Logo_50.jpg (1474 Byte)
Unser Dorf liest

Arbeitskreis 
"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 2013


Übersicht
Archiv
anzeigen
Bücherbude im Fernsehen
777. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 7.12.2013

Liebe Leser!

„…das Weihnachtsfest kehrt wieder, ein liebes Fest, ein Fest der Liebe und euch das liebste, ein Fest erfüllt von Licht und Duft und Traum der Kindheit. Man mag es das deutscheste aller Feste nennen, und wohl kaum ein Volk begeht es mit solcher Innigkeit.“ So Thomas Mann. Und auch wir wollen feiern. Zum Jahresausklang in vorweihnachtlicher Atmosphäre lädt das lesende Dorf in die Bücherbude Bordenau in der Holunderapotheke auf der Bordenauerstraße 10 in Bordenau, und zwar am Samstag, dem 14. Dezember 2013, zwischen 15.00 und 17.00 Uhr. Zu diesem literarischen Empfang kredenzt Dr. Reinhard Malsch überraschende Adventskalendertees, und zu dieser Rund-um-gut- fühl-Lesung tragen bekannte Rezitatoren des Dorfes heitere und besinnliche Weihnachtsgeschichten vor. Diese Geschichten sollen Sie, verehrte Gäste, mit einem inneren Reichtum erfüllen, den Ihnen niemand und nichts, auch nicht der kommerzialisierteste Weihnachtstrubel nehmen kann. „Reich zu werden, trauen wir uns nicht zu, aber reich zu bleiben“, rufen wir mit Heinrich Waggerl aus. Und darum geht es uns seit dem letzten Jahrtausend mit unserer kleinen Initiative: Die Menschen durch gute Literatur zu bilden, zu entwickeln und zu humanisieren. Und damit Sie nicht nur mit vollem Herzen, sondern auch mit vollen Händen wieder weitergehen können, verschenken wir Bücher aus unserer finanzamtsunterschwelligen und hobbymäßigen und ehrenamtlichen Bücherbude: Jeder Gast darf zehn Bücher mitnehmen, Stoffsack bitte selbst mitbringen, keine Plastiktüte! Und schon am Montag, dem 9. Dezember, finden Sie im Fernsehen auf N3 ab 20.15 Uhr in der Sendung „Markt“ einen Hinweis auf die Bücherbude. Diesmal testen die Bordenauer Autoren des Buches „Lebensabend mit Goldrand“ ein paar elektronische Bücher!


Bas Böttcher
776. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.11.2013

Liebe Leser!

Noch bevor die Weihnachtszeit so richtig losgeht, wollen wir hier der neuzeitlichen Lyrik huldigen mit einem engagierten Gedicht von Bas Böttcher, der seit zwei Jahrzehnten mit außergewöhnlichen Gedichten auf sich aufmerksam macht. Geboren 1974 in Bremen und wohnhaft in Berlin studierte er Mediengestaltung in Weimar. Seine Texte gelten als Klassiker der zeitgenössischen Bühnenlyrik, er selbst betrachtet sie als „sinnliche Ereignisse“, und nach vielen Preisen betitelte ihn die NZZ jüngst als „Pop-Poetry-Pionier“, die FAZ vergleicht ihn mit Jandl und Ringelnatz. Lesen Sie selbst mit freundlicher Genehmigung des Autors und finden Sie weitere Anregungen auf www.basboettcher.de: “Babylon 2.8 Berlin, Paris, London, Ballermann, Balaton/Wir leben in Babylon 2.8/Reden wie im Mythos – verdreifacht geregeltes Mediengerede/und speisen’s in Festplatten, Köpfe und Geräte/So wie in Babel in der Bibel lieben People die Piepen/und die, die dienen, verdienen viel weniger, als sie verdienten Google mal Babylon! Babel mal Googylon Bubblegum, Goodie, Booty, Party on, Babylon! Während wir Wörter wie Werte verwirren/werden wagenweise Waren vertrieben. Und im Gehirn/platzen Dotcom-Hypotheken-Sprechblasen wie Pustefix/Komplett Geplättete fragen mich, warum tuste nix./Propaganda geht runter wie Öl und rauf wie Ölpreise/nur wer sich selbst umschaut, wird auf seine Weise weise Google mal Babylon! Babel mal Googylon Bubblegum, Goodie, Booty, Party on, Babylon! Bubble ma goodylon! Goody ma Babylon Berlin, Paris, London, Ballermann, Balaton.”


Seit 15 Jahre Kolumne aus dem lesenden Dorf
775. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.11.2013

Liebe Leser!

Vierzig Jahre Neustädter Zeitung! Dazu gratulieren auch wir vom lesenden Dorf. Immerhin haben wir mit unserer kleinen Kolumne am Rande der Presselandschaft und abseits aller Festschriften drei Achtel dieser Zeit nun schon begleitet, das sind immerhin über fünfzehn Jahre jede Woche einen kleinen Wortbeitrag zu den Themen rund um die Literatur und das Lesen. Wir sind der Neustädter Zeitung dankbar für diese geistige Gastfreundschaft, in der wir zusammen darauf angewiesen sind, dass die geneigte Leserschaft uns auch liest. Respekt vor der verlegerischen und journalistischen Arbeit der Neustädter Zeitung! Wir sind immer freundlich behandelt worden, man nahm uns ernst, prüfte die Texte sorgfältig sprachlich auf „Herz und Nieren“ und gab manch wertvollen Hinweis zur Verbesserung unserer Vorschläge. Und presserechtlich gibt es uns ja gar nicht, denn unsere Kolumne ziert weder ein Namenskürzel oder Namen noch der Hinweis „Anzeige“. Alles begann 1997 mit einer PR-Kampagne von „Bordenau liest“ und der Neustädter Zeitung, und seitdem zeichnet der gleiche kluge Kopf ehrenamtlich verantwortlich, denn „Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person“ (Goethe, FAUST). Und wenn Herausgeber Klaus-Dieter Nülle von den medialen Veränderungen spricht, und vermutet, dass es in einiger Zeit keine Zeitung als Printmedium mehr im klassischen Sinne geben wird, dann weiß er auch, Bordenau ist seiner Zeit voraus, denn seit 1999 werden die Kolumnen unter www.Bordenau.de ebenfalls veröffentlicht, meist mit weiterführenden Verbindungen zu interessanten Informationen. In diesem Sinne : Glückwunsch und Danke! Und wir möchten weiterhin dabei sein, wenn es heißt: in so einer lesensfähigen Stadt möchte ich wohnen. Mit freundlichen Grüßen - Ihr Martin Drebs.


„Macht unsere Bücher billiger!"
774. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 30.10.2013

Liebe Leser!

„Macht unsere Bücher billiger!" so Kurt Tucholsky 1932 in einem Brief an seinen Verleger Ernst Rowohlt. Zuvor hatte ein Oberrealschüler an den Schriftsteller und Journalisten geschrieben, er möge recht bald sterben, "damit Ihre Bücher billiger werden (so wie die von Goethe zum Beispiel). Ihr letztes Buch ist wieder so teuer, das man es sich nicht kaufen kann." „Macht die Bücher wertvoller!“ so könnte man mit Peter Marggraf aus Bordenau rufen. Sein jetzt in seiner San Marco Handpresse neu erschienenes Buch von Christine Kappe „Wie kann das sein“, Gedichte und eine Radierung von eben Peter Marggraf, ist an Kunstfertigkeit nicht zu übertreffen: Eine große schwere Mappe aus bestem Papier im Format 23 mal 29,5 Zentimeter, die Gedichte noch aus echten Lettern gesetzt und alles auf der Handpresse gedruckt. Die hannoversche Autorin, 1970 in Einbeck geboren, studierte Sprachwissenschaft und Geschichte und am Deutschen Literaturinstitut, Leipzig. Ihre Texte erscheinen in Literaturzeitschriften und Anthologien, sie erhielt den Literaturförderpreis der Stadt Leipzig und hier legt sie ihren ersten Gedichtband vor. Beispiel gefällig: „Wie kann es sein, daß man das halbe Leben für etwas /kämpft und dann telefoniert der Nachbar auf dem unteren /Balkon alles kaputt, mit ganzer Stimme.“ Urteilen Sie selbst, ob Ihnen die Texte gefallen. Das Buch mit 18 Gedichten ist allerdings schon ausverkauft: es gab nämlich nur 30 Exemplare zum preiswerten Preis von 72 Euro. Die Autorin schreibt dazu: „Mein Buch ist schneller ausverkauft gewesen, als wir annehmen konnten. Man kann es jetzt immerhin in der Landesbibliothek oder im Deutschen Literaturarchiv Marbach ausleihen.“ Wer sich das nicht leisten kann, findet die lesenswerten Texte unter www.christine-k.de! Oder er kann noch zur Präsentation kommen: Christine Kappe präsentiert in ihren lyrischen Texten die eigentlich unbeantwortbaren Lebensfragen mit Humor und großer Ernsthaftigkeit zugleich. Sie liest unter anderem das Gedicht „Kindheit“, in dem Eltern das Haus verlassen müssen, um das Kind besser sehen zu können. Das Ganze am Sonntag, dem 24.November 2013, ab 15.00 Uhr im „studio arcus“ auf der Kurt-Schumacher-Straße 30 in Hannover. Allerdings kostet der Eintritt nochmal fünf Euro. So wertvoll kann geistiges Eigentum sein!


Starke Lesung über starke Frauen
773. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 16.10.2013

Liebe Leser!

Gewiss, es war ein starker Einstieg mit dem alten Lied „Frondens Virga“ von Hildegard von Bingen und deren geistreichen Anspielungen. Doch gerade darum ging es ja am 2. und 3.Oktober 2013 in Bordenau: Starke schreibende und beschriebene Frauen. Und damit ein herzliches Dankeschön an alle Mitwirkenden: Annegret Scholz mit der wunderbaren Katharina von Bora von Christine Brückner, Claudia Behne als Eva und mit Ulla Domke als Christiane Vulpius, Sabine Rohe als Mascha Kalecko, Johanna Korte, die sowohl Marion Gräfin Dönhoffs Ritt gen Westen vortrug als auch die selbst verfasste Laudatio auf Jutta Bahl, Eberhard Drähne ließ Hilde Domins „Ziehende Landschaft“ aufscheinen, Peter Michael Johannsen zeigte mit Herta Müllers „Atemschaukel“ das Überleben im Lager auf, Gudrun Jacobsen und Werner Schmidt gaben den Trümmerfrauen erinnernde Stimmen, mit Ingrid Schilk hieß es „Endlich wieder leben“, Dietrich Hoffmann lobte mit Tucholsky „Mutters Hände und Horst Meister, Wilfried Crysmann und Martin Drebs gaben Ulla Hahns „Verborgenem Wort“ Gewicht, zusammen mit der Poetin Caroline Hartge, die auch eigene Gedichte vorstellte, Marita Hütig schilderte Christa Wolfs Impressionen in der „Stadt der Engel“ und die Autorinnen der Bordenauer Schreibwerkstatt Christine Köpcke und Elke Wille verführten mit der Clownin Agnes in ihren „Lebensabend mit Goldrand“. Besonderer Dank gilt der geduldigen Vera Urich, die auf Grund einer Verletzung selbst nicht mitlesen konnte. Sicher war es wieder lang, Bordenauer Format eben, aber getragen wurde es von der wunderbaren Musikauswahl von Andreas Hagemann und den vorgestellten Liedern: Ulla Domke händelte „Das bisschen Haushalt“ mit links. Andreas Hagemann glänzte mit Reinhard Meys „Annabelle“ und Frauke Hohberger brillierte mit der Seeräuber-Jenny“. So stark war Kurt Weills und Bertolt Brechts Komposition noch nicht zu hören gewesen. Beide Vorstellungen waren gut besucht, auch von Nichtbordenauern. Die dramaturgische Gestaltung von Liedern und Texten verliehen dem „Tag der deutschen Einheit“ durch die Würdigung der starken Frauen einen gelungen menschenwürdigen Ausdruck!


Das Wort
772. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.10.2013

Liebe Leser!

Annette von Droste-Hülshoff (1797 bis 1848) stand programmatisch Pate bei unserer Lesung „Starke literarische Frauen“ in der letzten Woche, ihr Beitrag wurde gestaltet von Wilfried Crysmann. Wir bringen hier die ersten Strophen ihres Gedichtes „Das Wort“: Das Wort gleicht dem beschwingten Pfeil,/ Und ist es einmal deinem Bogen/In Tändeln oder Ernst entflogen,/Erschrecken muss dich seine Eil'./Dem Körnlein gleicht es, deiner Hand/Entschlüpft; wer mag es wiederfinden?/Und dennoch wuchert's in den Gründen/Und treibt die Wurzeln durch das Land./ Gleicht dem verlornen Funken, der/Vielleicht verlischt am feuchten Tage,/ Vielleicht am milden glimmt im Hage,/Am dürren schwillt zum Flammenmeer./ Und Worte sind es doch, die einst/So schwer in deine Schale fallen:/Ist keins ein nichtiges von allen,/Um jedes hoffst du oder weinst.“


Starke Frauen
771. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 26.9.2013

Liebe Leser!

Wir lesen am 2. und 3.Oktober 2013 in Bordenau über starke schreibende und beschriebene Frauen. Und wir singen auch! Ulla Domke zum Beispiel Hans Bradtkes „Das bisschen Haushalt“. Oder unser musikalischer Leiter und Gitarrist Andreas Hagemann glänzt mit Reinhard Meys „Annabelle“. Doch die meisten Lieder trägt uns Mathilde Frauke Hohberger aus Empede vor, unter anderem „Die Seeräuber-Jenny“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht und ein Lied von Hildegard von Bingen. Hohberger hat seit ihrer „Mephista“ in unserem Bordenauer „Faust“ im Jahre 2000 eine beispiellose Karriere als Musikerin, Sängerin und Musikpädagogin gemacht. Für uns ist es eine besondere Freude, dass sie nach Ausflügen wie nach Brasilien zum Beispiel wieder bei uns im Dorf mitmacht. Und sie bringt ein eigens komponiertes und getextetes Lied mit: „Der kleine Hase Angst“. Wir stellen hier die ersten Strophen vor, lassen Sie sich vom Schluss überraschen: „Der kleine Hase Angst/bittet mich so gern zum Tanz/komm lass mich dich berührn/lass mich deine Schritte führn/ ruft er schon von weitem/Jetzt soll ich ihn begleiten/soll ihn füttern, streicheln, lieben/wo war ich stehengeblieben/Der kleine Hase Angst/steht vor mir in stumpfem Glanz/er hat gar keinen Charme/doch meine Beine werden lahm/ Er liegt in meinem Nacken/macht schöne dicke Backen/liegt schwer auf meiner Brust/man, ich hab heut keine Lust/Ich kann nicht immer für dich da sein/ich brauch mal meine Ruh/ich bin vom Tanzen müde/Wer bin ich und wer bist Du?“


Dorf-Gedicht
770. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 7.9.2013

Liebe Leser!

Wie angekündigt stellen wir heute Caroline Hartge (Jg. 1966) vor, die uns bei den starken Frauen am 2. und 3.Oktober 2013 in Bordenau durch eigene Gedichte unterstützt und auch sonst mitliest! Die Dichterin lebt in Garbsen bei Hannover. Sie hat Anglistik, Hispanistik und Geographie studiert und veröffentlicht seit 1987 eigene Gedichte und Prosa. — Ihre Gedichte wurden schon in viele Sprachen übersetzt. Sie ist Herausgeberin mehrerer Bücher zum Thema „Alternative deutschsprachige Literaturzeitschriften“, und auch Initiatorin des Handbuches deutschsprachiger Literaturzeitschriften (1997). Sie übersetzt die Werke der US-Dichterin Lenore Kandel. Ralf Schnell schreibt in der „Geschichte der deutschsprachigen Literatur seit 1945“ über sie, Caroline Hartge sei einer der „Repräsentanten einer traditionsbewusst arbeitenden Autorengeneration, die mit den alten Formen ihr erneuerndes Spiel treibt, artistisch, präzise und selbstreflexiv.“ Für unsere Kolumne und unser Bordenau hat sie extra ein „Dorf-Gedicht“ herausgesucht;

jeder hof ein hain für sich; ihrer fünf: ein dorf
durch das eine krumme straße geht.
tür ist tor
und tore & läden von ein & demselben grün
das rot der gebackenen steine glüht warm
die höfe sind weitoffen, ohne pflaster
pferdeköpfe bekreuzigen die giebel überm uhlenloch.
alles ohne eile mit den altväterbäumen gewachsen
eichen linden kastanien
kaum daß man es jetzt merkt, darunter hingeduckt,
das ist ein dorf.


Männergesangverein
769. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.9.2013

Liebe Leser!

Der Männer-Gesangverein Bordenau von 1888 feiert in dieser Woche sein 125 jähriges Jubiläum. In dem Jahr starb Theodor Storm und die Schriftstellerin Vicky Baum wurde geboren, nebenbei wurde in diesem Jahr die Buchpreisbindung eingeführt! Für dieses Alter bräuchte unser „Bordenau liest“ noch über hundert Jahre. Und damit einen herzlichen, jugendlich übermütigen Glückwunsch von unserer Initiative an die verdienten Sangesbrüder. Und lesen muss man beim Chor auch können, um die Stimme erheben zu können. Zwar heißt es: Am Anfang war das Wort, nicht das Lied, doch bleiben Wort und Lied in den melodiösen Stimmen vereint. Und so haben der Männer-Gesangverein und „Bordenau liest“ auch zusammengewirkt, unter anderem bei der erlesenen Revue „Vielstimmigkeit der Deutschen“ im Jahre 2002. Hier beteiligte sich der Chor mit dem Freiheitslied „Die Gedanken sind frei“; dabei liefen die Mitglieder bei der ersten Strophe singend auf die Bühne. Respekt dafür! Und neben einem wunderbaren, melancholischen Lied über Bordenau, schmetterte der Chor das Deutschlandlied zu Beethovens Komposition „Ode an die Freude“. Wir erinnern hier gerne daran, denn der Männer-Gesangverein Bordenau von 1888 ist jung geblieben und hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem engagierten Vertreter unserer neuen Zeit gemacht, so auch wenn der Chor beim Volkstrauertag das Friedenslied „Sag mir, wo die Blumen sind“ singt. Und so ehrte zu Recht die Stiftung Bordenau den Chor 1996 mit dem Förderpreis. Kann man bei 125 Jahren Geburtstagsalter noch mal die gleiche Zahl wünschen? Wir können: Wir wünschen dem Männer-Gesangverein Bordenau von 1888 noch viele klangvolle Jahre und eine gute und erfüllte Zeit.


STARKE literarische FRAUEN
768. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 21.8.2013

Liebe Leser!

Da kündigen sich starke Frauen an für den 2. und 3.Oktober 2013 in Bordenau: Eine launige Eva, die ihrem tropfnasigen Adam die Leviten liest, eine trotzige Katharina von Bora, die sich über ihren allzu freigiebigen Martin Luther beschwert, eine Mascha Kalécko, die sich auch mal einen „Künstlerinnen-Gatten“ wünscht, der kocht und Windeln wechselt, während sie an ihrer Kunst arbeitet, eine selbstbewusste Christiane Vulpius, die am Ende doch ihren „Joethe“ kriegt und nicht die hochnäsige Frau von Stein. So der historische Beginn, begleitet von heiteren Weisheiten der allwissenden Hildegard von Bingen. Im zweiten Teil widmen wir uns den starken Frauen in den Zeiten von Zusammenbruch und Neuanfang von 1945 bis in die Fünfziger Jahre: Marion Dönhoff reitet gen Westen, Hilde Domin sucht in ihrer „Ziehenden Landschaft“ nach neuer Heimat, Trümmerfrauen bauen das zerstörte Deutschland mit eigenen Händen wieder auf, Herta Müller schildert uns beispielhaft, wie ein Mensch mit 800 Gramm Brot im Lager zu überleben versucht, und „Endlich wieder leben“ verspricht uns Helga Hirsch. „Mutters Hände“ von Kurt Tucholsky bewundern die starken Mütter. Dann wenden wir uns den neuen Zeiten zu, in denen die vollständige Gleichberechtigung von Mann und Frau auch in der Bundesrepublik Deutschland noch viele Jahrzehnte dauerte, wir loben stellvertretend für alle modernen Frauen den Lebensmut einer Bordenauerin, Ingeborg Bachmann verweist auch auf „Eine Art Verlust“, Annette von Droste-Hülshoff stärkt sich an dem „Wort“, Ulla Hahns Hildegard darf Ende der Sechziger endlich doch auf das Gymnasium, und Christa Wolf schildert in „Stadt der Engel“ eine besitzlose, vielleicht genau dadurch freie Frau. Die Garbsener Dichterin Caroline Hartge wird drei eigene Gedichte vortragen, sie stellen wir demnächst einmal besonders vor. Hieß es nicht am Anfang „starke Frauen“? Sehen Sie, und Frauke Hohberger kommt noch mit starken Liedern dazu, begleitet von Andreas Hagemann, darüber berichten wir in der nächsten Woche. Herzliche Ermutigung also an alle, nicht nur an Frauen! 


Datenspionage
767. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.8.2013

Liebe Leser!

Endlich haben sich seit langer Zeit mal wieder deutsche Schriftsteller zu einer politischen Debatte geäußert: 32 namhafte Autoren haben in einem offenen Brief ihrer Sorge über die NSA-Abhöraffäre Ausdruck verliehen. Nicht in des Dichters Wolkenkuckkucksheim haben sie sich verzogen, sondern kritisieren diesen historischen Angriff auf unseren Rechtsstaat und sehen die Gefahr , dass die Freiheit an sich beschädigt wird. Unsere Gastkommentatorin Elke Horaitis beschäftigt sich auf originell – kabarettistische Weise mit „Amerikas Daten-Spionage“: „Der Ami hat in diesen Tagen gar eine schwere Last zu tragen. Er darf nicht mehr - welch übler Frust -ausspioniern nach Herzenslust nicht E-mails, Wanzen, Telefon - ein wenig Mitleid regt sich schon. Der Amerikaner weiß nun nicht, was Angi so ins Handy spricht. Er weiß nicht, ob Frau Meyers Gatte nun doch eine Geliebte hatte. Zig- Tausend sind nun arbeitslos, da ist das Elend riesengroß! Assange und Snowden, die Halunken, alles erlogen und erstunken! Sie haben leider über Nacht ganz tiefe Depression gebracht. Drum lieber Leser bitt ich dich, entsende gerne monatlich für diese armen Kreaturen 2 Cent an unsre Agenturen ...“ Wir bleiben dran und wünschen den Mitlesern viel Spaß, aber bitte nicht weitersagen!


Gebührenordnung für Lehrer
766. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.8.2013

Liebe Leser!

Die Ökonomisierung des Lebens macht auch vor der Schule nicht halt; rechtzeitig zum Schulbeginn erscheint jetzt die Gebührenordnung für Lehrer , kurz GOL genannt. Vom 12.08.2013 an wird die bisherige Besoldungsgrundlage für Lehrer aufgekündigt. Zukünftig werden alle Lehrer - ähnlich wie Ärzte - nach der GOL ihre Leistungen privat abrechnen. Damit alle Kolleginnen und Kollegen sich rechtzeitig umstellen können, werden hier einige typische Positionen aufgeführt; die Beträge sind alle in Euro!

GOL-NR. Beschreibung Honorar
010 Eingehende Betrachtung eines Schülers von Kopf bis Fuß 15,30
011 Eingehende Betrachtung mit mündlichem Kommentar 25,30
012 Beratung - auch mittels Fernsprecher 15,98
013 Intensive Beratung 25,98
014 Weit über das normale Maß hinausgehende Beratung 30,98
015 Beratung außerhalb der Unterrichtszeit 66,36
016 Beratung außerhalb der Arbeitszeit ( 22.00 und 06.00Uhr) 86,36
020 Begrüßung 0,25
021 Freundliche Begrüßung 0,50
022 Begrüßung eines Schülers mit Handschlag 2,00
023 Hausaufgaben nachsehen 2,85
Usw. usf. Fortsetzung folgt!


Auch ich in Arkadien
765. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 24.7.2013

Liebe Leser!

Für alle Daheimgebliebenen stellen wir hier als literarischen Trost ein paar deutschsprachige Reiseschriftsteller mit kurzen Zitaten vor, um Sie, geneigte Leserschaft, wenigstens im heimischen „Balkonien“ auf abenteuerliche Reisen zu entführen, preiswert , phantasievoll und ohne Gefahren für Leib und Seele: Heute lesen wir den Anfang von Goethes „Italienischer Reise“, welche er mit dem Ausruf: „Auch ich in Arkadien!“ übertitelte. Er startet von Karlsbad bis auf den Brenner am 3. September 1786: „Früh drei Uhr stahl ich mich aus Karlsbad, weil man mich sonst nicht fortgelassen hätte. Die Gesellschaft, die den achtundzwanzigsten August, meinen Geburtstag, auf eine sehr freundliche Weise feiern mochte, erwarb sich wohl dadurch ein Recht, mich festzuhalten; allein hier war nicht länger zu säumen. Ich warf mich ganz allein, nur einen Mantelsack und Dachsranzen aufpackend, in eine Postchaise und gelangte halb acht Uhr nach Zwota, an einem schönen stillen Nebelmorgen. Die oberen Wolken streifig und wollig, die untern schwer. Mir schienen das gute Anzeichen. Ich hoffte, nach einem so schlimmen Sommer einen guten Herbst zu genießen. Um zwölf in Eger, bei heißem Sonnenschein; und nun erinnerte ich mich, dass dieser Ort dieselbe Polhöhe habe wie meine Vaterstadt, und ich freute mich, wieder einmal bei klarem Himmel unter dem fünfzigsten Grade zu Mittag zu essen. In Bayern stößt einem sogleich das Stift Waldsassen entgegen – köstliche Besitztümer der geistlichen Herren, die früher als andere Menschen klug waren. Es liegt in einer Teller-, um nicht zu sagen Kesseltiefe, in einem schönen Wiesengrunde, rings von fruchtbaren sanften Anhöhen umgeben. Auch hat dieses Kloster im Lande weit umher Besitzungen. Der Boden ist aufgelöster Tonschiefer. Der Quarz, der sich in dieser Gebirgsart befindet und sich nicht auflöst, noch verwittert, macht das Feld locker und durchaus fruchtbar.“ Wird der schlaue und viel beobachtende Goethe Italien und sein ersehntes Rom erreichen? Lesen Sie selbst!


Afrikanischer Abend
764. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 17.7.2013

Liebe Leser!

Viele Daheimgebliebene sehnen sich nach der Ferne; doch gemach, am Samstag, dem 17. August 2013, kommt es ab 21.00 Uhr im Büchergarten Bordenau wieder zu einem „Afrikanischen Abend“. Afrika ist so ein Sehnsuchtsland, das sich uns mit den Jahrhunderten erst nach und nach erschloss. Was die alten Ägypter darüber wussten, betraf das Niltal und etwas mehr. Unsere Stammväter kannten die Küsten des Mittelmeeres. "Ich spreche von Afrika und goldener Freude," lässt Shakespeare sagen, weiß aber nicht, wovon er spricht. "Entschleiert" wurde der Kontinent erst mit Beginn des 18. Jahrhunderts, und das auf gründliche Art und Weise, nämlich durch die Werke der Entdecker und Eroberer mit all ihren Folgen. Heutige Idealisten spüren die Sehnsucht, die Erde nicht nur zu schützen, sondern ihr wieder zu ihrem Recht zu verhelfen. Als Touristen besichtigen wir die Ergebnisse und spüren überall Zerstörung, vor allem bei den Menschen. Doch die Natur ist noch stark, dass sie sich an vielen Stellen der Zerstörung entziehen konnte, und viele Afrikaner spüren ihre neue, alte Kraft zu einer Neugestaltung der Welt wachsen. Wer das gesehen hat, träumt nur noch von Afrika. Über diese widersprüchliche Gratwanderung möchten wir mit unseren Fotos berichten. Passend dazu lesen wir informative Texte, „Sonne und Mond – Ein Märchen“. Wir lesen über das Nomadenvolk „Die San oder die Buschmänner“. „Die Namibwüste“, die sich entlang der Küste über ca. 2000 km erstreckt und etwa 160 km ins Landesinnere reicht. Ein Gedicht, ein kritisches Wiegenlied: „Still still - eiapopeia Liebes schlaf süß - schlaf sanft - schlaf schwarz bedeckt kleines Kindchen - Winzling feucht geboren jetzt ...“, das dennoch das Neugeborene vor den großen Gefährdungen Afrikas zu warnen versucht. Nach einer Pause, in der wir Maisküchlein und Rooibostee servieren, folgt „Tod eines Elefanten“. Es ist die Geschichte von Paolo, der unbedingt einen ‚Hundertpfünder’ schießen wollte und es auch mit seinen Jagdgenossen tat: „... wir sahen, dass die beiden jüngeren Elefanten zurückgekehrt waren und in blinder Wut Buschwerk und kleine Bäume um ihren Freund herum ausgerissen und seinen Körper sanft mit grünen Zweigen bedeckt hatten.“ Trommelrhythmen werden unsere Lesung begleiten. Und der Eintritt ist frei; Anmeldung erbeten (Tel. 05032/4434). Kommen Sie in die Hans-Zühlke-Str. 3 im Büchergarten Bordenau , das wünschen sich Johanna und Manfred Korte!


"Spaziergang nach Syrakus"
763. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 4.7.2013

Liebe Leser!

Für alle die daheim geblieben sind, werden wir hier als literarischen Trost ein paar deutschsprachige Reiseschriftsteller mit kurzen Zitaten vorstellen, um Sie, geneigte Leserschaft, wenigstens im heimischen Balkonien auf abenteuerliche Reisen zu entführen, preiswert, phantasievoll und ohne Gefahren für Leib und Seele: Beginnen möchten wir mit Johann Gottfried Seume und seinem "Spaziergang nach Syrakus" im Jahre 1802. Seume, geboren 1763 in Poserna/Sachsen; gestorben 1810 in Teplitz/Böhmen, Sohn eines verarmten Bauern, begann auf Wunsch des Grafen Hohenthal-Knauthain im Herbst 1780 ein Theologiestudium in Leipzig, wollte im Juni 1781 nach Frankreich fliehen, fiel aber Werbern des Landgrafen von Hessen-Kassel in die Hände und wurde an England für den Kampf in den aufständischen amerikanischen Kolonien verkauft. Er wurde zwar 1782 über den Atlantik transportiert, es kam aber nicht mehr zu Kampfhandlungen und er kam 1783 nach Bremen zurück. Nach einer vierjährigen Tätigkeit als Lektor im Göschen-Verlag brach er Ende 1801 zu einer Fußwanderung nach Sizilien auf; der Rückweg führte ihn auch nach Paris. Anschließend war er wieder Hauslehrer. 1805 bereiste er Polen, Rußland, Finnland, Schweden und Dänemark: “Was ich hier in meiner Reiseerzählung gebe, wirst Du, lieber Leser, schon zu sichten wissen. Ich stehe für alles, was ich selbst gesehen habe, insofern ich meinen Ansichten und Einsichten trauen darf…Ich schnallte in Grimme meinen Tornister, und wir gingen. Eine Karawane guter gemütlicher Leutchen gab uns das Geleite bis über die Berge des Muldentals… Unbemerkt suchte ich einige Minuten für mich, setzte mich oben Sankt Georgens großem Lindwurm gegenüber und betete mein Reisegebet, dass der Himmel mir geben möchte billige, freundliche Wirte und höfliche Torschreiber von Leipzig bis nach Syrakus, und zurück auf dem andern Wege wieder in mein Land; dass er mich behüten möchte vor den Händen der monarchischen und demagogischen Völkerbeglücker, die mit gleicher Despotie uns schlichten Menschen ihr System in die Nase heften, wie der Samojete seinen Tieren den Ring. Nun sah ich zurück auf die schöne Gegend, die schon Melanchthon so lieblich fand, …“


Reisesegen
762. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.6.2013

Liebe Leser!

Juchuu, die Ferien sind da, und viele Menschen gehen jetzt auf die Reise. Dazu verschenken wir „Irische Segenswünsche“: „Möge die Straße uns zusammenführen und der Wind in deinem Rücken sein; sanft falle Regen auf deine Felder und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein. Und bis wir uns wiedersehen, halte Gott Dich fest in seiner Hand! Führe die Straße, die du gehst, immer nur zu deinem Ziel bergab; hab, wenn es kühl wird, warme Gedanken und den vollen Mond in dunkler Nacht. Bis wir uns dann wiedersehen, hoffe ich, dass Gott dich nicht verlässt, er halte Dich in seinen Händen, doch drücke seine Hand dich nie zu fest.“ Und nehmt was zu Lesen mit!


Das „Illusions-Wunschdenken-Märchenbuch“
761. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 19.6.2013

Liebe Leser!

Am letzten Sonntag kamen über 25 Interessierte zur Lesung der Bordenauer Schreibwerkstatt in die Begegnungstätte Silbernkamp. Martin Drebs, Christine Köpcke und Elke Wille stellten dort ihr neues Buch: „Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks“. Vera Urich hat es bereits für uns gelesen: „ Ein meiner Meinung nach nur für Frauen geeignetes „Illusions-Wunschdenken-Märchenbuch“ über ein erfundenes Altenheim – sprich Seniorenresidenz. Fern von jeder Realität in derartigen Einrichtungen; denn bis auf Kleinigkeiten wie Rollatoren- gebrauch kommen die alltäglichen Probleme nicht vor....Die Geschichten und einzelnen Charaktere finde ich wunderbar dargestellt und die Idee von Pfleger Markus genial. Die Annäherungen der Menschen und Liebesgeschichten sind berührend und nachvollziehbar geschildert aus meiner 70jährigen Sicht und kommen eventuell auch im wirklichen Altersheimleben in Einzelfällen vor – natürlich Toleranz und Aufgeschlossenheit bei der Leitung und bestem Personalschlüssel vorausgesetzt. Bei „naiven Geistern“ könnten durch das Buch eventuell Illusionen geweckt werden. Ab Seite 172 seid Ihr Drei wirklich zur Hochform aufgelaufen, und ich habe voll Freude und Anteilnahme bis zum Schluss gelesen. Fazit: Glückwunsch zum Märchenbuch!“


Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks
760. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 29.5.2013

Liebe Leser!

Im Juni-Kapitel der Bordenauer Schreibwerkstatt mit Martin Drebs, Christine Köpcke und Elke Wille und ihrem neuen Buch: „Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks“ kommt es zu einer heiteren Sport-Stunde: „Auf den hellen Gängen der Flure sah es um elf Uhr aus wie zum Feierabendverkehr auf gut befahrenen Autostraßen. Rollatoren reihten sich hintereinander, warteten brav an den Fahrstühlen, weil immer nur jeweils drei hineinpassten. Einige flachsten miteinander, was sie wohl gleich erwarten würde.  Zur „Rolli-Gym“ war eine neue Mitarbeiterin angekündigt. Der Raum, in dem sonst vor Ostern und Weihnachten gebastelt wurde, war umgestaltet worden. Ein Sitzkreis aus stabilen Stühlen bildete die Mitte. Drumherum war ausreichend Platz gelassen. An der Eingangstür empfingen Markus und eine nette junge Frau die Bewohner, nahmen ihnen die Gehhilfen ab und geleiteten sie zu den Stühlen. „Guten Morgen, ich bin Astrid und möchte ein bisschen an Ihrer Beweglichkeit arbeiten, damit Ihre Hände und Beine nicht einrosten. Wir werden also jetzt zusammen den Körper von oben bis unten ein wenig wachrütteln. Bei allen Übungen liegt es immer in Ihrem eigenen Ermessen, wie weit Sie mitmachen können. Es darf nichts schmerzen und soll vor allem Spaß machen! Nun geht’s los, und zwar mit der Stimme: Als Kinder konnten viele bestimmt gut Grimassen schneiden, das machen wir jetzt auch: Bitte mal den Mund so weit wie möglich aufreißen zum AAA , dann ganz breit die Mundwinkel bis zu den Ohren dehnen mit einem EEE, und jetzt ein ganz kräftiges Spitzmäulchen zum OOO.“ Angelo nestelte an seinem Gebiss. „Prima! Jetzt kommt die Bewegung dazu: Klatschen Sie mit beiden Händen auf Ihre Oberschenkel und rufen dabei – schön laut!  – Ha-Ha-Ha! Nun klatschen Sie …“ Wie es weitergeht und wo das Buch demnächst vorgestellt wird, erfahren Sie, lieber Leser in der nächsten Woche!


Muttertag
759. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 8.5.2013

Liebe Leser!

Heute denken wir an Mutterns Hände von Kurt Tucholsky:

Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm –
un jewischt und jenäht
un jemacht und jedreht ...
alles mit deine Hände.
Hast de Milch zujedeckt,
uns Bonbons zujesteckt
un Zeitungen ausjetragen –
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält …
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßen Schkandal
auch 'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht,
sechse sind noch am Leben ...
Alles mit deine Hände.
Heiß warn se un kalt.
Nu sind se alt.
Nu bist du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.


Der Mai ist gekommen
758. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.5.2013

Liebe Leser!

Mit dem neuen Mai kommen auch die alten Lieder wieder, so das von Emanuel Geibel, 1834 (1815 - 1884) nach einer volksweisen Melodie von Justus Wilhelm Lyra (1822 - 1882): Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus. Da bleibe, wer Lust hat mit Sorgen zu Haus! Wie die Wolken wandern am himmlischen Zelt! So steht auch mir der Sinn in die weite, weite Welt. Herr Vater, Frau Mutter, dass Gott euch behüt! Wer weiß, wo in der Ferne mein Glück mir noch blüht; es gibt so manche Straße, da nimmer ich marschiert, es gibt so manchen Wein, den ich nimmer noch probiert. Frisch auf drum, Frisch auf drum im hellen Sonnenstrahl! Wohl über die Berge, wohl durch das tiefe Tal! Die Quellen erklingen, die Bäume rauschen all; mein Herz ist wie'ne Lerche und stimmet ein mit Schall. Und abends im Städtlein, da kehr ich durstig ein: Herr Wirt, Herr Wirt, eine Kanne blanken Wein! Ergreife die Fiedel, du lustger Spielmann du, von meinem Schatz das Liedel, das sing ich dazu. Und find ich keine Herberg, so lieg ich zur Nacht wohl unter blauem Himmel, die Sterne halten Wacht. Im Winde die Linde, die rauscht mich ein gemach, es küsset in der Früh das Morgenrot mich wach. O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust! Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust; da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt: Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!



Hildegard von Bingen
757. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.4.2013

Liebe Leser!

Dieser Tage trifft sich der Arbeitskreis von „Bordenau liest“ zur Vorbereitung der erlesenen Revue „Starke Frauen literarisch“, die am 2. und 3.Oktober 2013 zur Aufführung kommen soll. Auch wenn wir bei der Lesung mit Gesang bei Hildegard von Bingen beginnen, dann doch auch gerade deshalb, weil sie mit ihren Weisheitssprüchen ungeheuer modern wirkt. Kostproben gefällig: „Nicht mit Drohworten sollst du auf deine Untergebenen einschlagen wie mit einer Keule. Mische vielmehr die Worte der Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit und salbe die Menschen mit Gottesfurcht. / Die Seele ist wie der Wind, der über die Kräuter weht, wie der Tau, der über die Wiesen sich legt, wie die Regenluft, die wachsen macht. Desgleichen ströme der Mensch ein Wohlwollen aus auf alle, die da Sehnsucht tragen. Ein Wind sei er, der den Elenden hilft, ein Tau, der die Verlassenen tröstet. Er sei wie die Regenluft, die die Ermatteten aufrichtet und sie mit Liebe erfüllt wie Hungernde./ Die ganze Natur sollte dem Menschen zur Verfügung stehen, auf dass er mit ihr wirke, weil ja der Mensch ohne sie weder leben noch bestehen kann. Aber missbraucht der Mensch seine Stellung zu bösen Handlungen, so veranlasst Gottes Gericht die Geschöpfe, ihn zu bestrafen. / So fliegt der Mensch mit den beiden Flügeln der Vernunft, nämlich der Erkenntnis des Guten und der Erkenntnis des Bösen. Die Erkenntnis des Bösen dient dem Guten, das Gute wird durch die Erkenntnis des Bösen geschärft und geleitet, und so wird der Mensch weise durch die Erkenntnis./ So schaue denn, o Mensch, in dich hinein. Gott hat dir den besten Schatz gegeben, einen lebendigen Schatz – deinen Verstand! /Der Mensch ist von Natur aus gut.“


„Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks“
756. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 11.4.3.2013

Liebe Leser!

Wer wünscht sich nicht einen schönen, interessanten Lebensabend? Am besten selbständig und trotzdem behütet - am liebsten einen Lebensabend mit Goldrand! Die drei Autoren der Bordenauer Schreibwerkstatt Martin Drebs, Christine Köpcke und Elke Wille haben ein Buch geschrieben: „Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks“ , das Lust auf Lesen und Leben macht und dem Leser überraschende Einsichten in doch so ganz normale Charaktere bietet. Lebensabend mit Goldrand ist eine muntere, poetische Erzählung: Sie beginnt im März mit dem Einzug einer neuen Bewohnerin in die Seniorenresidenz Kometenschweif und gipfelt in einer unerwarteten Wendung im Karneval des darauf folgenden Februar. Dazwischen liegen zwölf spannende Monate, die alle ihren besonderen Schwerpunkt haben: Liebe im Alter, Tierisches, ein Sommerkonzert, plötzlicher Tod, Einsamkeit und Alleinsein, Familiäres, Sportliches, Weihnachten und nicht zu vergessen Angelos philosophische Blaue Stunde! Das Buch wird zwar erst im Juni erscheinen, aber die Autoren üben sich jetzt schon in einer „Vorvorlesung“ am Dienstag, dem 16. April 2013, ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus in Gümmer. Dort gibt es auch eine Art Bücherstube , wo man sich gegen einen kleinen Obolus Bücher leihen kann, ähnlich der Bücherbude in Bordenau. Herzliche Einladung also zur Bordenauer Schreibwerkstatt auf Tournee, der Eintritt ist frei!


850 Jahre Kloster Loccum: Günter Grass ist zu Gast
755. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 2.4.3.2013

Liebe Leser!

Heute werfen wir einen literarischen Blick auf ein besonderes Jubiläum: 850 Jahre Kloster Loccum! Anfang April begann das Jahresprogramm mit einer Ausstellung der hannoverschen Künstlerin Johanna Schulte. Am Sonnabend, dem 6. April ist nun Nobelpreisträger Günter Grass zu Gast und liest ab 19.30 Uhr in der Stiftskirche aus seinen Erinnerungen „Beim Häuten der Zwiebel“. Der Romancier und wohl berühmteste Autor deutscher Sprache begründet den Titel seiner literarischen Biographie: „ Die Erinnerung neigt zum Schönreden. Sie widerspricht dem Gedächtnis und gleicht einer Zwiebel, die gehäutet sein möchte…“ Einem solchen Häutungsprozess hat Grass sich in seinem Buch unterzogen und darin Bekenntnisse abgelegt, die eine breite und kontroverse öffentliche Diskussion hervorgerufen haben. Wir haben die Kontroversen ebenfalls kritisch begleitet und Ende 2006 zur Veröffentlichung der Erinnerungen an dieser Stelle an ihn geschrieben: „Nun haben wir in Bordenau zu Ihnen und Ihrem Werk eine besondere Beziehung: Im Jahr 2000 besuchten wir Sie auf der dänischen Insel Mön, um einer Lesung Ihres Buches "Mein Jahrhundert" beizuwohnen und lasen am 3. Oktober 2003 mit unserer Initiative "Bordenau - Unser Dorf liest" Ihr Buch "Im Krebsgang", das sich mit dem Untergang des Schiffes "Wilhelm Gustloff" im Januar 1945 beschäftigte und die Thematik der deutschen Flüchtlinge ins allgemeine Bewusstsein hob. Wir haben diese Lesung und Interviews mit Betroffenen auf Video dokumentiert.“ (Der ganze offene Brief von Martin Drebs ist auf www.Bordenau.de im Archiv der Kolumnen dokumentiert.) Damals haben wir auch Günter Grass zu unserer Lesung eingeladen; zehn Jahre später kommt er wenigstens in die Nähe. Führen wir die Kontroversen mit einem streitbaren Geist weiter.


Frohe Ostern
754. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 26.3.2013

Liebe Leser!

Wir bringen heute den Gastkommentar von Anselm Deusken „Mein Ostern“: „Draußen ist es bitter kalt, und der Sturm peitscht die frierenden Bäume; über allem eine überraschend klare, fast überwältigende Sonne, die Winterlandschaft noch richtig öd und abweisend; wenn man wollte, könnte man darin allein in tiefe Depression verfallen. Und dann die immer nahe Präsenz des Todes: dort ein Freund mitten aus dem Leben gerissen, dort die Beerdigung eines lange kranken Menschen. Und mittendrin ans Kreuz genagelt die Figur einer zweitausend Jahre alten Geschichte. Von Gott gesandt, gottähnlich oder gottgleich? Karfreitag als wichtigster Feiertag oder die sogenannte Auferstehung? „Wir wissen nichts von diesem Hingehen, das nicht mit uns teilt“, dichtet Rilke, und Thomas Mann schreibt, das eine habe nichts mit dem anderen zu tun, wenn Leben ist, ist Leben, wenn Tod dann eben Tod. „Und jeder Abschied ist ein kleines Stückchen Tod“ und „Das Leben auf Erden ist nur ein Jammertal“ , so himmelssüchtige Christen. In diesen Tagen ist auch viel von den Vätern und Müttern der Kriegs- und Nachkriegsjahren die Rede und wie sehr sie mit dem Tod konfrontiert waren. Die nachfolgenden Generationen trifft es jetzt dennoch, mental und medial und auch in Echt: hell wie dunkel, Sonne wie Kälte. Die Computer-Kids drücken beim Tod des Helden auf Reset, auf Wiederherstellung. Vielleicht ahnen sie, dass auch sie den Tod bewältigen wollen durch spielerische Überwindung. Also nicht: Herr, warum hast du mich verlassen? Sondern: Es ist vollbracht, der Tod ist überwunden! In diesem Sinne: Achten Sie auf sich! Und ehren wir die noch Lebenden durch Aufmerksamkeit, Wertschätzung und Zuneigung. Frohe Ostern!


Leipziger Literaturmesse
753. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 18.3.2013

Liebe Leser!

Eine Literaturmesse jagt die andere, von der Lit.Cologne zu „Leipzig liest“, übrigens die große Schwester von „Bordenau liest“! Wer soll das alles lesen? Doch dafür gib es ja Gottseidank Auswahljurys. Und die empfehlen folgendes Buch: David Wagners Geschichten fangen meistens in seinem Leben an - und gehen dann doch weit darüber hinaus. Mit dem Roman "Leben", seinem bisher persönlichsten Buch, hat der 41-jährige Berliner nun den renommierten Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen. Er erzählt darin von seiner Lebertransplantation vor sechs Jahren. "Auch wenn ich da Ich sage, bin es nicht ich. Mit der Erzählung setzt eine Verwandlung ein", sagt er. Was der Schriftsteller in "Leben" beschreibt, ist dennoch seine eigene Geschichte. Ein angeborener Leberschaden ließ Wagner vor sechs Jahren fast verbluten, nur das Organ eines anderen Menschen konnte ihn retten. Die kalte Krankenhauswelt wird im Buch immer wieder mit Erinnerungen, Träumen und Fantasien aus dem früheren Leben kontrastiert. "Leben" ist eine Suche nach dem Sinn von Leben und Tod. Die Kritiker waren sich auffallend einig: "Große berührende Literatur", "Ein kluges, berührendes Buch", "Das literarische Ereignis des Frühjahrs", lauteten die Bewertungen. Die Jury des Leipziger Buchpreises begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: "Lakonisch, mit zartem Humor erzählt David Wagner in 'Leben' die Geschichte einer Organtransplantation. Nüchterner Krankenhausalltag und existenzielle Fragen liegen in dieser Romanerzählung so nah beieinander wie die Wörter Leber und Leben." Also dann man losgelegt und losgelebt und gelesen!


Bordenauer Schreibwerkstatt
752. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 3.3.2013

Liebe Leser!

Die Bordenauer Schreibwerkstatt, bestehend aus dem Autorenteam Elke Wille, Christine Köpcke und Martin Drebs, haben dieser Tage ein außergewöhnliches Buch vollendet – erscheinen wird es im Juni 2013 im Rübenberger Verlag in Neustadt: „Lebensabend mit Goldrand oder die zweite Erfindung des Glücks“ ist eine poetische Erzählung in zwölf “Kalenderbildern”, beginnend im März mit dem Einzug einer neuen Bewohnerin in die Seniorenresidenz „Kometenschweif“. Wer wünscht sich nicht einen schönen, interessanten Lebensabend! Am besten selbständig und trotzdem behütet, am liebsten einen Lebensabend mit Goldrand. Doch in der Seniorenresidenz „Komentenschweif“ im Rheintal geht es alles andere als gemütlich zu: als Agnes, die neue Bewohnerin, im März ankommt, gerät sie in einen Strudel unvorhergesehener Ereignisse. Auf Agnes warten zwölf spannende Monate, die alle ihren besonderen Schwerpunkt haben: Altwerden, Liebe im Alter, Bewegte Zeiten, Tierisches-Allzutierisches, ein Sommerkonzert, Einsamkeit und Alleinsein, Tod, Weihnachten und schließlich Karneval, alle Themen immer wieder begleitet durch Angelos philosophische Blaue Stunde. Dabei mischt auch der Altenpfleger Markus mit seinem Café Kontakt kräftig mit. Er will ein Buch über Liebe im Alter schreiben. Ausgangsmaterial sind Kontaktanzeigen, die zwischen den Bewohnern hin und her gehen, sich dann aber ohne ihn zu einem märchenhaften Briefkontakt verselbständigen. Die Verwirrungen gipfeln im zwölften Monat – der Altweiberfastnacht. Mit Masken verkleidet entledigen sich einige der Hauptfiguren ihrer alten Rollen und können nun beginnen, sie selbst zu sein. Wird es Agnes gelingen, ihr zweites Glück zu erfinden oder ziert ein Goldrand eine ganz unerwartete Wende in ihrem Leben? In der Bordenauer Schreibwerkstatt haben sich die drei Autoren, Christine Köpcke, Elke Wille und Martin Drebs zusammen gefunden, um gemeinsam zu schreiben. Daraus entwickelte sich eine Buch-Idee. In mehreren Jahren wurden Ereignisse und Figuren literarisch erschaffen und poetisch bearbeitet. Erwarten Sie, liebe Leser aller Altersgruppen, im Juni ein Werk erfolgreich kollektiven Schreibens. Bitte vormerken!


Starke Frauen
751. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 27.2.2013

Liebe Leser!

Der Herbst wirft schon vor dem Frühling seine bunten Seiten voraus; „Starke Frauen literarisch“ soll es in Bordenau heißen, wenn sich am 2. und 3.Oktober 2013 der Vorhang hebt zur Lesung mit Gesang: Von Hildegard von Bingen über Hilde Domin zu Christa Wolf ! Nicht nur als Reflex auf die „männerlastige“ LANDESBÜHNE von Siegfried Lenz im Jahre 2012, schon gar nicht aus falsch verstandenem Nationalstolz zum „Tag der deutschen Einheit“, sondern einfach aus Würdigung für die großen literarischen Beiträge deutschsprachiger Autorinnen in den letzten Jahrhunderten für die deutsche Kultur, besonders aber deshalb, weil wir in Bordenau bisher mehr Autoren gelesen haben (Goethe, Heine, Grass, Sparschuh, Lenz , Lessing, Shakespeare) als Autorinnen. So könnten Texte zur Welterfassung von Hildegard von Bingen vorgetragen werden, Gedichte unter anderem von Hilde Domin, Starke Frauen der Zeitgeschichte: Anne Frank, Trümmerfrauen und Marion Dönhoff; Reden aus Christine Brückners „Wenn du geredet hättest, Desdemona“, Lyrikerin Ulla Hahn mit Auszügen aus ihrem Entwicklungsroman „Das verborgene Wort“ , die gesamtdeutsche Christa Wolf mit ihrem literarischem Vermächtnis „Stadt der Engel“ . Als lebende Autorinnnen vielleicht Julie Zeh oder Judith Schalansky und sicherlich ein Bezug zu „Starken Bordenauerinnen“ .Ein bunter Strauß literarischer Möglichkeiten, der musikalisch weiter ausgeschmückt wird von unserer legendären „Mephista“ in Goethes FAUST im Jahre 2000: Frauke Hohberger singt eine Auswahl deutschsprachiger Chansons durch die Jahrzehnte, begleitet von Gitarrist Andreas Hagemann. Demnächst trifft sich unser Arbeitskreis und wird das Programm festzurren. Also Oktobertermin vormerken und nicht wegfahren!


Otfried Preußler
750. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.2.2013

Liebe Leser!

Otfried Preußler ist tot; 89jährig ist der deutsche Kinderbuchautor vor einigen Tagen gestorben. Unvergessen werden seine bekanntesten Werke „Der kleine Wassermann“, „Der Räuber Hotzenplotz“, „Krabat“, „Das kleine Gespenst“ und „Die kleine Hexe“ bleiben. Der wunderbare Geschichtenerzähler Preußler, geboren 1923 im böhmischen Reichenberg, Sohn einer Lehrerfamilie, ist selbst aufgewachsen mit den Märchen seiner Eltern. Der Krieg kam, und Preußler geriet in sowjetische Gefangenschaft. Darüber hat er sein Leben lang nichts erzählt, und was er aufgeschrieben hat, soll jetzt erst veröffentlicht werden. Nach dem Krieg arbeitete in Bayern erst als Grundschullehrer, hier lernte er auch sein - wie er es selbst gern nannte - “erbarmungsloses“ Publikum kennen: die Kinder, die keinen Fehler durchgehen lassen, eine klare Sprache suchen ohne zu verniedlichen. Preußlers Bühne war eine literarische Gegenwelt phantastischer Gestalten, die man wie den Kasper zum Beispiel schon gut kannte, durch ihn aber neu belebt und beschrieben wurden. Er brachte die böhmisch-sorbische Romantik in die Kinderliteratur, sein magischer „Krabat“, an dem er zehn Jahre schrieb, ist sein Vermächtnis, wie ein junger Mann in die Fänge eines totalitären Regimes hineingerät und wieder hinausfindet. Dessen Verfilmung hat er wie ein Geburtstagsgeschenk gutgeheißen. Seine Bücher wurden in über hundert Sprachen übersetzt, die Anzahl der verkauften Bücher mag bei etwa 50 Millionen liegen; deutsche Alltagsgeschichten haben es da schon schwerer. Sprachspiele und Namensschöpfungen waren sein besonderes Hobby, auch wenn jetzt im Zuge der literarischen Korrektheit sein Stuttgarter Verlag begonnen hat, allzu altertümliche beziehungsweise unkorrekte Begriffe zu überarbeiten. Preußlers Erfolgsgeheimnis? Man muss seine Leser ernstnehmen. Das tun wir auch. Und gedenken heute eines großen deutschen Schriftstellers, eines unbeirrbaren Fantasten, wie ihn die ZEIT nennt. Danke Otfried Preußler; mach´s gut!


Salon Herbert Royal
749. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 6.2.2013

Liebe Leser!

Unser lesendes Dorf ist ja nicht nur für die schönen Worte zuständig, sondern auch für die Grammatik. Unterstützung bekommen wir dabei von sechs engagierten HAZ-Redakteuren, die seit einem Jahr mit ihrem „Salon Herbert Royal“ eine eigene kabarettistische Show aufgelegt haben. Lesen Sie hier die „Grammatik für Pessimisten“: „Deutsche Sprache, schöne Sprache. Und mannigfaltig dazu. Deshalb möchten wir Sie passend zur „Themenwoche Tod“, die im November im Fernsehen lief, mit der Grammatik für Pessimisten vertraut machen. 1. Person Singular: Ich sterbe; 2. Person Singular: Du stirbst; 3. Person Singular: Er sie es stirbt; 1. Person Plural: Wir sterben; 2. Person Plural: Ihr sterbt; 3. Person Plural: Sie sterben; 3. Person Pluhar: Erika stirbt; 3. Person Singapur: El stilbt. Wir kommen zur Deklination des Substantivs. Nominativ: Das Sterben im Sinne von: Das Sterben wird überschätzt. Genitiv: Des Sterbens im Sinne von: Die Bedeutung des Sterbens wird überschätzt. Alter Dativ: Dem Sterben im Sinne von: Dem Sterben wird zu viel Bedeutung beigemessen.Akkusativ: Das Sterben im Sinne von: Wir überschätzen das Sterben. Neuer Genitiv ersetzt den alten Dativ: Dem Sterben: im Sinne von Die Bedeutung von dem Totsein, Alter, ist krass zu fett. 1. Person Imperativ: Stirb! 3. Person römischer Imperativ: (Daumen runter). 2. Person Integrativ: Geh Grab! 1. Person Palliativ: Ich müsste eigentlich sterben. 3. Person Operativ: Der ist hin. 1. Person Reinkarnativ (das sogenannte Futur II für Buddhisten): Ich werde tot gewesen sein. 1. Person Aperitif: „Ich sauf mich tot!“ 1. Person Intensiv: „Und so rafft es mich vor dir nieder, du Welt“ /1. Person Destruktiv: „Ich geh' kaputt!“ /II. Person Spekulativ: „Du bist so gut wie tot“ /III. Person Dialektiv: „Abg’zapft is!“ /3. Person Demokrativ: „Wer ist für Sterben?“/ I. Person kooperativ: „Tot? Okay, kein Problem.“ /I. Person Komparativ: „Ich bin toter als Du!“ /I. Person Superlativ: „Ich bin am totesten!“ /I. Person Relativ: „Ich fühl‘ mich irgendwie tot.“ /I. Person Singular Dekorativ, der sogenannte Gärtnerakkusativ:„Ich beiß‘ ins Gras.“/ I. Person Dativ für Millionäre (Lukrativ): „James, mir ist schlecht!“/ 1. Person Rezitativ: „Mehr Licht!“


„Ein plötzlicher Todesfall“
748. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 1.2.2013

Liebe Leser!

Jeder kennt die zauberhaften Geschichten von Harry Potter der englischen Schriftstellerin Joanne K. Rowling. Nun hat sie im letzten Herbst auch einen Roman für Erwachsene veröffentlicht: „Ein plötzlicher Todesfall“. Die Geschichte beginnt mit dem plötzlichen Tod von Barry Fairbrother, der Gemeinderatsmitglied und Rudertrainer an einer der örtlichen Schulen ist beziehungsweise war. Erzählt werden die darauffolgenden Geschehnisse seiner Bekannten und ihrer Familien. Verschiedene der Töchter und Söhne dieser Familien verschaffen sich Zugang zu dem lokalen Mitteilungsportal der Gemeinde und verbreiten unangenehme Geheimnisse von Ratsmitgliedern und Kandidaten. Fairbrother war im Gemeinderat Fürsprecher der lokalen Drogenklinik und eines heruntergekommenen Siedlungsgebiets, aber die Neuwahl verschiebt die politischen Gewichte zuungunsten der Klinik und der Siedlung. Hier lebt die 16-jährige Krystal Weedon, die der Unterschicht angehört, aber erfolgreiches Mitglied von Fairbrothers Ruderteam war. Die Geschichte endet mit den Beerdigungen von Krystal Weedon und ihres kleinen Bruders. Ab nächsten Montag, dem 4. Februar 2013, liest uns der berühmte Schauspieler Christian Berkel in zehn Teilen ab 8.30 Uhr über NDR Kultur Ausschnitte aus dem Roman vor. Und wenn es auch nicht alle zeitgleich hören können – man kann die Beiträge über das Internet nachhören-, lehnen Sie sich zurück und überprüfen einmal, ob die Autorin auch hier wieder etwas Besonderes geschaffen hat!


50 Jahre deutsch-französische Freundschaft
747. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 22.1.2013

Bon jour, mon cher lecteur!

In dieser Woche beschäftigt sich Gastkommentator Manfred Korte mit dem 50jährigen Jubiläum der Deutsch-Französischen Freundschaft am 22. Januar 2013: „Dieser ist ein Tag großer Genugtuung und Freude, jedes Jahr wieder! Im immer hektischen Tagesgeschehen ist er ein Grund zum Innehalten. Seit sich Westeuropa im 9. Jahrhundert, in der Erbfolge nach Karl dem Großen, Charlemagne, in Ost- und Westfranken (Deutschland und Frankreich) aufgeteilt hatte, gab es diese blutige Rivalität und sogenannte Erbfeindschaft mit dem Rhein als vermeintliche Grenze bis ins letzte Jahrhundert hinein. Aus Furcht vor einem neu erstarkenden Deutschland entstand 1951 die „Montan-Union“, und deshalb gilt Robert Schuman mit dem „Schuman-Plan“ als geistiger Vater der Europäischen Union. 1989/90 keimte diese Furcht noch einmal auf. Francois Mitterand wollte das Vereinigte Deutschland über die gemeinsame Währung, den EURO, einbinden. Aber Geschichte wird schneller an Bildern verständlich: Charles de Gaulle zieht Konrad Adenauer an diesem 22. Januar 1963 am Ärmel zu sich heran, damit „Conny“ den vermutlich ersten Männerkuss seines Lebens bekommt, beidseitig. Francois Mitterand „Händchen haltend“ mit Helmut Kohl am 25.9.1984 an den Gräbern von Verdun. Die große Geste Willy Brandts nach Osteuropa, der Kniefall, sollte hier erwähnt werden. Die „innige Freundschaft“ zwischen Angie und Sarko, bildlich dokumentiert durch viele, viele Küsschen, ist gerade zumindest offiziell zu Ende gegangen. Der Elysee-Vertrag erwähnt ausdrücklich neben den Weltthemen, Krieg und Frieden, Wirtschaft, auch den Jugend- und Schüleraustausch. Die geringe Affinität der Sprachen verhinderte den großen Erfolg, fünf Englisch-sprachige Länder liegen in der Statistik vorn. Die Alten haben die Freundschaft gepflegt! Im Neustädter „Verein für Internationale Beziehungen“ gibt es einen alten Herrn, der seit der Gründung 1980 mit seiner Frau an den Partnerschaftsbesuchen mit La Ferté-Macé teilgenommen hat, ohne ein Wort Französisch sprechen zu können. Noch heute, mit 82 Jahren, arbeitet er in einem kleinen, vereinsinternen Sprachkurs an seiner Sprachfähigkeit. Unser „Präsident“, Thoma Stolte, war von Bundespräsident Gauck zur Feierstunde anlässlich des Jahrestages am Dienstag nach Berlin eingeladen. Die EU-Förderung der Internationalen Städtepartnerschaften mit Frankreich wird wohl zurückgeführt, die Verflechtung zwischen Frankreich und Deutschland sei so eng, dass andere Länderverbindungen vorrangig gefördert werden sollen. Vive la France! Es lebe die deutsch-französische Freundschaft! Ihr Gelingen war das zentrale Argument für die Verleihung des Friedensnobelpreises, ihr friedensförderndes Modell scheint somit einzigartig in einer ansonsten zerstrittenen Welt.“


Horst Meister und der Baron von Münchhausen
746. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 14.1.2013

Liebe Leser!

Die Abenteuer des Baron von Münchhausen (Link zu Wikipedia), der angeblich auf einer Kanonenkugel ritt, kennt fast jedes Kind. Ziemlich unbekannt dagegen ist das wahre Leben des Salonlöwen aus dem niedersächsischen Bodenwerder. Der Fernsehsender ARTE versucht am kommenden Samstag , dem 19. Januar 2013 , ab 20.15 Uhr eine Spurensuche mit Spielfilmszenen – und Ausschnitten aus dem Münchhausen-Film von Kultregisseur Terry Gilliam aus dem Jahr 1988. Für den neuen Fernsehfilm, der auch auf der Marienburg gedreht wurde, spielt der Schauspieler mit der markant dunklen Stimme Ben Becker den reitenden Münchhausen. In einer der Szenen wirkt auch ein Bordenauer Rezitator mit, nämlich Horst Meister, den viele schon aus unzähligen Auftritten und Lesungen und Rezitationen in Bordenau kennen; Er geht mit Ben Becker den Berg hinauf, sie setzen sich auf eine Bank und trinken noch etwas. Dann kann der Lügenbaron seine Geschichten weiterspinnen…


Du und Ich
745. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST vom 9.1.2013

Liebe Leser!

Statt vieler guter Vorsätze ein kleines Gedicht von Paul Cornelius mit dem Titel "Du und Ich", was ja auch ein gewisses Vorhaben werden könnte:
"Du und Ich sitzen am Tisch.
Sagt das ICH "Du, sag doch auch mal ICH!"
Sagt das DU: "Ich! Wieso ich? Sag du erstmal Du!"
Sagt das ICH: " Du-u-uu!"
Sagt das DU: "Geht doch!"




E-Mail an den Webmaster  -  Zur Startseite Bordenau-Aktuell  -  Impressum
Copyright "Bordenau im Internet" - Stand: 13. Juli 2012