch im Wartezimmer, im Bus, beim Zahnarzt. Oder gleich im Reisebüro Reisegeschichten oder in der Sauna undsoweiter. Und demnächst wieder klassisch in Bordenau. Einfach hinsetzen und miterleben.


Zeitzeugen
939. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 25.9.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Dieser Tage bietet ein namhaftes Warenhaus – das mit den tollen Ideen – eine museumreife Ausstellung für Zuhause an: „Authentische Zeugen der Zeitgeschichte: Aus dem Wrack der TITANIC wurde das Kohlestück geborgen. Mit SPACE SHUTTLE im Orbit war einst das Materialteil der Discovery-Raumfähre.“ Ein Setzstein vom Pariser Eiffelturm ist dabei und ein Steinchen aus dem legendären Liverpooler Club der Beatles, eine Requisite von James Bond sowie ein Fragment vom Kupfermantel der Freiheitstatue. Echtheitszertifikate und ein Buch über die spannenden Geschichten hinter den Exponaten werden mitgeliefert. Das Ganze zum stolzen Preis von über eintausend Euro. Wenn Sie´s preiswerter und lebendiger haben wollen, dann kommen Sie Anfang Oktober nach Bordenau ins Dorfgemeinschaftshaus. Hier hören Sie die Stimmen von MENSCHLICHEN ZEITZEUGEN, von Jugendschaftsführern, US-Kriegsberichterstatter, Geschäftsleuten, Soldaten, Zwangsarbeitern, Matrosen, Schriftstellern, Ärzten, Jugendlichen, Rotarmisten und vielen anderen mehr aus Walter Kempowskis „Echolot – Abgesang ´45, ein kollektives Tagebuch“.


Echolot. Abgesang ´45
938. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.9.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

„Es ist totenstill und finster, nur die Bäume rauschen manchmal im Wind. Vorübergehend kann man die Vorstellung verlieren, dass ringsum eine Katastrophe ihren Lauf nimmt, wie man sie allenfalls aus Geschichtsbüchern gekannt hat. Ich bin nicht im geringsten mit all dem fertig, was passiert. Ich kann es in Wirklichkeit überhaupt nicht fassen. Es ist aus mit Deutschland, das ich so sehr geliebt habe. Denn das ist nicht nur ein Krieg, der verlorengeht. Das ist viel umfassender und endgültiger, ein Verlust von aller vorstellbaren Zukunft. Ich weiß nur eins, dass ich überleben will. Ich bin neunzehn Jahre alt. Eigentlich müsste alles erst anfangen“ Diesen Text schreibt der junge Dieter Wellershoff. Er ist einer von Hunderten von Texten aus dem Buch „Echolot. Abgesang ´45. Ein kollektives Tagebuch von Walter Kempowski. „Dieses Buch ersetzt eine ganze Bibliothek zum Thema Kriegsende“, schreibt Frank Schirrmacher. „Bordenau liest“ wird eine von Kempowskis Frau autorisierte Kürzung dieser ergreifenden Briefe, Tagebücher und Autobiografien vom 3. bis 6.Oktober, jeweils ab 15 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau vortragen. Begleitet von Musik und Trommeln versuchen die Lesenden den Zeitzeugen eine Stimme zu geben, ihre eigene Betroffenheit auszudrücken und es für die Zuhörer interessant „rüberzubringen“. Ein Teil der Stimmen wird als Radiobeiträge eingespielt, die Bühne wird zum Studio und das Dorfgemeinschaftshaus sieht aus wie ein Volksempfänger. Und eine Stimme kommt dabei aus Frankreich und liest Charles deGaulle. Als regionalgeschichtliche Vorbereitung auf die Lesung wird der Historiker Dr. Werner Besier eine Rede halten zu den letzten Kriegswochen in Bordenau und Neustadt am Samstag, dem 28.9.2019 ab 16 Uhr im evangelischen Gemeindehaus. Am Dienstag, dem 1.Oktober, ab 19.00 Uhr zeigt das Cinema Neustadt den Fernsehfilm von "Tadellöser & Wolff", daran erinnern sich noch viele. Zum Abschluss der Kempowski-Tage zeigen wir am Sonntagnachmittag die Rede von Richard v. Weizsäcker vom 8.Mai 1985, sozusagen als gelungene und versöhnende Kommentierung der historischen Ereignisse und Probleme und Chancen. Jetzt kann keiner mehr sagen, er hätte von nichts gewusst. Weitere Informationen auf www.Bordenau.de.


Sommerpausenpoesie
937. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.8.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Paul Cornelius hat aus seiner Sommerpausenpoesie wieder ein kleines Kunststück mitgebracht; ein bisschen erinnert das an Ringelnatz. Doch lesen Sie selbst: „Augenblicke“. „Auf ihrem Weg zum Lebensglücke/trafen sich zwei Augenblicke./ Der eine wollt´ nach innen sehn,/der andere bloß mal giecken gehen. /Nu steh´n se beede uf der Brücke/und wissen nich vor und nich zurücke.“


Beziehungskiste
936. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.8.19

Liebe Leserin!

Ja, Sie haben richtig gelesen:  Liebe Leserin! Denn diese Einladung gilt einmal nur Frauen. Frauen lesen, was sie geschrieben haben, und zwar vor und für Frauen: „Amelia – Augenblicke des Lebens“ und „zeitumstellung“ werden Ina Paulus-Mehlberg, Entspannungspädagogin und Yoga-Lehrerin aus Berlin, und Gesa Elsner, Neustadt, am Samstag, den 31.08.2019 um 17:00 Uhr in der Kanzlei Machulla, Theodor-Heuss-Straße 27, lesen. In der Pause wird es die Möglichkeit zum (Ideen-)Austausch bei Kaffee und Kuchen geben. Der Eintritt ist frei. Es wird um Spenden für die Frauenberatungsstelle Neustadt gebeten. Anmeldungen bitte bis zum 27.08.2019 unter 05032 – 94020. Und ein erstes Gedicht von Gesa Elsner gibt es hier auch schon aus dem Zyklus „beziehungskiste“:
„begriffsbildung geschieht
in den ersten sekunden
der ersten begegnung
mache ich mir
einen begriff
was hast du mir voraus
den anfang aller anfänge
zu wissen
ich habe dich
und habe dich
bereits verloren
ewige wunde
und heilung bist du
worte
werfe ich dir nach“


Liebesbrief an eine Mücke
935. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.8.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die VHS Hannover-Land lockt mit Reisen ins Grüne…Endlich Sommer, endlich Zeit zum Draußen sein, um im Garten zu sitzen oder eine Reise zu machen. Für all diejenigen, die nicht verreisen können, bietet die VHS eine wundervolle Alternative. Am Montag. 12.08.2019, 19:00-21:15 Uhr knüpft sie „Grüne Bande“ in einem Garten der geheimen Freundschaft. In ihrem Buch über Gartenfreundschaften nehmen Ariane Kaths und Christiane Büch – zwei langjährige Gartenfreundinnen – Sie mit auf eine Reise zu Gärten und ihren Menschen, in Gärtnereien, auf Pflanzenmärkte und Seminare. Was verbindet Menschen beim Besuch von fremden Gärten? Und welche Rolle spielen eigentlich die Pflanzen selbst? Die Autorin Ariane Kaths und Ingrid Kober lesen in einem Privatgarten in Mandelsloh aus dem für den Gartenbuchpreis nominierten Buch „Grüne Bande“. Es erzählt von gärtnerischen Leidenschaften, von Dornröschen am Süllberg, von Rittersporn-Liebe, von Gruschtelgärten und Klackermatsche. Der genaue Ort in einem Privatgarten in Mandelsloh wird bei Anmeldung bekannt gegeben! Bringen Sie zwölf Euro mit, dann gibt´s auch was zu trinken. Anmeldungen erbeten per E-Mail: wetzel@vhs-hannover-land.de


Liebesbrief an eine Mücke
934. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.8.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Bordenauer Dichterin Christine Köpcke und ihre Freundin Elke Horaitis haben allerlei Gedanken gedichtet zu einem „Lebensreigen“. Dabei werden in Zeiten des Klimawandels und des Artenschwindens besonders heiter die Tiere berücksichtigt beziehungsweise verschont! Heinz Ehrhardt hätte seine poetische Freude daran. Lesen Sie selbst Elke’s Liebesbrief an eine Mücke:
„Pieks - und batsch? Nein!
He, Mücke, grad hab ich dich doch gehört,
nein, nein, du hast mich nicht gestört;
dein helles Summen in der Nacht
mir immer wieder Freude macht!!
Ich weiß, du brauchst für deine Brut
ein Tropfen süßes, leck’res Blut.
Nimm was du brauchst, ich gönn es dir,
du kleiner winziger Vampir!
Ich kratze gern, weil ich dich mag,
den lieben langen Sommertag!!“


„Auf und davon – eine phantastisch-literarische Urlaubsreise“
933. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 20.7.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Wunstorf-Luthe liegt ja Bordenau genau gegenüber. Und hier sollte man auf den zauberhaften Hof Stille am Samstag, dem 3. August, ab 17.00 Uhr hinreisen, wenn es da heißt. „Auf und davon – eine phantastisch-literarische Urlaubsreise“. Dabei reichen die Erzählungen von A wie Lorenz Auler, der wohl zu den bedeutendsten deutschen Reiseschriftstellern gehört, bis Z wie Miroslav Zikmund, dem tschechischen Ingenieur, der Mitte des letzten Jahrhunderts abenteuerliche Reisen in verschiedenen Kontinenten unternahm. Historisch spannt sich der Bogen noch weiter von Homer mit seinem Epos der „Odyssee“, den oft ähnlichen Abenteuern von „Sindbad dem Seefahrer“ über die Berichte des Handlungsreisenden Marco Polo bis zur Reise „In 80 Tagen um die Welt“ von Jules Verne – eben mit ganz unterschiedlichen Stilen: Phantasiegeschichten mit Symbolgehalt, Erfahrungen und Abenteuer wie bei Thor Heyerdahl, aber auch die Gestaltung als Roman von der kraftvollen Prosa eines Rudyard Kipling bis zum existenzialistisch oder praktischen geprägten Stils eines Ernest Hemingway oder Antoine de Saint-Exupery. Der „Baedecker“ liest sich dagegen scheinbar nur wie eine Gebrauchsanweisung der Welt. Bei diesem Angebot der VHS Hannover Land sind folgende Bücher im Visier: Mit Roger Willemsen bis an „die Enden der Welt“ reisen, nachschlagen im „Atlas eines ängstlichen Mannes“ von Christoph Ransmayr oder „Luftsprünge“ machen auf einer literarischen Reise durch Europa! Den Kurs, die Ziele, die Geschichten bestimmen die Teilnehmer selbst, der Bordenauer Reiseführer Martin Drebs wird sie Ihnen vorlesen, ob mit Seume „Zu Fuß nach Syracuse“ oder durch „Reisebilder von Gerstäcker bis Fontane“. Bringen Sie ihre Reiselust mit! Bei dieser ökologisch zertifizierten Phantasiereise sparen wir uns das Schweröl der Kreuzfahrtschiffe, um mit den Abenteuern des Geistes zu segeln. Es kann aber doch sein, dass ein von Ökostrom getriebenes Modellschiff hupend und tutend an uns vorbei fährt. Im Reisepreis ist etwas Reiseproviant all inklusive. Anmeldungen erbeten bei der Agentur wetzel@vhs-hannover-land.de. Die Teilnehmerobergrenze liegt bei 2.500. Die Teilnahme an den Werbeblöcken ist obligatorisch. Für eventuelle geistig-literarische Abstürze kann keine Haftung übernommen werden.


Bergkristall
932. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.6.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Hat denn Literatur überhaupt eine Wirkung? Probieren wir es inmitten sommerlicher Hitze mit einem winterlichen Text aus Adalbert StiftersBergkristall“: „Da kamen sie wieder in das Eis. Sie wussten nicht, wie das Eis daher gekommen sei, aber unter den Füßen empfanden sie den glatten Boden, und waren gleich nicht die fürchterlichen Trümmer, wie an jenem Rande, an dem sie die Nacht zugebracht hatten, so sahen sie doch, dass sie auf glattem Eise fortgingen, sie sahen hie und da Stücke, die immer mehr wurden, die sich näher an sie drängten und die sie wieder zu klettern zwangen…. Sie kletterten neuerdings an Blöcken empor. Da standen sie wieder auf dem Eisfelde. Heute bei der hellen Sonne konnten sie erst erblicken, was es ist. Es war ungeheuer groß, und jenseits standen wieder schwarze Felsen empor, es ragte gleichsam Welle hinter Welle auf, das beschneite Eis war gedrängt, gequollen, emporgehoben, gleichsam als schöbe es sich nach vorwärts und flösse gegen die Brust der Kinder heran. In dem Weiß sahen sie unzählige vorwärtsgehende geschlängelte blaue Linien. Zwischen jenen Stellen, wo die Eiskörper gleichsam wie aneinander geschmettert starrten, gingen auch Linien wie Wege, aber sie waren weiß und waren Streifen, wo sich fester Eisboden vorfand, oder die Stücke doch nicht gar so sehr verschoben waren. In diese Pfade gingen die Kinder hinein, weil sie doch einen Teil des Eises überschreiten wollten, um an den Bergrand zu gelangen und endlich einmal hinunterzusehen. Sie sagten kein Wörtlein. Das Mädchen folgte dem Knaben. Aber es war auch heute wieder Eis, lauter Eis. Wo sie hinüber gelangen wollten, wurde es gleichsam immer breiter und breiter. Da schlugen sie, ihre Richtung aufgebend den Rückweg ein. Wo sie nicht gehen konnten, griffen sie sich durch die Mengen des Schnees hindurch, der oft dicht vor ihrem Auge wegbrach und den sehr blauen Streifen einer Eisspalte zeigte, wo doch früher alles weiß gewesen war; aber sie kümmerten sich nicht darum, sie arbeiteten sich fort, bis sie wieder irgendwo aus dem Eise herauskamen.“ Schneiden Sie den Text aus und lesen Sie ihn sich bei großer Hitze laut vor!


Literarische Geschichtsstunde mit Kempowski
931. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.6.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Anfang Oktober läuft in Bordenau wieder eine besondere Veranstaltung: Die Lesung von Ausschnitten aus Walter Kempowski's ECHOLOT. Sein Buch „Abgesang ´45 – Ein kollektives Tagebuch“ beinhaltet von Kempowski zusammengestellte Texte aus Tagebucheintragungen, Landserbriefen, Zeitdokumenten und Autobiografien für die Zeit von Ende April bis Anfang Mai 1945. Sein „Echolot“ bescherte ihm auch internationale Anerkennung, und Frank Schirrmacher schrieb dazu: „Dieses Buch ersetzt eine ganze Bibliothek zum Thema Kriegsende. “Viele dieser „Stimmen“ stammen von jungen Menschen aus dieser Zeit. Hier nun lädt „Bordenau – Unser Dorf liest“ ein: Das Buch könnte zum nächsten Schuljahresbeginn in Deutsch- und Geschichtskursen als „Literarische Geschichtsstunde“ eingesetzt werden. Die konkrete pädagogische Einbindung liegt natürlich in professioneller Weise auf der Seite der Lehrenden. „Bordenau liest“ kann einiges zur Unterstützung anbieten: Informationen über das Projekt in Fachkonferenzen und Schulstunden und Mitwirkung der jugendlichen Stimmen. Das kann - auch aus „herbstferienhaften“ Gründen - über zuvor aufgenommene Audiodateien geschehen, woraus sich sogar eine kleine Medien-AG für die jeweilige Schule ergeben könnte. Die Textauswahl ist in diesen Tagen fertiggeworden, aus der hervorgeht, welche Texte besonders den Schülern zugedacht sind. Interessierte Fachkräfte melden sich bitte bei dem Initiator unter martindrebs@kabelmail.de. Wenn die Komplexität des Projektes nicht in den Schulalltag passt, freut sich die Initiative über einen normalen Besuch auch. Ansonsten frohe und erleuchtende Pfingstferien!


Sind wir in guter Verfassung?
930. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.5.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Noch Fragen? Sind wir in guter Verfassung? Siebzig und ein bisschen weise? Gibt es die Würde des Menschen nur im fliehenden Konjunktiv? Können Frauen und Männer gleichberechtigt sein oder nur gleich verpflichtet? Verpflichtet Eigentum eigentlich zu nichts? Warum steht der Genuss des Asylrechts für politisch Verfolgte im Wortlaut? Was heißt schon politisch? Kann man eine junge Familie nicht auch mit überhöhter Miete erschlagen? Und lässt sich jetzt die schöne, milde Europa von völkisch wild gewordenen Stieren verführen? Aber den Krieg, den wollen sie doch nicht wirklich? Sonst geben wir den Friedensnobelpreis zurück und stellen jede Waffenproduktion ein!


Tobias Kunze in Neustadt a. Rbge.
929. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.5.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Einer der Besten Performance-Poeten Deutschlands kommt in den Rosenkrug: Tobias Kunze ( -> Wikipedia )aus Hannover, einer der Pioniere der deutschen Poetry-Slam-Szene (zu Deutsch: Dichterwettstreit) und auch international auf Poesie- und Kulturfestivals erfolgreich. Er ist Mitbegründer der Hannoverschen Lesebühne Nachtbarden und veranstaltet unter anderem in der Oper Hannover den regelmäßigen Poetry-Slam „Macht Worte!“. Da sollten Sie mal hin, volles Haus und die Hütte brennt vor tollen Sprachspielen. Im Rosenkrug präsentiert Kunze eine Solo-Show zum Thema Europa. Zurzeit ist er in Deutschland unterwegs; in der „Allgemeinen Zeitung“, Mainz, berichtet Katharina Petermeier am 11.05.2019. „Tobias Kunze aus Hannover stimmte ebenfalls sorgenvolle Töne an. An dem Grundgedanken „Europa“ lässt er keine Zweifel aufkommen, doch für ihn bedeutet Europa eben auch „Ausschluss nach außen“. Im Finale macht er mit kritischen Tönen weiter. Sein Text „Stränge“ versucht, die Konsequenzen des eigenen Handelns in den Blick zu nehmen. Welche Auswirkungen hat der Konsum von Lebensmitteln wie Kakao oder Kaffee? Seine Worte regen zum Nachdenken an – mit Erfolg: Am Ende bringt der Applaus die Entscheidung. Tobias Kunze gewinnt den ersten Mainzer Poetry-Slam zum Thema Europa.“ Kunze selbst schreibt: „Manchmal denke ich, wir Menschen sollen einfach zugrunde gehen – an uns selbst. Das scheint immer wieder so vorgesehen zu sein von der Natur und den Kräften des Gleichgewichts. Unsere Zivilisation hat eindeutig den Bogen überspannt und muss sich dringend ändern, besonders in Sachen mentaler Haltung. Die meisten Menschen wollen das – natürlich – nicht wahrhaben. Jede Gesellschaft hat Teile, die am common sense rütteln, die die Integrität der breiten Masse herausfordern, das gehört dazu, "eine Gesellschaft muss das aushalten". Aber in Zeiten, die eigentlich nicht schwierig sind, sondern durch ein ungeheures Level an Bequemlichkeit und Unflexibilität schwierig gemacht werden, setzen Dynamiken in Gang, die die Integrität jeder Gesellschaft zersetzen: Egoismus und Ignoranz; Skepsis und Zweifel der "Wahrheit", den Nachrichten, gar dem Gemeinsinn und zivilen Grundsätzen gegenüber; Rassismus und Fremdenfeindlichkeit gehören dazu.“ Jetzt kommt er inmitten einer Deutschlandtournee auf Einladung der Altrewa Bürgerstiftung nach Neustadt am Rübenberge am Mittwoch, dem 15. Mai 2019 ab 19.00 Uhr in den Rosenkrug, Nienburgerstraße 28, und wir wollen ihn demnächst auch nach Bordenau einladen, wenn er denn Zeit hat.


Zum Muttertag
928. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.5.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Heinrich Heine (1797 – 1856) ( -> Wikipedia ) wendet sich heute an seine Mutter:
„Ich bin’s gewohnt, den Kopf recht hoch zu tragen,
mein Sinn ist auch ein bisschen starr und zähe;
wenn selbst der König mir ins Antlitz sähe,
ich würde nicht die Augen niederschlagen.
Doch liebe Mutter, offen will ich`s sagen:
Wie mächtig auch mein stolzer Mut sich blähe,
in deiner selig süßen, trauten Nähe
ergreift mich oft ein demutsvolles Zagen.
Ist es dein Geist, der heimlich mich bezwinget,
dein hoher Geist, der alles kühn durchdringet
und blitzend sich zum Himmelslichte schwinget?
Quält mich Erinnerung, dass ich verübet
so manche Tat, die dir das Herz betrübet,
das schöne Herz, das mich so sehr geliebet!
Im tollen Wahn hatt´ ich dich einst verlassen,
Ich wollte gehen die ganze Welt zu Ende
Und wollte sehn, ob ich die Liebe fände,
Um liebevoll die Liebe zu umfassen.
Die Liebe suchte ich auf allen Gassen,
Vor jeder Türe streckt ich aus die Hände
Und bettelte um kleine Liebesspende –
Doch lachend gab man mir nur kaltes Hassen.
Und immer irrte ich nach Liebe, immer
Nach Liebe, doch die Liebe fand ich nimmer
Und kehrte um nach Hause, krank und trübe.
Doch da bist du entgegen mir gekommen,
Und ach! Was da in deinen Aug geschwommen,
Das war die süße, lang gesuchte Liebe!“


Frühlingsglaube
927. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.5.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

In dieser Woche wäre der deutsche Schriftsteller Walter Kempowski 90 Jahre alt geworden. Wir lesen in Bordenau Anfang Oktober aus seinem Werk „Echolot – Abgesang ´45“. Seine Witwe hat uns jetzt die Rechte an der Lesung gegeben. Dann wird es mitten im Herbst wieder frühlingshaft, wenngleich kriegserschüttert, denn Kempowski stellt nach einem konzeptionellen Vorwort seinem Buch das Gedicht „Frühlingsglaube“ von Ludwig Uhland voran, wohl um vorab zu trösten:

„Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muss sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiss der Qual!
Nun muss sich alles, alles wenden.“


Die Brüder Karamasov
926. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 15.4.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Christus kommt im 16.Jahrhundert noch einmal in die Welt nach Sevilla, er wirkt wieder Wunder, doch der Großinquisitor lässt ihn verhaften und besucht ihn um Mitternacht in seiner Zelle, so schreibt es der russische Dichter F.M. Dostojewskij in seinem Roman "Die Brüder Karamasow“. Wir bringen hier markante Auszüge: „Er ist allein, hinter ihm schließt sich die Tür. Er steht und blickt lange eine oder zwei Minuten lang Ihm ins Gesicht. Endlich tritt er leise näher, stellt die Leuchte auf den Tisch und spricht zu Ihm: ,Bist Du es? Du?' Und da er keine Antwort erhält, fügt er schnell hinzu: Antworte nicht, schweige. Und was könntest Du auch sagen? Ich weiß nur allzu gut, was Du sagen kannst. Aber Du hast nicht einmal das Recht, noch etwas dem hinzuzufügen, was von,' Dir schon damals gesagt worden ist. Warum also bist Du gekommen, uns zu stören? Denn Du bist uns zu stören bist du doch gekommen! Das weißt Du selbst….Alles, was Du neu verkünden würdest, wäre jetzt ein Anschlag auf die Glaubensfreiheit der Menschen, denn es würde nun als Wunder in Erscheinung treten, gerade ihre Glaubensfreiheit aber war Dir doch das Teuerste, damals vor anderthalb Jahrtausenden. Hast Du nicht damals so oft gesagt: 'Ich will euch freimachen? 'Jetzt hast Du sie gesehen, diese 'freien' Menschen!'… Ich sage Dir, der Mensch kennt keine quälendere Sorge als die, einen zu finden, dem er möglichst schnell jenes Geschenk der Freiheit, mit dem er als unglückliches Geschöpf geboren wird, übergeben kann. Aber die Freiheit der Menschen beherrscht nur der, der ihr Gewissen beruhigt. Mit deinem Brote wurde Dir eine unbestreitbare Macht angeboten: gibst Du Brot, so wird sich der Mensch vor Dir beugen, denn es gibt nichts Überzeugenderes als Brot; wenn aber zu gleicher Zeit irgendein anderer hinter Deinem Rücken sein Gewissen erobert , o, dann wird er selbst Dein Brot verlassen und jenem folgen, der sein Gewissen umstrickt. Darin hattest Du recht.“


Europäische Begegnungen
925. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.4.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

In der nächsten Woche kommt es in unserer Reihe „Europäische Begegnungen“ zum Wiedersehn dreier älterer Herren aus Frankreich und Deutschland, die sich in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts bei einer Radtour in Irland kennengelernt hatten. Wir zitieren die persönlichen Gedanken und Gefühle des deutschsprachigen Europäers: „ Ich freue mich riesig, uns Drei wiederzusehen. Sich nach so langer Zeit wiederzusehen ist eine wunderbare menschliche Sensation. Überschirmen doch die über 40 Jahre unser aller ganzes Leben. Als Jean-B. sich freundlich nach all den Jahrzehnten übers Internet meldete und dann auch noch die tollen Fotos schickte, die uns auf der Radtour in Irland zeigen, war ich sofort wieder in jenem jugendlichen Gefühl des Lebens, ich erinnere noch genau die jugendliche Offenheit dem Leben gegenüber, unsere Möglichkeiten, unsere Vitalität, Sehnsüchte, Erwartungen, Illusionen. Und wir fühlten uns als die neue Generation des Aufbruchs, wir fühlten uns als junge Menschen verbunden und wir fühlten uns als Europäer: Franzosen und Deutsche treffen sich bei Radtour durch Irland, um zwei Wochen gemeinsam die Welt zu „erfahren“. Und wir hatten die Welt vor uns. Und eins ist geblieben in diesen Jahrzehnten: die deutsch-französische Freundschaft nach einem grauenvollen Krieg durch die Regierungen angeleitet, im deutsch-französischen Jugendwerk fortgesetzt, genauso wie durch Städtepartnerschaften, Reisen, Begegnungen, Sprachen lernen. (Neustadt am Rübenberge hat seit vielen Jahren solch eine Partnerschaft mit La Ferté Macé). Die Völker Europas schlagen sich nicht mehr gegenseitig die Köpfe ein, als hätten wir hier im 20. Jahrhundert genug erlebt von diesem Schlachten, während anderswo die Kriege weitergehen mit leider auch europäischen Waffen. Und so begegnen wir Drei uns in einer gemeinsamen grenzenlosen europäischen Gemeinschaft in Frieden, Wohlstand, Bildung und der Fähigkeit zum demokratischen Dialog, wenngleich auch zum Teil gegenüber der anderen Welt abgeschottet. Und sehen uns wieder! Denn, was ist das Leben anderes, als in unserer kurzen Zeit des Hierseins auf der Welt unsere wahren Freunde zu finden? Und dazu gehören wir jetzt in Freude, Wissen und Humor. Danke und Merci und bis sehr bald.“


Dem Frühling glauben
924. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.3.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Der Frühling naht und mit ihm wieder neue Gedichte von Barbara Weißköppel aus Kleinheidorn, auf großen Schritten und mit Großbuchstaben, das ist so ihre Art. Das erste Gedicht heißt: „DEM FRÜHLING GLAUBEN“: ANNEMONEN, WEISS AM BACHRAND GLÄNZNED WIE SCHNEE, ACH UND WEH DES WINTERS VERGESSEN, BEIM SCHMETTERGESANG DER FINKEN DEN WEIDENKÄTZCHEN WINKEN. MIT ENTENGESCHNATTER UND DEM KLATSCHENDEN FLÜGELSCHLAG DER TAUBEN EINSTIMMEN. JA! DEM FRÜHLING SCHENKEN WIR GLAUBEN.

Das zweite Gedicht heißt „WEG ZUM FRÜHLING“: DIE ERSTEN ANNEMONEN HALTEN IHR WEISSES GESICHT DER SONNE ENTGEGEN, BADEN IM LICHT. BEWEGEN SICH SANFT IM WIND, DER NOCH KALT DEN WALD DURCHSTREIFT, DEN VOGELGESANG DURCH DIE KAHLEN BAUMWIPFEL TRÄGT UND WEISS, WIE FRÜHLING HEIMLICH DIE HERZEN BEWEGT.


Das Echolot
923. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 13.3.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Im lesenden Dorf laufen schon die Vorbereitungen für unsere große Lesung Anfang Oktober 2019. Was? Jetzt schon? Na klar, zurzeit wählen wir aus Walter Kempowskis kollektivem Tagebuch „Das Echolot“, Abgesang ´45, mit allen Mitwirkenden die geeigneten Texte aus. Spannend wird auch das Begleitprogramm im Herbst: Ein historischer Vortrag über die letzten Kriegstage in Neustadt und Bordenau, ein Spielfilm zum Thema im Cinema Neustadt und zum Abschluss die Rede von Richard von Weizsäcker am 8.Mai 1985. Und wir stoßen immer wieder auf Tagebucheintragungen, die uns tief berühren, wie die des Offiziers Udo von Alvensleben (1897 bis 1962) vom 8. Mai 1945, damals in Nordnorwegen: „Unser Zeitalter ist „apokalyptisch“. Die ganze zivilisierte Welt krankt an den Folgen der Säkularisation aller Kulturwerte und Bindungen, die in den letzten Jahrhunderten vorbereitet sich seit 1789 vollzieht, Gebirge von Schuld. Wie leicht hätte eine konstruktive Politik die Grundlage für ein Zusammenleben der Nationen unter neuen, besseren Voraussetzungen schaffen können! Doch Verbrechen häufen sich auf  Verbrechen. Das alte Europa zerbricht. Wird die kommende Generation fähig sein, ein neues zu bauen? In all dem Heillosen mag das Heil im Verborgenen unter den Wenigen erwachsen, auf die es in allen Zeitaltern angekommen ist. Wird eine rechtzeitige Hinwendung des Menschen zu dem ewigen Maß der Dinge die Welt vor der Selbstauflösung retten?“ Soweit Udo von Alvensleben, eine Stimme unter hunderten, die wir präsentieren werden. Und obwohl er die Französische Revolution als Ausgangspunkt allen Übels erwähnt, visioniert er wenigstens ein vereintes Europa, für das wir im Mai auch stimmen dürfen.


Tag der Druckkunst
922. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.3.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Am 15. März 2019 ist der nationale „Tag der Druckkunst“, nicht der Buchdruckkunst, sondern der Druckkunst allgemein. Dazu veranstalten ab morgen die beiden Künstlerinnen Karin Bach und Petra Freese zusammen mit der VHS Hannover Land eine Ausstellung mit dem Titel „Kunst mit Tiefdruck“ im Veranstaltungszentrum Leinepark. Petra Freese hat in Bordenau seit 2003 die Werkstattleitung der Gruppe Radierung inne, und sie wird ein Werk präsentieren, das im Jahre 2000 bereits im „Bordenauer Faust“ als projektiertes Bühnenbild zum Einsatz kam: „Der Wanderer“. Ihr heutiges Statement dazu: „Das Bild „Der Wanderer“, eine Radierung mit Lithografie und Zeichnung, soll den „faustischen Teil“ des Menschen darstellen. Entschlossen, unbeirrt und rastlos schreitet er voran. Blind vorwärtsstrebend tritt er aus dem „Bild“ heraus – nur seinen eigenen Zielen folgend. Zur Visualisierung nutze ich die fantastischen Möglichkeiten eines Zusammendrucks von Radierplatte und Lithostein auf einem Bogen. „Werd` ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen...,“ hieß der Titel des gleichen Motivs, welches zur szenischen Lesung des „Bordenauer Faust“ im Jahr 2000, zum ersten Mal gezeigt wurde. In der Ausstellung „Kunst mit Tiefdruck“ präsentiere ich eine 2018 überarbeitete Version der ursprünglichen Grafik. Mit dieser erweiterten, aktualisierten Interpretation wirft das Bild beim Betrachter viele neue Fragen auf.“ Kommen Sie also am Donnerstag, dem 7. März 2019, ab 17.00 Uhr zur Vernissage und lassen Sie sich in die Geheimnisse der künstlerischen Drucktechniken einführen. Wir Bordenauer Wanderer sind gerne dabei, wenn an unser „faustisches“ Bemühen erinnert wird.


Hermann van Veen"
921. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.2.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

In der letzten Woche startete der berühmte holländische Sänger, Entertainer, Poet und Komiker Herman van Veen seine Deutschlandtour 2019 in Nienburg, und das mit seinen 73 Jahren in ungebrochener Vitalität. Da sprang und sang er wie ein Junger, obwohl er meinte, er rasiere morgens seinen Vater, so ähnlich sei er ihm geworden. Van Veen hat sich in seinen Programmen auch immer mit feinsinniger Ironie zur Lage der Welt geäußert. Zu seinem Alter, Jahrgang 1945, sagte er diesmal: „Ich bin nach dem Krieg geboren, und das soll auch so bleiben!“


"Der Schwan"
920. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 30.1.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

„Und noch ein Gedicht“, könnte Heinz Erhardt schmunzelnd meinen, so zum Gedicht von Rainer Maria Rilke „Der Schwan“. Man sieht sie jetzt viel auf den Leineauen, und so wie für den französischen Dichter Baudelaire der Seevogel Albatros durch seinen humpelnden Gang auf der Erde und seinen wunderschönen Flug in der Luft ein Abbild des Dichters sein könnte, so könnte der Schwan den Menschen symbolisieren:
„Diese Mühsal, durch noch Ungetanes
schwer und wie gebunden hinzugehn,
gleicht dem ungeschaffnen Gang des Schwanes.
Und das Sterben, dieses Nichtmehrfassen
jenes Grunds, auf dem wir täglich stehn,
seinem ängstlichen Sich-Niederlassen:
in die Wasser, die ihn sanft empfangen
und die sich, wie glücklich und vergangen,
unter ihm zurückziehen, Flut um Flut;
während er unendlich still und sicher
immer mündiger und königlicher
und gelassener zu ziehn geruht.“


"Wer wird Millionär?"
919. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.1.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

In unserer Reihe „Poesie schlägt Geld“ bringen wir das Gedicht von Michaela Barisic aus der Sendung „Wer wird Millionär“: „Seit 20 Jahren wart´ ich schon, um auf diesem Stuhl zu sitzen, hab 15 Fragen zu 2 Million und muss Blut und Wasser schwitzen. Die ersten Fragen gehen ja noch, sind auch lustig anzusehn, doch bei 8000 fall ich ins Loch und muss mein Unwissen gestehn. Und vor mir sitzt mit fettem Grinsen Herr Günther Jauch auf seinem Thron, lässt mich verzweifelt um Hilfe winseln und hat für mich nur Spott und Hohn. Dank Joker geht es für mich weiter, er hilft auch noch bei Literatur, ich steh´ fast ganz oben auf der Leiter; da stellt sich mein Gehirn auf stur. Ich muss jetzt zocken – Gott steh mir bei – Herr Jauch schaut schon ganz fassungslos, da sag ich trocken: Antwort B, ich bin so frei und denk bei mir: Was mach ich bloß? Dank Werbung steigt die Spannung an, ich muss mich fast erbrechen. Das Publikum hält den Atem an, als Jauch anfängt  zu sprechen: „Sie fallen tief, falls Sie´s verzockt, aber für ´ne Änderung ist´s eh zu spät. Die Antwort ist jetzt eingelockt, mal sehn, ob´s für Sie weitergeht. Das Nächste, was ich höre, ist: Jawoll! Sie haben gewonnen, ist das nicht toll? Ich kann´s kaum fassen, bin außer mir. Lieber Günther, ich danke dir. Und mein Fazit dieses Abends ist: es war gar nicht so schwer bei „Wer wird Millionär“.“


"Speisen die Erotik des Alters"
918. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 10.1.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Die Poesie ist die Nahrung des Herzens, und fürs leibliche Wohl sind die Speisekarten da. Für Wilhelm Busch sind Speisen die Erotik des Alters, für unsere geneigten Leser jetzt eine neulich an einem Silvesterabend erlebte zauberhafte Speisefolge: „Menü! Dreierlei vom Wildgeflügel: Fasanenbrust auf Rahmkraut, geräucherte Gänsebrust mit Apfel-Honig-Salat und Barbarie-Entenbrust mit Quitten-Chutney; Champagner-Schaumsüppchen mit Spinat und Jakobsmuschel; Rinderfilet „Wellington“ im Blätterteig mit einer Burgundersauce, Navetten und getrüffelten Herzoginkartoffeln oder Rehrücken im Wirsingmantel mit einer Wacholder-Rahmsauce, Apfel-Wildleber-Ingwer-Ragout, glaciertem Rosenkohl, Rotkohl und Kartoffel-Pastinaken-Püree oder Seezunge „Müllerin Art“ mit Sauce Remoulade, zerlassener Butter, Petersilienkartoffeln und gemischtem Salat. Warmer Schokoladenauflauf mit Holunder-Birnen-Mousse, Cognac-Quitten und weißem Nougat-Eis“.


Lewandowski's satirische Jahresvorschau
917. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.1.19

Liebe Leserin! Lieber Leser!

Zum Jahreswechsel wünschen wir allen das Allerbeste! Und wir haben den Gastkolumnisten Harry Lewandowski zu einem Kommentar eingeladen. Bei Harry Lewandowski handelt es sich um eine erfundene Figur der Comedy-Branche; bei seiner nun nachfolgenden satirischen Jahresvorschau handelt es sich um Kunst, deren Freiheit durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland gesichert wird: „ Hier meldet sich Ihr Harry Lewandowski, der Küster von der Gemeinde. Derzeit laufen ja wieder viele Jahresrückblicke, das kann doch jeder, aber in die Zukunft gucken, das kann nur ich, Harry Glaskugel Nostradamus Lewandowski. Eins ist klar für 2019, und zwar, der 1.FC Köln steigt wieder auf, wenn auch mit dem HSV zusammen, auch wenn Fortuna absteigen müsste. Dann geht die Trump-Ära zu Ende, aber hier sei noch nicht verraten warum, denn dann könnte die NSA eingreifen, und das noch im letzten Moment verhindern. Außerdem hat die Groko zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, nämlich die Knappheit an billigem Wohnraum und den Klimawandel, denn die Baumhäuser im Hambacher Wald werden nicht abgerissen; und es tun sich neue Möglichkeiten in der elektronischen Überwachung auf: gegen eine kleine Gebühr kann man sein Geburtsdatum ändern und steht beim Parshippen etwas jünger dar. Und nun kommt´s: die AfD schaltet ihre Lehrer-Denuziationsportal ab, nachdem eine 12jährige Schülerin im Lächeln ihres Lehrers den Robert Habeck zu erkennen zu glaubte, das meldete sie, das wurde weitergereicht und der Lehrer wegen lächerlichen Lächelns vom Dienst suspendiert. Dann gibt es natürlich wieder noch jede Menge Kirchentage mit einigen besonderen Mottos, so: Jage den Frieden, wo du nur kannst. Und das ist für 2019 hier unser utopischer Service. Folgende Kriege werden 2019 friedlich beendet: Syrien, Jemen, Mali, Afghanistan,…stop, stop, stop, da kann die deutsche Wirtschaft doch keine Gewehre mehr verkaufen, und wir uns gemütlich gesättigt zurücklehnen in unseren Strebergärten. Übrigens, und das ist immer noch keine Relotius-Fake-News: die Neustädter Zeitung geht ins 47te Jahr und diese Kolumne hat auch schon über 20 Jahre aufm Buckel. Also macht es 2019 alle gut und lest fleißig weiter, denn nur wer sich eine Meinung bildet, darf die Meinungsfreiheit nutzen. Euer Harry Nostradamus Lewandowski!“



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