Drei Grazien Hochverehrte Leserschaft!Alle Jubeljahr prämiert „Unser Dorf liest“ den besten Leser des Monats mit einem Portrait in unserer Hauspostille. Der beste Leser zeichnet sich dadurch aus, dass er entweder gut lesen, gut zuhören kann oder regelmäßig unsere Veranstaltungen besucht. Diesmal können wir gleich drei Preisträger aus Bordenau vorstellen, nämlich Mutter, Tochter und Großmutter bzw. Frau , Mutter und Urgroßmutter. Also: die rüstige Uroma Gerda Mast nimmt gern am Dorfgeschehen teil und muss einfach immer mit. Gisela Garsundke, Motor, Treibstoff und Richtung vons Ganze, ist vielseitig künstlerisch interessiert und zieht die anderen mit, Enkelin Anja Kiedrowski, nicht als junge Mutter sondern mehr vom Hausumbau gestresst, wundert sich, dass es zu allen Themen und Situationen überhaupt Texte gibt: „ Ich lese selbst wenig und gehe nur zu Veranstaltungen, die mich interessieren, so letztens zur kurzen Nacht der Poesie oder auch zu den Frühlingsgedichten im Blumenladen.“ Ganz besonders hat ihr die Lesung aus Literaturen der Welt im „ROMA“ gefallen. Mutter Gisela: „Ich finde toll, dass zu den verschiedenen Themen entsprechende Orte gewählt werden, die zur Lesung passen; so lief die „Apothekerin“ auch in der Apotheke, und ich ärgere mich jedes Mal, wenn ich einen Termin verpasse.“ Uroma Gerda: „ Die kurzen Wege zu den Lesungen tun meinen Beinen gut.“ Drei Generationen treffen da zusammen, drei aufmerksame Zuhörerinnen, die auch fast immer zusammen auftreten, hinhören, um sich anschließend darüber auszutauschen. Und das vom Anfang unseres lesenden Dorfes, so fragt Gisela:“ Die Bordenauer Geschichten im Reiterstübchen gehören doch dazu?“ Und das auch zu ungewöhnlichen Zeiten: „Beim FAUST war ich um sieben Uhr schon da“ , so Gisela, „ die anderen schliefen noch!“ Alle drei Frauen, ob nun Enkelin oder Uroma, allesamt Mütter eben, sind an einer gelungenen Mischung aus Heiterem und Besinnlichem interessiert, auch Herz und Schmerz mit gutem Ende, der FAUST war da etwas schwer für sie, so Anja. Vielleicht gibt`s ja demnächst mal was am Muttertag! Und so ziehen sie wieder los mit dem augenzwinkernden Spruch auf den Lippen: „Heut machen wir in Kultur!“, wenn es heißt: unser Dorf liest oder unser Dorf lässt lesen oder unser Dorf kann lesen. Die Drei sind dabei! Wahrhaft würdige Preisträger! Herzlichen Glückwunsch! Aufruf Heine Hochverehrte Leserschaft!Mitbürger! Landsleute! Des Lesens Kundige! Hört und lest und lasst Euch sagen, Ihr seid alle eingeladen mitzuwirken geraderaus am 3.Oktober 2001 bei der Lesung des 1844 entstandenen Gedichts von Heinrich Heine : „Deutschland – ein Wintermärchen“. Damals war Deutschland noch in viele Fürstentümer aufgeteilt. Der Text schildert Heines Heimkehrreise zur Mutter nach Hamburg, auf dessen Weg er auch die Leine kreuzt, und beginnt so: „Im traurigen Monat November war`s, die Tage wurden trüber, der Wind riss von den Bäumen das Laub, da reist` ich nach Deutschland hinüber. Und als ich an die Grenze kam, da fühlt ich ein stärkeres Klopfen in meiner Brust, ich glaube sogar, die Augen begunnen zu tropfen. Und als ich die deutsche Sprache vernahm, da ward mir ganz seltsam zumute; ich meinte nicht anders, als ob das Herz recht angenehm verblute. Ein kleines Harfenmädchen sang. Sie sang mit wahrem Gefühle und falscher Stimme, doch ward ich sehr gerühret von ihrem Spiele. Sie sang von Liebe und Liebesgram, Aufopferung und Wiederfinden dort droben, in jener besseren Welt, wo alle Leiden schwinden. Sie sang vom irdischen Jammertal, von Freuden, die bald zerronnen, vom Jenseits, wo die Seele schwelgt verklärt in ew`gen Wonnen. Sie sang das alte Entsagungslied, das Eiapopeia vom Himmel, womit man einlullt, wenn es greint, das Volk, den großen Lümmel. Ich kenne die Weise, ich kenne den Text, ich kenn auch die Herren Verfasser; ich weiß, sie tranken heimlich Wein und predigten öffentlich Wasser. Ein neues Lied, ein besseres Lied, o Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten.“ Heines heiter-kritischer, bisweilen satirisch-bissiger Text war schon in seiner Entstehungszeit und ersten Verbreitung umstritten bzw. von der damaligen Zensur bedroht. Heute interessiert daran die Kontinuität deutscher Mentalitäten und Heines - modern gesagt – kabarettistischer Blick darauf. Das erste Treffen zur Vorbereitung der Lesung findet am 15.Juli 2001 , um 15.00 Uhr im Seminarraum der Scharnhorstschule statt. Herzliche Einladung an alle des Lesens kundigen Mitbürger, Jugend willkommen!!! Bichsel/Morlang Hochverehrte Leserschaft!In einem Gespräch zwischen Werner Morlang und Peter Bichsel erfahren wir heute einiges über Bücher und Lesen. Peter Bichsel: In der Regel sind es moralische Gründe, dass uns die Eltern, dass uns die Tanten, dass uns die Mütter zum Lesen verpflichten. Und es ist sehr schrecklich: Lesen soll etwas Nützliches sein, meint die Mutter. Sie meint nämlich, nützlich für die Orthografie. Der Lehrer in der Schule hat gesagt, er ist sehr schlecht im Diktat, er macht zwanzig Fehler, er müsste mehr lesen. Dann kommt Lesen in einen Nützlichkeitszwang hinein, zu dem es überhaupt nicht taugt. Ein Buch ist erst dann ein schönes Buch und ein wunderbares Buch, wenn es ein unnützliches ist. Wenn ich von einem Buch etwas lerne, dann ist es kein Buch für Leser. Werner Morlang: Ich glaube, dieser Nützlichkeit verweigert man sich als Kind schon sehr bald. Man beginnt dann vor allem die Bücher zu entdecken, die ein bisschen anrüchig sind, die von der Erwachsenenwelt nicht toleriert werden, und ich glaube auch, dass es in der Kindheit sehr wesentlich ist, über das Buch Eintritt in eine Gegenwelt zu erhalten. So war`s bei mir, wie wahrscheinlich einem Großteil der Jungen mit Karl May, der von meinen Eltern her eigentlich tabu war und den ich dann auch immer im Verborgenen lesen musste. Peter Bichsel: Im Augenblick, wenn die Väter entdecken, dass Lesen etwas Subversives ist – das Entdecken von Gegenwelten ist subversiv, nicht Schriftsteller sind gefährliche Leute, die sind relativ harmlos, aber Leser sind gefährliche Leute, die Leser sind die subversiven im Staat, nicht die Schriftsteller – in dem Augenblick, wo die Väter entdecken, dass Lesen das Entdecken von Gegenwelten ist, in dem Augenblick verbieten sie es. Nachtpoesie Hochverehrte Leserschaft!Das Ristaurante ROMA, für viele Stunden das Zentrum Bordenaus, war am vergangenen Donnerstag bis auf den letzten Platz besetzt; immer, wenn Unser Dorf ruft, kommen die Menschen von Nah und Fern, unter ihnen auch Wahlbordenauer Alexander May, der – auch das eine Premiere – von der stellvertretenden Ortsbürgermeisterin Sabine Münkel die entsprechenden Pass-Dokumente erhielt. Und die kurze Nacht der Poesie hielt, was sie versprach: kurz, poetisch, nächtig, mächtig, fast zu dicht, nicht die Texte selbst, sondern deren Fülle. Neubordenauerin Stephanie Jans, seit Jahren versierte Autorin, schlug mit ihren von wahrhaftiger Verzweifelung bis stilisierter Zwietracht getriebenen Gedichten und Geschichten das lauschende Publikum in ihren Bann. Wortspielkaskaden illuminierten zwischen Himmel und Hölle die Chancen und Grenzen der Liebe. Überragend ihre Geschichte: „Wenn die Katze ein Pferd wäre, könnte man durch die Bäume reiten“. Hier schildert sie, wie eine Frau an ihrer Welt verrückt wird: durch Umbenennungen versucht sie ihre Wirklichkeit zu halten und stürzt doch in den Abgrund. Die Geschichte tanzt auf einer unglaublichen Balance dieser Verrücktheit. Umgrenzt, aber keinesfalls nur umrahmt gab Frauke Hohberger, bekannte und überragende Mephisto-Darstellerin im Bordenauer Faust ihr Debüt als Sängerin, eine weitere Neuentdeckung an dieser universalen Künstlerin, deren überregionale Karriere auch in Bordenau begann. Ihre mit Dirk Herrmann am Piano gemeinsam entwickelten Lieder und Chansons tauchten den Abend in eine selbstverständliche weltstädtische Atmosphäre. Der bisher kaum über Averhoy hinaus bekannte Musiker war Grundlage, Initiator und Garant für mitreißende Klangteppiche und Melodienführung. Die südliche Gastfreundschaft des ROMA ließ vergessen, dass wir uns nicht in Leipzig, Berlin oder New York befanden. Solche tollen Abende sind den Bordenauern noch oft zu wünschen! Radiocomedy Hochverehrte Leserschaft!Das Lokalradio Neustadt steht kurz vor der
stadtweiten Sendelizenz. Seit Jahren sendet der kleine sympathische Sender am
Steinhuder Meer tapfer zur Ermutigung der Patienten in das Kreiskrankenhauses,
durch dessen Unterstützung - besonders von Verwaltungsdirektor Friedrich
Schmidt – erst die ersten Wellen in Wallung gerieten. Regelmäßig berichtet
das Kulturmagazin auch über „Unser Dorf liest“ ; wir zitieren eine
Transskription einer eher heiteren Sendung mit Chefredakteur Henning Lühr
(HL) und dem leitenden Kulturredakteur Martin Drebs (MD). HL: Neustädter
Zeitung, tja, hier ist sie wieder, Martin, du kommst aus Bordenau? Hier steht:
Unser Dorf liest. Bordenau, das Dorf an sich kann lesen? MD: Ja, ja, also, das
Dorf selbst nicht so, also in der Personifikation des Dorfes nicht so! HL: Ja,
also was denn jetzt? Ich will dir mal was sagen: da steht ja nun: Unser Dorf
liest. MD: Es muss eigentlich heißen: Bordenau liest! Also, da gibt es doch an
den Ortseingängen solche Schilder, die hast du sicher schon mal gesehen, da
haben wir vier oder fünf Stück. HL: Du meinst diese gelben mit den schwarzen
Buchstaben: BORDENAU! MD: Da bin ich hingegangen in einer Testreihe und habe
einem Schild Bücher vorgehalten, und du glaubst nicht: dieses Schild hat sich
verformt, geächzt; es hat geklappt. HL: Das soll ja jetzt auch mit anderen Dörfern
klappen: man liest ziemlich häufig in der Zeitung: auch Dudensen kann lesen.
MD: Ja sicher, gerade Dudensen, also es heißt Duden sen. , Duden senior muss
das ausgesprochen werden; das ganze Leben ist eine Frage der Betonung. Wir lesen
an diesem Mittwoch ein Gedicht, das passt ganz gut zu den heißen Nächten des
beginnenden Sommers, von Else Lasker-Schüler. Hast du es gelesen? HL: Das
Gedicht jetzt oder „Bordenau“, das Schild? Das Schild an sich? MD: Das
Gedicht, das Gedicht! HL: Das Schild lese ich fast jeden Tag! MD: „Meine
Lippen glühn und meine Arme breiten sich aus wie Flammen, du, du....HL:
Dudensen...- Soweit die Übertragung ins Geschriebene. Die weitere Sendung ist
sendungsbewusst auf der Bordenauer Homepage zu
hören und: mit diesem Gedicht beginnt auch morgen, Donnerstag, 31.Mai
ab 22.00 Uhr im Ristorante Roma die kurze Nacht der Poesie. Das Radio wird darüber
berichten..... Literatour Hochverehrte Leserschaft!Was fällt Ihnen bei den Stichworten „Region Neustadt“ und „Literatur“ ein? Nichts? Nach einiger Grübelei vielleicht Löns und Hölty? Heideidylle und klimperndes Gebimmel putziger „Maienglöckchen“ in irgendeinem abgelegenen Wiesengrund? Keine Frage, der Gedanke, sich der Neustädter Region mit literarischen Texten anzunähern, scheint absurd. Dennoch soll es versucht werden: per Rad und abseits eingefahrener Wege Geschichte und Literatur erfahren. Frischer Wind ums Hirn, Schotter, Gras und Schlaglöcher unter dem Reifen, Himmelfahrt, Literat(o)ur. Morgen, Donnerstag, 24.Mai; um 10.00 Uhr geht`s los zwischen den Brücken am Neustädter Geldlöwen mit Texten von Robert Lowry, Erich Maria Remarque und Joseph Roth. Am Judenfriedhof kommt Aufklärer und Humanist Theodor Lessing zu Wort und in Mecklenhorst natürlich Vor-Schöner-Neuen-Welt-Warner Aldous Huxley. Wer denn sonst? Hinter Otternhagen geht`s am Rand des Helstorfer Moores entlang zum Truppenübungsplatz Luttmersen, wo Wunstorfer Bomber bereits in den dreißiger Jahren des jüngst vergangenen Jahrhunderts für zukünftige Kriege trainiert wurden. Ernest Hemingway sollte die Spezialisten aus der Heide bei Neustadt in Spanien kennen lernen. Und ihre silbrig-glitzernden Maschinen kamen ihm vor wie Haie. Haifische aus der Heide. Jetzt ist es aber Zeit den Rückweg anzutreten über Mariensee und den dazugehörigen Klostertann, wo sich dann vielleicht auch ein sumpfiger Wiesengrund findet. Zum Glück ohne die „Maienglöckchen“. Die sind nämlich giftig. Hermann Hochverehrte Leserschaft!Ein mildes Lüftchen streift durch die vorsommerliche
Nacht, es riecht nach Romantik und mehr, wenn am Donnerstag, dem 31.Mai 2001, ab
22.00 Uhr im Ristorante zärtliche Klänge erschallen und wilde Texte uns in
eine kurze, aber heftige Nacht der Poesie verführen. Autorin Stephanie
Jans liest eigene Texte, sie haben wir hier schon vorgestellt, und Frauke
Hohberger brauchen wir nicht mehr vorstellen, wer erinnerte sich nicht an
ihren herrlichen, auch trommelnden und singenden Mephisto im Bordenauer
Faust. Um sie zu sehen hat sich auch ein
berühmter Fan angekündigt. Doch die Klänge am Piano, die wir im Vorübergehen
hören – wir haben keine Karte mehr bekommen - stammen aus den auf den Tasten
tanzenden Händen von Dirk Hermann, der uns eine lustige Biografie zugeschickt
hat: er , Jahrgang 1964, nahm nach einer abgebrochenen Laufbahn als Blockflötenvirtuose
im Alter von zwölf Jahren erstmals Klavierunterricht, verfehlte aber knapp die
angepeilte internationale Konzertkarriere. Nach zwischenzeitlichem Engagement
als Gitarrist bei der leider kaum über die Grenzen Averhoys bekannt gewordenen
Experimental-Rockband „Scarafone“ nun wieder Keyborder und Pianist, unter
anderem bei der hannoverschen Multikulti-Kapelle
„Babylon“. Wildert als kosmopolitischer Dilettant in verschiedenen
Musikwelten, angefangen von Abdullah Ibrahim über Bach, Debussy, Bill Evans,
Jobim, Sting bis Weill (um nur einige zu nennen), sofern ihm sein Job als
freischwebender Biologe dafür Zeit lässt. Liebt offbeat und outside playing,
wird sich am 31.05. aber hoffentlich in tune zeigen. Übt fleißig, um im nächsten
Leben als Künstler durchzugehen, und hat großen Spaß daran, zusammen mit
Frauke Hohberger die Musikwelt sowie die WG-Mitbewohnerinnen zu erschüttern. Marai Hochverehrte Leserschaft!Zur Zeit lesen wir im Literaturkreis der KVHS den Roman „Die Glut“ des 1989 verstorbenen ungarischen Schriftstellers Sándor Márai. Im Mittelpunkt stehen eine tragische Dreiecksbeziehung und die Fragen nach Freundschaft und Treue, nach Stolz und Noblesse. Zwei alte Freunde, zwei alte Herren zumal treffen sich nach Jahrzehnten wieder, um im Angesicht des Todes den Höllensturz in die großen Gefühle nachzuempfinden. Dabei liegt panisches Schweigen über dem Gewesenen und nur sehr leise, Schritt für Schritt, enthüllt sich uns ein Drama, das drei Menschen zerstört hat. Diese Enthüllung zeigt die beiden in ihrer zusammengehörenden Gegensätzlichkeit von Künstler und Pragmatiker. „Du warst immer der Gebildetere“ ,so der General,“ du warst das Meisterwerk wider Willen, der Fleißige und der Brave, du warst der Begabte, denn du hattest ein Instrument, im wahrsten Sinne des Wortes, du hattest ein Geheimnis – die Musik. Du warst der verwandte Chopins, du zogst dich stolz zurück. Im Grunde deiner Seele aber steckte ein Krampf – die Sehnsucht, anders zu sein, als man ist: eine schmerzlichere Sehnsucht könnte im Herzen nicht brennen. Denn das Leben lässt sich nur ertragen, wenn man sich mit dem abfindet, was man für sich selbst und die Welt bedeutet. Man muss sich damit abfinden, dass man ist, wie man ist, und wissen, dass man für dieses weise Verhalten vom Leben kein Lob bekommt... und sie sagt, du seiest kein richtiger Soldat, du seiest ein Mensch anderer Art. Ich verstehe das nicht, ich weiß es noch nicht, was Anderssein bedeutet... Es braucht eine lange zeit, viele einsame Stunden, um mich zu lehren, dass es immer nur darum geht, dass es zwischen Männern und Frauen, unter Freunden und Bekannten immer um dieses Anderssein geht, das die Menschheit in zwei Parteien spaltet... Denn immer lieben wir den „anderen“, immer suchen wir ihn, in sämtlichen Wechselfällen des Lebens... Weißt du das schon? Das größte Geheimnis und das größte Geschenk besteht darin, dass sich zwei „gleichartige“ Menschen begegnen. Das kommt so selten vor.“ Jans Hochverehrte Leserschaft!Unter dem Titel :„Kurze Nacht der Poesie“ werden wir am Donnerstag, dem 31.5.2001 , ab 22.00 Uhr im Ristorante ROMA in Bordenau ein schönes literarisches und musikalisches Programm vorstellen. „Meine Lippen glühn und meine Arme breiten sich aus wie Flammen; du musst mit mir ins Roma ziehen, in die Sonne, aus der meine Gluten stammen.“ So geht es mit Else Lasker-Schüler schon heiß an. Unsere Frauke Hohberger wird zusammen mit ihrem Pianisten Dirk Hermann eigene Chansons vorstellen. Die poetischen Texte des Abends aber stammen überwiegend von der in Bordenau lebenden Schriftstellerin, Journalistin und Verlegerin Stephanie Jans. 1965 in Hannover geboren, studierte sie erst Germanistik, dann Wirtschaftswissenschaften. Seit 1985 schreibt sie Lyrik und Kurzprosa, Satiren, Kriminalien, Buchrezensionen, aber auch Geschichten für Kinder. Neben Lesungen beteiligte sie sich am Lyriktelefon der Stadt Hannover, als Kleinverlegerin veröffentlichte sie mehrere Bücher, Literaturkalender und Postkartenserien und bietet einen Wettbewerbs-Fullservice für Autoren. Hören wir ihre „Beweisführung unter Verwendung deutscher Sprachsynonyme: Warum die Liebe am Krieg schuld ist Selbst wahre Liebe führt nur allzu leicht statt zu Nächstenliebe in ein Bratkartoffelverhältnis – jeder bleibt sich selbst der Nächste. Auch ist die liebe Liebe eine schmerzensreiche Angelegenheit. Entweder hat einer am anderen einen Narren gefressen, klebt wie eine Klette an ihm oder er hat gar sein Herz verschenkt. Bei aller Zärtlichkeit droht doch der Liebestöter, was schnell zu allgemeiner Lieblosigkeit führt. Diese Gefühlskälte verstärkt sich bis zur Grausamkeit. Grausame Menschen jedoch treibt ihre Zerstörungslust in blinden Vandalismus – oder in die organisierte Barbarei, den Krieg. Krieg braucht keinen Grund. Einen hat er jedoch immer – Liebe. Besonders, wenn sie entgleist – oder unerfüllt bleibt. Ein Frage bleibt: Wer von uns beiden fürchtet sich mehr, wenn ich dir zuflüstere, ich liebe dich?“ Karten für 8,-DM demnächst an allen bekannten Bordenauer Vorverkaufstellen und unter www.Bordenau.de . Hoffen wir auf romantisches Wetter! Abschiede Hochverehrte Leserschaft!Abschiede sind angesagt: zum Sommer hin verlassen Pastor Peter-Gottfried Schmidt und Schulleiter Klaus Joseph unser Bordenau, beide nach über 20 Jahren erfolgreichen Wirkens. Ihre beharrlichen, gütigen und heiteren Leistungen werden demnächst genügend wertschätzende Würdigungen finden. Aber es gibt auch uns Verlassen-Werdende, Zurückbleibende, die sich auf die Abschiede vorbereiten sollten. Wir wünschen beiden alles Gute, lasst uns die gemeinsam verbleibende Zeit genießen. Mit Hermann Hesses Gedicht „Stufen“ wollen wir uns und Euch eine goldene Brücke bauen: „Wie jede Blüte welkt und jede Jugend dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe, blüht jede Weisheit auch und jede Tugend zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern, es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginne, um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andere, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben. Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten, an keinem wie an einer Heimat hängen, der Weltgeist will nicht fesseln und uns engen, er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten. Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen. Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde uns neuen Räumen jung entgegensenden, des Lebens Ruf an uns wird niemals enden....Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ Das goldene Ei Hochverehrte Leserschaft!Ostern schon vorbei? Habt Ihr Euer Ei gefunden? Wenn nicht, dann schaut doch mal in „Das goldene Ei“ mit Bildern von Maggie Kneen: „Hallo, kleine Ente Luzie! Wo läufst du denn hin?“ „Ich möchte so gern noch ein Osterei finden“, sagt die kleine Ente. „und aus Gold muss es sein!“ „Kleine Ente Luzie, hast du dein Ei schon gefunden?“ „Nein“, ruft die kleine Ente. „Aber dort drüben liegt etwas Rundes, Glänzendes. Ist das vielleicht ein goldenes Ei?“ „Nein“, sagt das Küken Miri. „Mein Ei ist blau.“ Miri hilft der kleinen Ente suchen. Sie suchen hinter den Blumentöpfen, unter den Sträuchern und zwischen den Blumen. Da, was ist denn das? „Ein rotes Osterei“, ruft Luzie. „Mit Schmetterlingen!“ Auf der Wiese suchen Luzie und Miri weiter. „Kommt mit,“ ruft Jana, das Lamm. „Ich hab ein großes buntes Ei entdeckt!“ Miri freut sich sehr. Aber die kleine Ente ruft: „Das ist ja Lila!“ Am Teich treffen Luzie und Miri den König Schwan. Wunderschön sieht er aus mit seiner Krone! Und was trägt er auf dem Rücken? Es funkelt und glänzt in der Sonne. „ Hast du vielleicht ein goldenes Ei?“ fragt Miri. „Nein, nein“, sagt König Schwan. „Mein Osterei ist rosa!“ „Ein Ei aus Gold finde ich wohl nie“, seufzt Luzie. „Ich weiß was“, ruft der kleine Hase Hops. „Du musst zu Lia gehen, der goldenen Gans!“ „Kannst du mir helfen, liebe Gans? Ich möchte so gern ein Osterei haben. Aber aus Gold muss es sein!“ „Mein goldenes Ei kann ich dir nicht geben“, sagt die Gans. „Aber ich hab etwas viel Schöneres: Das beste Osterei der Welt!“ „Und aus was ist das?“ fragt Luzie gespannt. „Das weiß doch jeder“, brummt Benno Bär. Das beste Osterei der Welt ist aus Schokolade!“ Schlafes Bruder Hochverehrte Leserschaft!Robert Schneider schildert uns in „Schlafes Bruder“ ein österliches Konzert: „ Gewaltig staunte das Kirchenvolk, als plötzlich beim Gloria die Orgel aufbrauste und mit jubelndem Fingerwerk anzeigte, auf welche Weise sich ein Christ über diesen Tag zu freuen habe. Eckart spielte eine mächtig ausholende Toccata, die in einem fünfstimmigen Fugato über die Melodie des Kirchenliedes endete. Als er jedoch zum eigentlichen Choral ansetzte, fand sich niemand, der mitsingen wollte. So heftig waren die Bauern erschrocken. Darum erhob Eckart selbst die Stimme und begann mit kraftvollem Baß das Gloria zu singen. Als die Minute des Schreckens ausgestanden, wagten einige Stimmen in den Gesang miteinzufallen. Sie mussten aber bald abbrechen, denn die Art von Musik verlangte ihren Ohren das alleräußerste ab. Jedoch im Gottesdienst das alleräußerste zu geben, war man in Eschberg nicht gewohnt. Und Eckart jubilierte. Komponierte ein Adagio von so anrührender Zartheit, dass den Bauern die klammkalten Hände plötzlich warm wurden. Figurierte den Choral „Christ lag in Todesbanden“ in martialischen Motiven und endigte schließlich mit einem riesenhaften Postludium, welches er über das Metrum von Elsbeths Herzschlagen aufgebaut hatte. Die Bauern verließen das Kirchlein mit hochgestimmter Seele. Die Musik des Organisten machte ihre sturen Gemüter lammfromm, denn eigentümlicherweise verließ niemand die Kirche vor der Zeit. Es entstand auch nicht die leidliche Drängelei beim Weihwasserstock. Einige taten plötzlich ganz ungewöhnlich vornehm, gaben mit wurstigen Händen elegante Zeichen zum Vortritt und mengten in ihren Gruß – man wird es nicht glauben – Worte nach französischem Klang.“ Nauborde Hochverehrte Leserschaft!Kommissar Nauborde hatte diesmal einen wirklich schweren Fall zu lösen: er sollte den Frühling finden, der sich irgendwo zwischen Wäldern, Seen und Leineauen versteckt halten musste. Ausgerüstet mit Funk, Taschenmesser, Lupe und Fernglas sowie einem kleinen Rucksack machte er sich auf den Weg. Heftiges Schneetreiben erschwerte gleich den Beginn, den er am Osterberg vorbei Richtung Ziegelei nahm. Ein erster Blick auf die Leine, die hochtragend und wie beiläufig majestätisch vorüberglitt, noch von zahllosen himmelwärts spiegelnden Wasserflächen umlagert, ließ ihn jahreszeitlich scharf überlegen: „Kombiniere, kombiniere! Hochwasser, das ist ein gutes Zeichen, in den Bergen schmelzen die Schneekuppen, da ist der Frühling nicht mehr weit! Er schwimmt sozusagen heran!“ Am Wald entdeckt er in den Büschen und im Gesträuch weitere Hinweise: kleine, fast unscheinbare Knospen treiben sich hellgrün ins Licht. Aus der Nähe sieht er es nicht so gut, erst wenn er ein paar Schritte zurückgeht, erfasst er mit einem Blick die samten aufleuchtende Patina über der noch frierenden Natur. Überall jauchzen die Vögel ihr sehnsuchtsvolles Lied und bringen die tanzenden Flocken noch in der Luft dazu sich aufzulösen. Oben im wolkendurchtriebenen Himmel beobachtet Nauborde ein Storchenpaar, das mit großen Schwingen auf die Kirche zufliegt. Vollends überzeugt aber ist er erst, als ihm ein Wanderer in der natürlich geschwungenen Senke entgegenkommt. Dieser lächelt Nauborde an, grüßt ihn herzlich und wünscht ihm ein gutes Jahr, und das Anfang April! Vielleicht feiert er einen anderen Jahresanfang! Da weiß der Kommissar: der Frühling ist nah, ein Glücksfall, der sich gottlob jedes Jahr wieder ergibt, auch wenn wir manches Mal ein bisschen länger auf ihn warten müssen. |
E-Mail an den Webmaster -
Zur Startseite Bordenau-Aktuell
- Impressum
|