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Unser Dorf liest

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"Unser Dorf liest"

Kolumnen - Archiv 2007


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Lieblingswörter im Deutschen
535. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.12.2007 (erschienen in der NZ am 3.1.08)

Hochverehrte Leserschaft!

Kinkerlitzchen, Augenstern, Zweisamkeit, Herbstzeitlose, Wonneproppen oder Fernweh – im Deutschen gibt es viele wunderbare Wörter. Aber welches ist das schönste? Und warum? Kaum hatte der Deutsche Sprachrat und das Goethe-Institut diese Fragen gestellt und einen Wettbewerb ausgeschrieben, wurden sie von Vorschlägen aus Deutschland und der Welt überschwemmt. In dem von Jutta Limbach herausgegebenen Buch: „Das schönste deutsche Wort – Liebeserklärungen an die deutsche Sprache“ sind die originellsten , komischsten , am besten klingenden Wörter aufgeführt – mitsamt ihren hinreißenden Begründungen. Die Teilnehmer polieren altbekannte Wörter wieder auf und bringen sie zum Funkeln, erzählen persönliche Geschichten über Wörter, die ihr Leben verändert haben, stellen überraschende Zusammenhänge her. Die deutsche Sprache zu Gast bei Freunden: Sprachliebhaber aus aller Welt, darunter viele bekannte Autoren, schreiben über ihre Lieblingswörter – eine unterhaltsame Entdeckungsreise in die Welt der Wörter. Doch lesen Sie selbst einmal den Text von Detlef Passeick aus Deutschland zu dem Wort „Hauch“: „ Mein schönstes deutsches Wort lautet: „Hauch“, weil es nichts weiter als eine sanfte, kleine Andeutung einer positiven Vorstellung ist. Dem Wort wohnt eine Utopie inne, eine Vorstellung von etwas, das noch nicht vorhanden ist, ein Vorschein auf eine bessere Zeit. „Hauch“ verheißt etwas, das noch nicht wirklich eingetroffen ist, vielleicht auch niemals in Erfüllung gehen wird. Wie ein sanfter Schleier verhüllt es eine Wahrnehmung, lässt aber etwas hinter ihm erahnen. Hauchen wir den Schleier an, dann könnte er sich heben. Hauchzart. Schon die beiden „H“ im Wort geben einer zarten Hoffnung Ausdruck: Worauf? Vielleicht auf eine bessere Zeit.“ Vielleicht – und vielleicht im nächsten Jahr schon? Wir werden weiter daran schaffen – mit Ihrer geschätzten, hauchzarten Aufmerksamkeit!


Dankeschön
534. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.12.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Sie haben uns all die Jahre wieder die Treue gehalten. Und brav gelesen. Dankeschön dafür! Jetzt wünschen wir Ihnen und uns und der ganzen Welt ein paar frohe Festtage, für dir wir Ihnen etwas Besonderes schenken möchten: Zeit für Ihre Lieben! Und damit das auch gelingen kann, sei dieser unser Gruß nur kurz und und doch so wahr: Alles Gute wünscht das erlesene Bordenau!


Literarische Sauna
533. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 12.12.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Es mag wohl eine der kuriosesten Lesungen werden, die wir in aller Zeit hier im Dorf veranstaltet haben: Die „literarische Sauna“ am Freitag, dem 14. Dezember, und am Samstag, dem 15. Dezember, jeweils um 18.00 Uhr im Wellnesszentrum „Aquabo“ am Storchenweg. Doch immer haben wir das Zusammenwirken mit örtlichen Unternehmen gesucht, um die Bedeutung der gemeinsamen Verantwortung von Kultur und Unternehmen für die Lebensqualität konkret auszudrücken. So bei der Frühlingslesung im Blumenladen, den „Literaturen der Welt“ im Ristaurante ROMA, dem Kabarettstammtisch im „Reiterstübchen“ oder bei dem „trunkenen“ Filmenachmittag in der Apotheke. Jetzt lädt Martin Drebs mit Ausschnitten aus „Bergkristall“ des böhmischen Dichters Adalbert Stifter ins „Aquabo“, frei nach dem Motto: Draußen schneit´s und drinnen wird´s gemütlich. Die meisterhafte Erzählung schildert den vorweihnachtlichen Besuch zweier Kinder bei den Großeltern in den Bergen. Auf dem Rückweg geraten die Beiden in einen wunderlichen Schneesturm, den sie über Nacht in einer geschützten Höhle gut überstehen. Das Buch – und auch die Lesung – ist voll eindrücklicher Winterbilder: „Aber es war rings um sie nichts als das blendende Weiß, das aber selber nur einen immer kleineren Kreis um sie zog und dann in einen lichten, streifenweise niederfallenden Nebel überging, der jedes weitere verzehrte und zuletzt nichts anderes war als der unersättlich niederfallende Schnee.“ Aber keine Angst: die Lesung findet im stimmungsvollen Bistro statt, Sie können also angezogen den Worten lauschen – Ihr Ohr sollte allerdings frei sein – es sei denn, Sie nutzten die Kombikarte und besuchen vorher oder hinterher die Sauna, nachdem Sie innerlich eingeschneit wurden! Eine CD mit Ausschnitten der winterlichen Erzählung ist in Vorbereitung, sodass man später die ergreifenden Worte auch direkt in Sauna erleben kann. Im Frühjahr soll es mit Hermann Hesses Märchen „Iris“ weitergehen.


Mediapolis – Augenblicke einer Jugend von Paul FF. Cornelius, Bordenau
532. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.12.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Am Samstag, dem 8. Dezember 2007, stellt der Rübenberger Verlag aus Neustadt im Rahmen des neuen Literaturcafés ab 15.00 Uhr im Kinosaal des Leineparks an der Löwenbrücke das neue Buch „Mediapolis – Augenblicke einer Jugend“ von Paul FF. Cornelius, Bordenau, vor. Der Inhalt: Ein übermäßiger Fernsehkonsum kann schwere Folgen haben: Phil ist so ein junger Mann, der zu viele Bildergeschichten in sich aufgenommen hat und nun voll und abgefüllt in einer Spezialklinik auf Heilung hofft. Heilung? Die Klinik, in der er mehr festgehalten als untergebracht ist, entpuppt sich als Einrichtung der Fernsehindustrie, die studieren will, wie Bilderfluten auf den Menschen wirken. Da entdeckt die engagierte Journalistin Marie den Aussichts- und Schicksallosen, doch kann sie ihn ins Leben zurückführen? Eine fantastische „Bilder“-Erzählung der anderen Art, ein Guck-mal-wieder-hin- Buch, das vielfältige Aspekte des Sehens, Erkennens und der Bildwahrnehmung literarisch thematisiert - eine Anleitung zum Sehen und Nicht-Sehen. “Paul FF. Cornelius” entstand als Pseudonym dreier literarisch begeisterter Düsseldorfer in den 1970er Jahren. Nach einer engagierten Gedichtveröffentlichung in der Zeitschrift Gegenwind wurde es ruhiger um das Schreibkollektiv, das sich nach Irland, ins Badische und nach Bordenau ans Steinhuder Meer verlor. Hier trieb der “geniale Universaldillettant” seine Poesie voran, die mit Rhetorik, Schreibwerkstätten, Theatergruppen und dem lesenden Dorf Bordenau den Schwerpunkt auf die Vermittlung von Kunst und Kultur legte. So sind zahlreiche Gedichte entstanden, ein Theaterstück für das Dorftheater Poggenhagen und zusammen mit sechs anderen Poeten das erfolgreiche Buch Melissa lernt fliegen. Großlesungen von Goethes Faust, Heines Wintermärchen und Grass' Krebsgang, dazu Soloprogramme unter anderem mit Dostojewskis Großinquisitor, blieben nicht ohne bildende Wirkung auf den Autor selbst. Der Mitbegründer zweier Buchhandlungen in Freiburg/Brsg. und Düsseldorf unterrichtet heute Literatur und Rhetorik an der Vhs Hannover-Land und leitet Spielseminare an der Kinder-Vhs FLEXI. Grenzüberschreitend ist er als Vorleser, Kabarettist und Autor im regionalen Raum unterwegs, um noch genügend Zeit für seine Frau und seine beiden Söhne zu haben. Mediapolis ist seine erste eigene Buchveröffentlichung. Cornelius mischt verschiedene Schreibstile, um die jeweilige Situation der Figuren ausdrücken zu können: vom expressionistischen Ausgeliefertsein Phils in der Klinik über die sanfte, begütigende Stimme des blinden Eduards bis hin zum lebendigen Ende.


Astrid Lindgren
531. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 28.11.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Astrid Lindgren wäre in diesen Wochen einhundert Jahre alt geworden. Sie ist die Kinder- und Jugendbuchautorin des 20. Jahrhunderts und strahlt mit ihrer Menschenwürde wirksam weit ins neue Jahrtausend hinein, weil ihre Geschichten eben nicht nur idyllische Kindheiten transportieren, sondern Kinder als Menschen wahrnehmen und darstellen und achten. „Niemals Gewalt“ lautete der Titel ihres Vortrages bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels 1978! Uns so haben wir uns entschlossen, gerade beim Bordenauer Weihnachtsmarkt am Sonntag, dem 2. Dezember, nachmittags, eine Auswahl von Geschichten von Astrid Lindgren vorzulesen. Wir beginnen mit „Weihnachten in Bullerbü“, die die Vorbereitungen und schließlich das große Fest für Jung und Alt gleichermaßen heiter und freundlich zeigen! Bei „Pelle zieht aus“ geht es dann schon ergreifender zu: „Pelle ist böse, ja er ist derartig böse, dass er beschlossen hat, von zu Hause wegzuziehen. Man kann einfach nicht weiter bei einer Familie wohnen, wo man so behandelt wird.“ Auslöser war ein kleiner Streit mit dem Vater, und Pelle zieht dann, als der Vater den Tag über weg ist, tatsächlich aus, trotzig und entschlossen. Im Laufe des Tages gelingt es der Mutter, den elterlichen Einfluss liebevoll geltend zu machen: „Lieber guter Pelle“, sagt Mama und schlingt die Arme um ihn. „Willst du nicht doch bei uns bleiben? Wir sind vielleicht manchmal ungerecht, aber wir haben dich doch so lieb, so lieb.“ Wird Pelle zurück kommen? Hören Sie das Ende der Geschichte auf dem Weihnachtsmarkt. Und so wie Lindgren ihre Kindergeschichten schreibt, so war auch ihre eigene Kindheit im Süden Schwedens geprägt. Ihre Kindheitserinnerungen „Das entschwundene Land“ bilden den krönenden Abschluss unseres Lesenachmittags: „Unsere Vergnügungen waren spärlich. Aber im Sommer und Winter gab es ja die Familienfeiern, und es waren viele und fröhliche. Der Spaß bestand vor allem darin, dass man dann ein Unmenge Vettern und Cousinen traf, die sich alle aufs Spielen verstanden. Nicht zuletzt war auch die mit dem Festschmaus verbundene Hin- und Rückfahrt äußerst vergnüglich. Natürlich machte es Spaß, in dem von dem Pferdegespann Maj und Maud gezogenen Kremser (Eine Art Kutsche) zu fahren, behaglich dort oben zu thronen und sich in Ruhe alles angucken zu können. Meistens schien die Sonne, und es roch gut nach Pferden und sonnendurchwärmten Leder und harzigen Kiefern. Wie still und friedlich alles war – falls man nicht das Pech hatte, einem „Attemobil“ zu begegnen.“ Was dann nämlich passierte, davon am Sonntag mehr!


Literarische Häppchen zum Kessel Buntes
530. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.11.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Bücherflohmarkt am  24.  November von 15.00 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus werden kurze phantastische Geschichten von Manfred Kyber vorgelesen, vielleicht sogar die Geschichte der Katzenmutter, was gut zur veranstaltenden Eltern-Kind-Gruppe passt. Die Mutterliebe einer Katze schließt auch die Sorge um Mäusekinder mit ein. Eine wahrhaft utopische Geschichte, denn wann haben jemals  Tiere ihre instinktive Bestimmung zu beherrschen versucht? Selbst den "Tieren in Tüchern" (Alfred Döblin), den Menschen, fällt es oft schwer, sich  zivilisatorisch zu benehmen, wenigstens an Weihnachten könnte es gelingen! Am 28.November führt uns Horst Blankenstein im Rahmen der Feier der Senioren-Geburtstagskinder unserer Kirchengemeinde ab 15.00 Uhr an gleichem Ort in die "Kuriositäten der Bücherwelt", unter anderem mit Gerhart Hauptmanns "Das papierne Zeitalter": "Ich bin Papier, du bist Papier, Papier ist zwischen Dir und mir. Die Erde unter dem Papier. Willst du zu mir und ich zu Dir: Hoch ist die Mauer aus Papier. Doch endlich bist du dann bei mir, rückt dein Papier an mein Papier, so ruhen Herz an Herzen wir! Denn auch die Liebe ist Papier - und unser Haus ist auch Papier; und zwei mal zwei ist nicht vier: ich schwöre Dir, es ist Papier!" Und beim Weihnachtsmarkt am Sonntag, dem 2. Dezember, werden wir nachmittags Astrid Lindgrens "Weihnachten in Bullerbü" für Jung und Alt gleichermaßen vorlesen!


Vermischtes
529. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.11.2007 (erschienen dort am 14.11.07) 

Hochverehrte Leserschaft!

Nun gratulieren wir von hier aus auch unserer Neustädter Zeitung zur neuen Aufmachung, es soll das Medium schöner, klarer, übersichtlicher und informativer halten. Dazwischen ein kleines Stückchen vertrauter Tradition im alten Gewande und doch immer so literarisch frisch. Doch bevor nun der ganze Rummel um den weißbärtigen und rotgemantelten Verkaufsförderer wieder los geht, möchten wir Sie an dieser Stelle ganz herzlich auf einige unserer literarischen Veranstaltungen in den nächsten Wochen aufmerksam machen, die doch versuchen wollen, ein bisschen von der frohen Botschaft rüberzubringen. Denn Herbst- und Winterzeit ist ja auch Lesezeit! Unter diesem Motto veranstaltet die Eltern-Kind-Gruppe Bordenau jetzt am 24.  November einen Bücherflohmarkt. Wer Bücher liebt und liest, kann von 15.00 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus stöbern kommen und bekommt dazu noch etwas Phantastisches vorgelesen. Am darauffolgenden Mittwoch, dem 28.November, zeigt im Rahmen der Feier der Senioren-Geburtstagskinder unserer Kirchengemeinde Dr. Horst Blankenstein, Wunstorf, ab 15.00 Uhr seinen Vortrag: "Kuriositäten aus der Bücherwelt". Auf Dutzenden heiterer Lichtbilder werden Leser gezeigt, die in verschiedenen Lagen einfach weiterlesen. Am Sonntag., dem 2. Dezember, beteiligen wir uns ab ca. 16.30 Uhr wieder am Weihnachtsmarkt in Bordenau. Hier werden heiter-satirische, aber auch nachdenkliche Geschichten rund ums Fest vorgestellt! Am Samstag, dem 8. Dezember, stellt ab 15.30 Uhr im Kinosaal des Leineparks in Neustadt der Bordenauer Autor Paul FF. Cornelius sein neues Buch "MEDIAPOLIS - Augenblicke einer Jugend" vor, die phantastische Geschichte eines fernsehgestörten Jugendlichen, der von einer engagierten Journalistin befreit wird! In Vorbereitung ist die Szenische Lesung von Hera Lind, PAPA FÜR EINEN TAG mit Michelle Müller an Karneval 2008 am Gymnasium Neustadt; hier suchen wir noch weiter Mitwirkende. Und: Wir sind HAMLET! Dieser Tage beginnt die Vorbereitung der Szenischen Lesung von Shakespears HAMLET 2008/2009. In diesem Sinne: Sein oder Design, das ist hier die Frage! Literarische Grüße an alle, wir wünschen gute Unterhaltung!

Oder Sie kommen ins Vitalzentrum AQUABO  am Storchenweg in Bordenau zur  "Literarischen Sauna" am Freitag, dem 14. Dezember, und Samstag, dem 15. Dezember, jeweils um 18.00 Uhr: Adalbert Stifter "Bergkristall", Kombikarten gibt es mit Wellnessgetränk und Saunabenutzung. Draußen treibt der Schnee und drinnen wird´s gemütlich!!


Waltraud!
528. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 31.10.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Das darf doch nicht wahr sein! Waltraud will aufhören, ja , unsere Waltraud Nagel, welche seit unabsehbaren Jahren mitmacht beim lesenden Dorf. Unvergessen unter anderem die Trinkerin im "Bordenauer Faust" (2000), eine Rolle, auf die sie meinte oft festgelegt worden zu sein. Aber gemeint war die Stimmungskanone, der gute Geist, der sich zuletzt im Kabarett des "Bordenauer Stammtischs" ausdrückte. Oder die lustigen Betrunkenen in Jens Sparschuhs "Zimmerspringbrunnen" (2004). Als du Eddies Mutter in Mitch Alboms "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" (2006) deine Stimme gabst, da schwang all das mit, was dich uns so angenehm, freundlich, behaglich mütterlich machte. Du sagst selbst, es sei Zeit, lieber auf dem Höhepunkt gehen und so weiter, ich bin jetzt schon etwas älter....Pah! Deine Freundlichkeit, deine Ideen, dein Realismus, deine Tiefe und Erfahrung, die sich mit Heiterkeit mischten, Waltraud, du würdest uns fehlen, flöhest du die lesende Truppe. Deine Verlässlichkeit im Backstagebereich ist schon legendär. Da möchte man mit Goethe dir entgegenrufen: "Nicht nur Verdienst, auch Treue wahrt uns die Person!" Wie sollen wir die Jahre anerkennen, etwa mit der "Golden Card" von "Bordenau liest", also freier Eintritt zu allen noch kommenden Veranstaltungen. Ein Blumenstrauß? Ein Buch vielleicht? Wir brauchen dich, Waltraud, "... grad deine Heiterkeit" (Wolf Biermann). "Trau'st di nimmer", würd` Kabarettist Willy Astor zu dir sagen: "Da sogt zu mia die Waltraud, dass sie sich net in'n Wald traut. Da sog i: "Waltraud, trau di halt, I geh' doch mit in'n Wald!" Da sogt zu mia die Waltraud, dass sie sich trotzdem net in'n Wald traut!" Waltraud trau` dich weiter mitzumachen! Kleine Rollen vielleicht, die doch so alles aussagen können: du gehörst zu uns, lass uns zusammen weiter gehen. Und weiter!


Bücher-Flohmarkt
527. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 24.10.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Herbstzeit ist Lesezeit -  wer sehnt sich nicht nach diesem klassischen Bild im Kopf, eingekuschelt in einer warmen Decke auf dem Sofa, eine Tasse Tee auf dem niedrigen Beistelltisch, vielleicht einen Keks mit Schokolade...? Herrlich, diese Vorstellung! Leider muss man sich allzu oft als Mutter oder Vater von kleinen Kindern mit diesem Bild begnügen, denn spätestens nach der ersten Seite zerreißt ein forderndes "Ich will was trinken!" die ersehnte Stille, der Becher mit dem heißen Tee ergießt sich über den Teppich und der Keks verschwindet hinter einer Reihe von kleinen Milchzähnchen... Nun, man beseitigt das Chaos, befriedigt die Wünsche und liest schließlich weiter, zum dritten Mal heute "Die kleine Raupe Nimmersatt". Denn Herbstzeit ist ja Lesezeit! Unter diesem Motto veranstaltet die Eltern-Kind-Gruppe Bordenau am 17. November einen Bücher-Flohmarkt. Wer Bücher liebt und liest, kann von 15.00 bis 17.30 Uhr im evangelischen Gemeindehaus stöbern kommen, es gibt Kaffee und Kuchen und kleine Geschichten zum Lauschen, die von der Initiative "Unser Dorf liest" für Groß und Klein gleichermaßen vorgetragen werden. Verkauft werden Bücher aller Art, für Erwachsene und für Kinder. Es gibt die Möglichkeit, selber einen Tisch für 3 € Standgebühr zu mieten oder Bücher zum Verkauf zu spenden: wir liefern Ihnen die Kiste, Sie packen tolle Bücher rein und wir holen die dann ab! Der Erlös kommt der Kinder- und Jugendarbeit in der Gemeinde zugute. Nähere Infos zur Standreservierung und zum "Bücherkistenspendenabholdienst" können unter der Telefonnr.: 05032/918412 erfragt werden. Die vom lesenden Dorf vorgetragenen Kurzgeschichten entstammen allesamt der Feder des phantastischen Manfred Kyber. Und so sind sie auch die Geschichten und Fabeln, voller Phantasie und Märchenhaftigkeit: da wuseln Katzen und Mäuse auf dem Dachboden oder feiern gleich Haselmaushochzeit.


Schönherz/Fleer mit dem Hesse-Projekt
526. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 16.10.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Neben Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing, Saul Friedländers Friedenspreis des deutschen Buchhandels und Grass`achtzigstem Geburtstag möchten wir noch an einen anderen Preisträger erinnern. Wir berichteten hier schon über das sogenannte "Rilke-Projekt" des Komponistenduos  Angelica Fleer und Richard Schönherz: es wurden dazu wunderbare Texte von Rainer Maria Rilke ausgewählt und mit selbst komponierter Musik unterlegt und von schönen Schauspielerstimmen vorgetragen. Jetzt wurde mit Hermann Hesse, dem Literaturnobelpreisträger von 1946, ein vergleichbar intensiver Dichter ausgewählt und unter anderem wieder ausgewählte Gedichte mit Ben Becker,  Matthias Habich, Juliane Köhler und Xavier Naidoo vertont. Roger Willemsen leiht dabei seine kindlich-erstaunte und naive Stimme einem utopisch-romantischen Text Hesse, der die weltumspannende Bedeutung von Kunst, Kultur und Lesen programmatisch hervorhebt: " Je differenzierter, je feinfühliger wir zu lesen verstehen, desto mehr sehen wir jeden Gedanken und jede Dichtung in ihrer Einmaligkeit, in ihrer Individualität und engen Bedingtheit, und sehen, dass alle Schönheit, aller Reiz gerade auf dieser Individualität und Einmaligkeit beruht - und zugleich glauben wir dennoch immer deutlicher zu sehen, wie alle dieser hunderttausend Stimmen der Völker nach demselben Ziele streben, unter anderem Namen dieselben Götter anrufen, dieselben Wünsche träumen, dieselben Leiden leiden. Aus dem tausendfältigen Gespinste unzähliger Sprachen und Büchern aus mehreren Jahrtausenden blickt in erleuchteten Augenblicken den Leser eine wunderlich erhabene Chimäre an: das Angesicht des Menschen, aus tausend widersprechenden Zügen zur Einheit gezaubert." Wär doch schön, oder nicht?


Dr. Werner Besier: Über die Angemessenheit der geschichtlichen Betrachtung525. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.10.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

"Im Lichte des Besuches jüdischer ehemaliger Bürger Neustadts in unserer Stadt und der Veröffentlichung von Fotos des SS-Personals von Auschwitz bei der Freizeitgestaltung ist der folgende Bericht sicher von einigem Belang:
Am 19. März 2007 hielt Dr. Werner Besier, nicht nur Bordenaus Historiker, einen öffentlichen Vortrag vor den Mitgliedern des Museums für Stadtgeschichte in Neustadt über die Angemessenheit der geschichtlichen Betrachtung. Er forderte Wissenschaftlichkeit auch bei der Aufarbeitung des Nationalsozialismus, ohne dass mitfühlende Betroffenheit für die Opfer fehlen müsse. In diesem Zusammenhang verwies er auf die Arbeiten von Saul Friedländer, dem diesjährigen Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels. Zunächst aber müsse man sich den Stoff im Detail aneignen, ehe man zu Schlussfolgerungen kommen könne, zumal Anklage und Verurteilung nicht Aufgabe des Historikers seien. Anschließend an Adorno sah er die Täter als Hauptobjekt der Forschung, um zu verstehen, warum Menschen so unmenschlich werden können wie sie wurden. Das Ringen um das richtige Verstehen der Vergangenheit sieht Besier als ein eminent politisches Handeln. Es verwundet dann nicht, wenn es in der Rede u.a. heißt:"

Und dann gibt es ja auch noch den Drang nach Unmittelbarkeit in der Politik, dem Entscheidungsverlangen zu jeder Zeit und ohne Verantwortung, das einhergeht mit der Entfunktionalisierung der Parlamente, dem Ärmelhochkrempeln (auch in Neustadt) und dem kurzen Prozess, der Personalisierung und Emotionalisierung des öffentlichen Raums, der Ablehnung formalen, also unparteiischen und nachprüfbaren Handelns, der Geringschätzung präziser Begrifflichkeit, dem Ruf nach Einheit als Einheitlichkeit oder Homogenität von Völkern und Schülern und der Ablehnung der Vielfalt und dem nach Senkung der angeblich hohen Kosten der Demokratie (auch in Neustadt). 
Und es gibt Wilhelm Winkels Chronik von Neustadt am Rübenberge, deren Mängel u.a. wohl daher rühren, dass - wie kürzlich bekannt wurde - Winkel ein Karrierist im NS-System war. 

Was heißt aber dann historisch und politisch angemessen mit dem Nationalsozialismus umgehen?

Der Nationalsozialismus kam aus der Mitte der Gesellschaft. Die traditionellen Eliten haben ihn getragen. Daher gab es viel Kontinuität, wie zu allen Zeiten. Auch in Umbruchzeiten, man kann sie auch revolutionäre Situationen nennen, wollen die Menschen Vertraute und Vertrautes um sich haben. Aber es gab auch Diskontinuität. Und beides auseinander zu halten ist eine Schwierigkeit, die mir beim Forschen immer wieder neu vor Augen geführt wurde. Hängt das damit zusammen, dass in den Tätern auch Opfer sind und in den Opfern auch Täter? Die Frage ist allerdings, warum sind die einen in der gegebenen Situation Täter geworden und die anderen Opfer? Und wie verhält es sich mit den Vielen, vielleicht der Mehrheit dazwischen? 

Schopenhauer war überzeugt: "Die Zeit ist der Freund der Wahrheit." Seine Erkenntnis gilt für das menschliche Zusammenleben, aber auch für die Arbeit der Historiker, machen sie doch die Erfahrung, dass die zeitnahe Geschichtsschreibung häufig an der Deutungs- und Archivhoheit der Politik oder anderer interessierter Kreise zu scheitern droht und erst die Distanz zu den Ereignissen umfassende Darstellung und kritische Bewertung der Fakten ermöglicht. (Hans-Helmut Kohl in FR 6.4.05, S.27). Günter Grass nennt die Dame Erinnerung die fragwürdigste aller Zeuginnen, eine launische, oft unter Migräne leidende Erscheinung, der zudem der Ruf anhänge je nach Marktlage käuflich zu sein. (Beim Häuten der Zwiebel 64). 
Aber andererseits: jüdisch-christliche Tradition weiß: Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung. 
Wir müssen die Balance finden. 
Wir können nicht warten.
Angemessenheit suchen ohne Unterlass.


Mehrsprachigkeit
524. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 2.10.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Früher hieß es, lernt andere Sprachen, dann seid ihr fein raus. Und wir dachten, sollen die das lernen, die das können. Mittlerweile haben fast alle begriffen, wie sehr Europa und die Welt zusammenwächst, wie die Mehrsprachigkeit für Studium, Arbeit und das friedliche Zusammenleben der Menschen von immer größerer Bedeutung wird. Unser lesendes Dorf hat das früh begriffen und so sind seid einigen Jahren unsere Lesungen immer wieder auch mit anderen Sprachen angefüllt. "Literaturen der Welt" im Ristorante ROMA machte mit Italienisch, Russisch, Arabisch und Ungarisch(!) den vielzungigen Anfang, in der "Vielstimmigkeit der Deutschen" riefen uns die Völker der Welt aus allen Ecken der Sportkulturhalle mit ihrem Namen, Florian Sieg brachte die Erinnerungen von Fußballfan Nick Hornby ausschnittweise in bestem Englisch und bei "Nathans Ringparabel" gab es Simultanübersetzungen in Arabisch, Hebräisch und Gebärdensprache, damit auch noch der Letzte des Hörens Unkundigste die besondere Botschaft der freien, vorurteilslosen Liebe unter den Religionen begreifen könnte. Morgen, am 3. Oktober, wenn es im Dorfgemeinschaftshaus in Bordenau ab 16.00 Uhr um die Liebe geht, ist es schon fast selbstverständlich, dass die Liebe für alle Menschen gilt. Der literarisch-musikalische Nachmittag beginnt mit der jungen Anna-Lena Scholz, die Erich Frieds Gedicht von der Liebe vorträgt: "Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist was es ist, sagt die Liebe. Es ist Unglück, sagt die Berechnung. Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst. Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht. Es ist was es ist, sagt die Liebe. Es ist lächerlich, sagt der Stolz. Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht. Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung. Es ist was es ist, sagt die Liebe." Danach wird Alain Edard, der schon 2001 bei Heines "Deutschland - ein Wintermärchen" auf Ehlers Hof Heines Abschied von Paris mit gewinnend französischem Akzent illustrierte, eine französische Übersetzung von Axel G. Sturm des Gedichtes vortragen, die hier für alle unsere Freunde dieser Sprache dokumentiert sein soll: "Il est absurde/ Dit la raison/ Il est ce qu'il est/ Dit l'amour. Il est une calamité/ Dit le calcul/ Il n'est rien que de la peine/ Dit l'angoisse/ Il est désespérant/ Dit l'intelligence / Il est ce qu'il est/Dit l'amour/ Il est ridicule/Dit l'orgueil/Il est étourdi/ Dit la prudence/ Il est impossible/ Dit l'expérience/ Il est ce qu'il est/ Dit l'amour. " Und bei Giuliano Salso geht´s dann um die Amore : "E' assurdo / dice la ragione / E' quel che è /dice l'amore. E' infelicità / dice il calcolo / Non è altro che dolore / dice la paura / E' vano / dice il giudizio / E' quel che è /dice l'amore. E' ridicolo / dice l'orgoglio / E' avventato / dice la prudenza / E' impossibile /dice l'esperienza / E' quel che è /dice l'amore." Jetzt wird auch noch die Kolumne mehrsprachig! Dann aber los und mitgelernt!


Meditationsgruppen in der WERKSTATT BORDENAU
523. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 26.9.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

WERKSTATT BORDENAU gibt es verschiedene Angebote wie Töpfern, Radierungen, Lesen, den Arbeitskreis "Planten und Blomen", eine Schreibwerkstatt und zwei Meditationsgruppen der Eheleute Joseph. Die WERKSTATT BORDENAU ist vor über zwanzig Jahren als Initiative eines am kulturellen Leben interessierten Freundeskreises entstanden. Heute veranstaltet sie unter dem Dach der Vhs-Hannover-Land für eine geringe Gebühr Bildungsangebote auch für kleinere Gruppen. Nikolaus Joseph, einer der Begründer der Werkstatt und Mitinitiator von "Bordenau - Unser Dorf liest", bietet seit vielen Jahren - ebenso wie seine Frau Gisela - Meditationsgruppen an, in deren Zentrum die Wahrnehmung steht. Nun will er an zwei Einführungsabenden wieder einmal über Sinn, Techniken und Zweck dieses Ansatzes berichten, um interessierten Menschen den Einstieg in die Gruppen zu erleichtern - und zwar an zwei Donnerstagen, dem 4. und 11. Oktober 2007, jeweils ab 19.00 Uhr in der Grundschule Bordenau. Bringen Sie bitte bequeme Kleidung mit, denn "die Wahrnehmung richtet sich auf den Körper und das eigene Denk- und Gefühlsleben, in dem sowohl Lebensfreude und Glückserleben als auch seelische Kränkungen, Leiden und Konflikte angesiedelt sind. Wahrnehmung bedeutet, das alles zu erkennen, anzunehmen und schließlich loszulassen. Es hellt die gekränkte Seele auf und heilt manchmal den kranken Körper." Der ehemalige Rektor der Scharnhorstschule und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Nikolaus Joseph schreibt dazu in seinen philosophischen Essays: "Dann ist da auch noch das alltägliche "Gedankenkarussell" als Zeit- und Energiekiller ohne tiefere Bedeutung sowie die Veräußerlichung des Verstandes durch den ungehemmt-maßlosen Gebrauch der Massenmedien: Mitverursacher und Antreiber der Innenweltverschmutzung. Die gesellschaftlich anerkannte Konkurrenzideologie der neoliberalen Ersatzreligion mit dem scheinbaren Zwang zu immer mehr und immer schneller und all ihren anderen miserablen Begleiterscheinungen setzt da noch einen drauf. Angesichts dieser Tatsachen ist das nach Innen-Spüren für die meisten Menschen ungewohnt, unbequem, vielleicht nur lästig." Gerade da will Nikolaus Joseph ansetzen. "Die Einführungsabende in die Wahrnehmungs-Meditation empfehle ich besonders Lehrern und allen, die in pädagogischen Berufen tätig sind; dies sowohl im Hinblick auf die eigene seelische Gesundheit als auch im Hinblick auf die der anvertrauten Schüler." Jetzt hoffen wir nur noch, dass Sie ein bisschen Zeit dafür haben oder schon diesen Text mit Muße gelesen haben!


Liebesrevue
522. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 19.9.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Heute dürfen wir Sie wieder ganz herzlich einladen zu einer einmaligen Bordenauer Revue: "Liebe ist...- ein literarisch-musikalischer Nachmittag" am 3. Oktober 2007 ab 16.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau moderiert von Peter Mürmann, der auch mitliest. Ob es nun aber eine literarisch-musikalische oder musikalisch- literarische Revue ist, mögen Sie bei Ihrem Besuch selbst entscheiden. Neben deutschen und englischen Liebesliedern von den Beatles ("I will",  "All you need is love" , "And I love her") bis zu John Dowlands "Come again" aus dem 16. Jahrhundert gibt es auch deutsche Schlager und Volkslieder ("Dat Du min Leevsten büst") und Klassisches von Rilke und über Ingeborg Bachmann, Kurt Tucholsky bis Bertolt Brecht. Doch das ganz Besondere sind ausgewählte Texte von Menschen, die in Bordenau leben und arbeiten, so poetische Liebesgedichte von Stephanie Jans zusammen mit Ingolf Heinemann und "Die Farbe Gelb" der Bildenden Künstlerin Ingrid Pawlowski. Und Ausschnitte aus dem Debütroman von Friederike Reumann aus Mardorf, die mit feinen Händen bereits in Bordenau wirkt. Hier zitieren wir einen Ausschnitt ihrer reizenden phantastischen Erzählung "Sommerland": "Ich öffnete mein Zimmerfenster, um die Dunkelheit besser betrachten zu können. Die Luft, die in mein Zimmer strömte, war kühl und frisch. Sie wehte mir durchs Gesicht und ich merkte, wie sich die kleinen Haare auf meiner Haut aufstellten... Die Sterne leuchteten über mir. Ich sah zu ihnen hinauf und mir kam es vor, als müsste man nur die Arme ausstrecken, wenn ich sie berühren wollte. Ich versuchte nach einem Stern zu greifen, doch meine Hand fasste nur die kühle, schwarze Nacht. Ich erinnerte mich an ein Bilderbuch, das ich als Kind geschenkt bekam. Es handelte von einem Sternenwart, der Nacht für Nacht zu den Sternen reiste und ihnen Licht schenkte, damit sie leuchten konnten. Für die kleinen Sterne reichten Teelichter aus. Schon als sie den Sternenwart von Weitem sahen, streckten sie ihm die Hände entgegen und hielten das kleine Teelicht voller Stolz die ganze Nacht. Für die großen Sterne packte der Sternenwart dicke, große Stumpenkerzen aus, die so schwer waren, dass die großen Sterne sie nicht mehr in der Hand halten konnten. Deshalb hatten sie eine Klappe an ihrem Bauch, in die man eine Kerze hineinstellen konnte. Nach jeder Runde, wenn der Sternenwart seine Arbeit erledigt hatte, stellte er sich zufrieden vor die Sterne und sah glücklich auf sein Werk. Er leistete gute Arbeit. Der Himmel strahlte in all seiner Herrlichkeit und die Menschen auf der Erde freuten sich über das schöne Licht."


Brückenfest
521. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.9.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Das ganze Bordenau am Rande des Neustädter Landes - und auch die Poggenhagener - bereiten sich auf das große Brückenfest am Sonntag, dem 23. September 2007, vor. Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums und zum Neubau wird rund um die Brücke, darauf und darum, aber wohl nicht darunter gefeiert. Ein buntes Programm mit viel Musik und Tanz, Spielaktionen und Leckereien wird den ganzen Tag von fast allen Bordenauer Vereinen und Einrichtungen angeboten. Allen überregionalen Unkenrufen zum Trotz ist die Sperrung der Brücke für diesen großen Tag perfekt, entsprechende Umleitungsschilder gibt es ja - Hochwasser sei Dank. Besonders schön wird es sein, wenn die Menschen von beiden Seiten die Brücke erobern oder gemeinsam singen. Da könnte es dann im Kanon heißen: "Wer holt uns über ans andere Ufer, Fährmann, Fährmann, komm und hol über!" oder in Nachdichtung eines anderen Volksliedes: "Es führt über die Lein` eine Brücke von Stein, wer darüber will gehn, muß im Tanze sich drehn, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la. Kommt ein Fuhrmann daher, hat geladen so schwer, seine Rösser sind drei, und sie tanzen vorbei, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la . Kommt ein Mädchen allein auf die Brücke von Stein, fasst ihr Röckchen geschwind, und sie tanzt mit dem Wind, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la. Kommt ein Bursch' ohne Schuh' und in Lumpen dazu, als die Brücke er sah, hei, wie tanzte er da, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la. Kommt der König in Person, steigt herab von seinem Thron, kaum betritt er das Brett, tanzt er schon Menuett, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la . Kommt, ihr Leute, herbei, weiht die Brücke mit eil`! Und sie singen dabei, und sie tanzen derweil, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la . Alle Leute im Land kommen schnell hergerannt, bleibt der Brücke doch fern, denn wir feiern so gern, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la .Es führt über die Lein` eine Brücke von Stein, wir fassen die Händ,' und wir tanzen ohn' End, fa-la-la-la-la, fa-la-la-la!" Kommen Sie und tanzen und singen Sie mit! Und wer es noch ein bisschen kabarettistischer haben möchte, kann statt König auch Harry singen. Dann heißt dann: "Kommt der Harry in Person, steigt herab von sein`m Thron, kaum betritt er die Brück', tanzt er schon in sein Glück". Bitte schneiden Sie diese Kolumne aus und bringen Sie sie zum Brückenfest mit!


Liebesdialoge im Schloss Landestrost
520. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 5.9.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Unser Bordenau liest im Schloss Landestrost, und zwar werden am Sonntag, dem 9. September 2007, Annegret Scholz und Martin Drebs im historischen Ambiente "Liebesdialoge" führen. Im Rahmen des Tags des offenen Denkmals rezitieren und spielen die beiden einen Bogen von "verliebt, verlobt, verheiratet , geschieden und neuem Anfang" mit Texten von Erich Fried, Rainer Maria Rilke, Shakespeare, Goethe, Ingeborg Bachmann, Tucholsky und Heinz Erhardt. Jeweils um 13.00, 15.00 und 17.00 Uhr hören Sie, mitten in der ersten Verliebtheit das wunderschöne Gedicht "Die Zärtlichkeiten" von Stefan Zweig: " Ich liebe jene ersten bangen Zärtlichkeiten, die halb noch Frage sind und halb schon Anvertraun, weil hinter ihnen schon die andern Stunden schreiten, die sich wie Pfeiler wuchtend in das Leben baun. Ein Duft sind sie; des Blutes flüchtigste Berührung, ein rascher Blick, ein Lächeln, eine leise Hand - sie knistern schon wie rote Funken der Verführung und stürzen Feuergarben in der Nächte Brand. Und sind doch seltsam süß, weil sie im Spiel gegeben, noch sanft und absichtlos und leise nur verwirrt, wie Bäume, die dem Frühlingswind entgegenbeben, der sie in seiner harten Faust zerbrechen wird."
Das Ganze soll Sie schon auf den 3. Oktober einstimmen, wenn es im Dorfgemeinschaftshaus ab 16.00 Uhr wieder heißt: "Liebe ist... - ein musikalisch -literarischer Nachmittag". Bleiben Sie stark bis dahin, nicht mit Ödön von Horvaths Worten: "Man hat so ein Sehnen in sich, und dann kehrt man heim mit gebrochenen Flügeln und das Leben geht weiter, als wär man nie dabei gewesen", sondern lieber mit Paul Cornelius: "Die Liebe ist der Kompass durch die Beliebigkeit".


Zuviel Lesen?
519. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 29.8.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Manche beklagen sich, es werde zu wenig gelesen. Dabei ist das Gegenteil fast genauso schwierig. Ein Lesekreis der Vhs-Hannover-Land wird sich im nächsten Semester mit dem Roman "Eine Geschichte von Liebe und Finsternis" des israelischen Schriftstellers Amos Oz (->Wikipedia) beschäftigen. In dem opulenten und beeindruckenden Familienroman, der in den Vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in Jerusalem spielt, schildert Amos Oz eine solche Übertreibung des Lesens: " Die (Lese-)freude wurde nach ein zwei Wochen zur Sucht: Auch mit aller Macht gelang es meinen Eltern nicht, mich von den Büchern loszureißen. Von morgens bis abends und auch danach. Sie waren es, die mich gedrängt hatten, Lesen zu lernen. Sie waren die Zauberlehrlinge, ich war das Wasser, das sich nicht aufhalten ließ. Wie Wasser die Meerestiefen bedecken. Ich war der Golem von Prag, dem niemand den Zettel, den man ihm unter die Zunge gelegt hatte, herausziehen konnte: Ach, nu, komm mal bitte, Fania, und schau dir das an, dein Sohn sitzt wieder einmal nackt mitten im Flur auf dem Boden und liest. Der Junge versteckt sich unter dem Tisch und liest. Das verrückte Kind hat sich wieder im Badezimmer eingeschlossen, sitzt auf der Toilettenschüssel und liest, falls er nicht schon reingefallen und mit Buch und Haaren untergegangen ist. Der Junge hat sich schlafend gestellt und eigentlich nur darauf gelauert, dass ich ihn allein lasse, und nachdem ich draußen war, hat er ein paar Minuten gewartet und dann unerlaubterweise das Licht angeschaltet, und jetzt sitzt er anscheinend mit dem Rücken an die Tür gelehnt, damit du und ich nicht rein können, und rate mal, was er dort tut? Dieser Junge liest schon fließend, sogar ohne Vokalisierung. ... Von morgens bis abends liegt er da und frisst alles wahllos in sich hinein, ...wir müssen eindeutig eingreifen." Nun, hoffentlich geraten Sie und ihre Kinder nicht in eine solche Lesesucht, es sei denn, man nehme sich das Buch von Amos Oz selbst vor, über das geschrieben steht: "Vor diesem Buch muss gewarnt werden. Es hat 830 Seiten, und man wird, ehe man sie gelesen hat, seinen gewohnten Tagesablauf ändern müssen, sich krank melden oder nächtens lesen."


Liebe ist ...
518. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 22.8.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Die Texte sind ausgewählt aus Tausenden von Möglichkeiten: "Liebe ist...- ein literarisch-musikalischer Nachmittag" am 3. Oktober 2007 ab 16.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Bordenau moderiert von Peter Mürmann! Mit dabei Klassisches von Rainer Maria Rilke und Ingeborg Bachmann, Heiteres von Kurt Tucholsky und Siegfried Lenz und Grundlegendes aus der Bibel mit dem 1. Paulus-Brief an die Korinther, Vers 13: "Hätt´ ich der Liebe nicht...!" Mit dabei auch hervorragende Bordenauer Künstler, so Liebesgedichte  von Stefanie Jans zusammen mit Ingolf Heinemann und "Die Farbe Gelb" der Bildenden Künstlerin Ingrid Pawlowski. Vielleicht auch Ausschnitte aus dem Debutroman von Friederike Heumann aus Mardorf, die  mit feinen Händen bereits in Bordenau wirkt. Zur Zeit arrangiert der Neustädter Komponist und Gitarrist Andreas Hagemann in bewährter Qualität das musikalische Programm. Und ein sehr berühmtes Liebesgedicht vom ollen Bertolt Brecht soll dazu:

"Erinnerung an Marie A..
An jenem Tag im blauen Mond September
Still unter einem jungen Pflaumenbaum
Da hielt ich sie, die stille bleiche Liebe
In meinem Arm wie einen holden Traum.
Und über uns im schönen Sommerhimmel
War eine Wolke, die ich lange sah
Sie war sehr weiß und ungeheuer oben
Und als ich aufsah, war sie nimmer da.
Seit jenem Tag sind viele, viele Monde
Geschwommen still hinunter und vorbei
Die Pflaumenbäume sind wohl abgehauen
Und fragst du mich, was mit der Liebe sei?
So sag ich dir: Ich kann mich nicht erinnern.
Und doch, gewiß, ich weiß schon, was du meinst
Doch ihr Gesicht, das weiß ich wirklich nimmer
Ich weiß nur mehr: Ich küsste es dereinst.
Und auch den Kuss, ich hätt' ihn längst vergessen
Wenn nicht die Wolke da gewesen wär
Die weiß ich noch und werd ich immer wissen
Sie war sehr weiß und kam von oben her.
Die Pflaumenbäume blühn vielleicht noch immer
Und jene Frau hat jetzt vielleicht das siebte Kind
Doch jene Wolke blühte nur Minuten
Und als ich aufsah, schwand sie schon im Wind."


Büchergarten / Clara Wieck
517. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 15.8.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Den ersten Sonntag nach den heißen Sommerferien sollten Sie sich gleich notieren. "Sonntag, 2. September 2007, um 17 Uhr, Lesung im Büchergarten Bordenau, Hans-Zühlke-Str. 3 bei Familie Korte". Eine Lesung mit allen Sinnen für Jung und Alt, für musik- und literaturbegeisterte Menschen und für alle, die die junge Pianistin Clara Wieck näher kennen lernen möchten. Clara Wieck wurde im September 1819 geboren. Die ersten fünf Jahre ihres Lebens verbrachte sie mit ihren Eltern und drei Brüdern in Leipzig. Als die Eltern sich im sechsten Jahr der Ehe scheiden ließen, übernahm der Vater, Friedrich Wieck, mit unendlicher Liebe und Treue, aber auch mit unendlicher Härte die künstlerische Erziehung seiner Tochter. Bereits mit sechs Jahren bekam Clara Klavierunterricht bei ihrem Vater. Mit acht Jahren spielte sie in einer Konzertprobe vor geladenen Gästen das Es-Dur-Konzert von Mozart. Bei einer musikalischen Abendunterhaltung, Clara war neun Jahre alt, hat wohl die erste Begegnung mit Robert Schumann stattgefunden. Bald darauf wurde Schumann Wiecks Schüler im Klavierspiel. Nach kurzer Zeit war Robert Schumann der erklärte Liebling im Wieck`schen Hause und besonders Claras Freund. Im Jahre 1832, von einer Konzertreise nach Leipzig zurückgekehrt, schrieb Clara ihren ersten Brief an Robert. Ein Auszug: "Mein lieber Herr Schumann! Ha, ha, höre ich Sie sprechen, da sehen wir es doch! Die, die denkt nicht mehr an ihr Versprechen. O, sie denkt wohl noch dran. ..... Einige Tage nach unserer Rückkehr bekam ich das Scharlachfriesel und musste bis vor einigen Tagen in dem langweiligen Bette bleiben. ..... Ich freue mich sehr auf Weihnachten, und das Stückchen Stollen, was ich Ihnen aufheben werde, wartet jetzt schon auf Sie, damit es von Ihnen gegessen werden möchte, obgleich es noch nicht gebacken ist. .... Schreiben Sie mir bald wieder, aber hübsch deutlich. Mit der Hoffnung, Sie bald bei uns zu sehen, schließe ich meinen Brief und bleibe Ihre Freundin Clara Wieck. Leipzig, den 17. Dezember 1832" Sind Sie neugierig geworden? Sie sind herzlich eingeladen! Der Eintritt ist frei. Anmeldung 05032/4434. Hier sei auch daran erinnert, dass der lesende Nordkreis, Bordenau und die Musikschule Neustadt vor Jahren schon eine musikalische Lesung mit Peter Härtling "Schumanns Schatten" in St. Osdag veranstaltete!


Albom-Gastspiel in Bissendorf
516. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 8.8.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Es ist schon was Besonderes, wenn unser lesendes Dorf auf Tournee geht. Und das zum ersten Mal und zwar am Samstag , dem 1. September 2007, in der Zeit von 16.00 Uhr bis 21.30 Uhr in Bissendorf "Zur Eiche": Mitch Alboms Buch "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen", unsere Szenische Lesung mit Musik und Schattenspiel in der Inszenierung des bekannten Kulturwahlbordenauers Peter Mürmann. Wir folgen der Einladung einer namhaften Volkspartei, mit unserer künstlerischen Arbeit sind wir über alle Parteien erhaben; und gerade das Thema von Leben, Sterben und Tod, und was danach geschehen kann ist von allgemein menschlicher Herausforderung. In dem wunderbaren Buch wird über das scheinbar bedeutungslose Leben von Eddie berichtet, dem nach einem tragischen Unfall im Himmel die Menschen begegnen, die in seinem Leben großen Einfluss hatten. Mitch Albom ist Autor des Weltbestsellers "Dienstags bei Morrie"; sein neuer Roman versucht die verschiedenen Ebenen von Himmel und Erde, Träumen und Rückblenden darzustellen, um sowohl den Zauber als auch die Realitäten zu fassen, ohne die persönlichen Vorstellungen des Publikums zu gängeln. Mitch Albom hat für unsere Inszenierung ein Grußwort über den großen Teich geschickt, das wir auch in Bissendorf einspielen werden. Peter Mürmann, seit sieben Jahren kulturuell in Bordenau beheimatet, u.a. als Schauspieler (FAUST - 2000); Moderator (Vielstimmigkeit der Deutschen - 2002) und Regisseur (NATHANS RINGPARABEL - 2005), kombiniert Alboms Roman behutsam und engagiert mit einfühlsamer Musik (Gerold Wassmann) und bezaubernden Lichtinstallationen. Die gekürzte Bissendorf-Fassung verliert nichts von ihren zauberhaften Illuminationen, insbesondere bei den geschickt eingerichteten Schattenspielen, die die unterschiedlichen Ebenen der Geschichte verdeutlichen. Sie wird dynamischer sein, weil mehr Dialoge und Spielszenen herausgearbeitet sind. Dabei werden durchaus Eddies schön-schwierige Lebensthemen eindrücklich behandelt: seine Kindheit, sein problematisches Verhältnis zum Vater, seine Liebe und der Verkehrstod seiner Frau, seine drastischen Kriegserlebnisse und schließlich seine lebenslange Arbeit in einem Vergnügungspark, wo er im letzten Moment versucht, einem Mädchen das Leben zu retten.....Kartenbestellungen sind wie gewohnt über www.Bordenau.de möglich!


Buch als Botschaft
515. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 1.8.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Ein Buch kann eine, wenn auch vielleicht versteckte Botschaft an einen wichtigen Leser enthalten. Dazu die folgenden Zeilen: Ulrich Mühe ist tot. Wir sind erschüttert über das schnelle Ableben dieses großartigen Schauspielers. Er hat uns in dem oskarprämierten Film "Das Leben der Anderen" das beeindruckende Beispiel eines deutschen Widerständlers in deutschen Diktaturen geliefert:"Ost-Berlin, November 1984. Der DDR-Staat sichert seinen Machtanspruch mit einem erbarmungsvollen System aus Kontrolle und Überwachung. Als Oberstleutnant Anton Grubitz (Ulrich Tukur) den linientreuen Stasi-Hauptmann Gerd Wiesler (Ulrich Mühe) auf den erfolgreichen Dramatiker Georg Dreyman (Sebastian Koch) und seine Lebensgefährtin, den Theaterstar Christa-Maria Sieland (Martina Gedeck) ansetzt, verspricht er sich davon einen Karriereschub. Womit er nicht gerechnet hat: Das intime Eindringen in die Welt der Observierten verändert auch den Stasi-Mann. Das Eintauchen in DAS LBEN DER ANDEREN - in Liebe, Literatur, freies Denken und Reden - eröffnet Wiesler eine nie gekannte Welt, der er sich immer weniger entziehen kann." (aus dem Ankündigungstext zum Film).Das Besondere daran spitzt sich nun immer mehr zu: der Überwacher verfolgt das Leben des Schriftstellers, sein Wirken, seine Pläne, sein neues Stück und seine oppositionellen Aktivitäten. Der Stasi-Mann gibt aber diese Informationen nicht weiter. Und jetzt kommt`s: der kontrollierte Dichter bemerkt aus verschiedenen Hinweisen, dass er überwacht wird, ja er stellt dem Überwacher gerade zu Fallen, um das heraus zu bekommen. Und dabei merkt er, dass der, der ihn überwacht, diese gefährlichen Dinge nicht an den Staatsapparat weitergibt. Und als schließlich sein Buch erscheinen kann, widmet er es diesem namenlosen Helden "an den Ohrhörern unterm Dach". Dieser wird wegen seiner Fehlleistungen kurz vor der Wende zum Postdienst degradiert. Und nun gehört es zu den ergreifendsten dramatischsten Stellen am Schluss des Filmes, dass beide, die einander in schwieriger Zeit geholfen haben, zwar sich nie wirklich begegnen: doch der ehemalige Stasi-Offizier liest in einer Buchhandlung die Widmung im Buch als Botschaft der Dankbarkeit und lächelt! So kann ein Buch eine, wenn auch vielleicht versteckte Botschaft an einen wichtigen Leser enthalten!


Ingeborg Bachmann: Erklär mir, Liebe
514. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 25.7.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Der Sommer, das Licht und die Liebe! Keine geringere als Ingeborg Bachmann (1926-1973) bitte die Liebe um Erklärungen! "Erklär mir, Liebe":
Dein Hut lüftet sich leis; grüßt, schwebt im Wind, dein unbedeckter Kopf hat's Wolken angetan, dein Herz hat anderswo zu tun, dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein, das Zittergras im Land nimmt überhand, Sternblumen bläst der Sommer an und aus,von Flocken blind erhebst du dein Gesicht, du lachst und weinst und gehst an dir zugrund, was soll dir noch geschehen -
Erklär mir, Liebe!
Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad, die Taube stellt den Federkragen hoch, vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft, der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt das ganze Land, auch im gesetzten Park hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.
Der Fisch errötet, überholt den Schwarm und stürzt durch Grotten ins Korallenbett. Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion.
Der Käfer riecht die Herrlichste von weit; hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch, daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern, und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!
Erklär mir, Liebe!
Wasser weiß zu reden, die Welle nimmt die Welle an der Hand, im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt. So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus! Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!
Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann: sollt ich die kurze schauerliche Zeit nur mit Gedanken Umgang haben und allein nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun?
Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?
Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn...
Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehen.
Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts."
Urlaubskarten
513. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.7.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Oft schraubten sich diese Zeilen in ungeahnte poetische Höhen. Literatur kann aber auch ganz praktische Lebenshilfe sein. Zum Beispiel heute: Wir geben Tipps für schreibwillige Urlauber. Stellen Sie sich vor, Sie wollen aus der Ferne den Lieben daheim ein paar Zeilen schreiben und Ihnen fällt nix ein; dann schneiden Sie bitte diese Kolumne aus und nehmen Sie sie doch mit.
Hier nun die Vorschläge: 
Seit Tagen scheint hier wunderbar die Sonne illusionsstabil über einer geschlossenen Wolkendecke. Wir haben schon die Regenschirme mit Sonnenöl eingerieben, um sie vor den intensiven UV-Strahlen zu schützen. Zwischen unseren Zehen haben begonnen sich Schwimmhäute zu bilden und die Kinder quaken so seltsam und hüpfen den ganzen Tag so komisch herum! Ansonsten alles Regen, ähh Roger.
Diesmal haben wir es mit der Unterkunft besonders eindrücklich getroffen: Die unverbaubare Westrichtung gibt den Blick frei auf einige sehr interessant Hochbauten, die als architektonische Meisterleistung gelten sollen. Fließend Wasser gibt es nur bei starkem Regen, aber zum Duschen reicht es leider nicht. Einen Wecker brauchen wir hier nicht, denn schon um Sechs wecken uns frohgelaunte Müllwerker mit dem dann doch etwas holprig klappernden Chor:
"Lasst von Tonne zu Tonne uns eilen, wir wollen dem Müll eine Abfuhr erteilen!" 
In der weiträumigen Ferienanlage findet sich ein Universum von Menschentum. Aus Langeweile und weil es zum Schlafen zu laut ist, haben wir begonnen, ein neues Fachbuch über alle möglichen Menschentypen anzulegen: der unbegründete Choleriker, der schrille Ausrufer, der Marktschreiermeister, der autoritätsgeschwächte Rumbrüller… Ja, und für alle diejenigen, die schon zu Hause auf dem Hartz festsitzen, noch einen Trost von Gottfried Benn: "Ach, vergebens das Fahren, spät erst erfahren sie sich, bleiben und stille bewahren, das sich umgrenzende Ich." Und jetzt schalten wir zu den Staumeldungen ab fünf Kilometern…


Welch ein Juli
512. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.7.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Welch ein Juli! Anstelle des ursprünglichen römischen Kalenders führte Julius Cäsar im Jahre 46 vor Christi Geburt den neuen zwölfmonatigen Kalender ein und zu seinen Ehren wurde der bisher fünfte von zehn Monaten mit seinem Namen geschmückt. Der altdeutsche Name für Juli war Heumonat oder Heuert, benannt nach der Heuernte, die er in allen nordischen Ländern mit sich brachte, heute eher vorverlegt nach diesem heißen April. Früher brachte der Sommermonat die wärmsten Tage des Jahres überhaupt, die Hundstage. Ob wohl der Sirius, der Hundsstern am 24. Juli, wieder so hell wird leuchten wollen? "Die Hundstag streichen her mit Macht, drum hab ich mein fleißiger acht!", hieß es. Man hörte deshalb auch lieber ein paar Tage früher, am Magdalenentag, mit dem Baden in Seen und Flüssen auf. Die Wasser galten als giftig, und selbst Regenwasser sollte man nicht mehr als Schönheitsmittel nutzen. Vermutlich schloss man ferner aus dem Namen des Sternes, dass auch die Hunde jetzt für die Tollwut anfälliger seien als sonst, und die Mondsüchtigen galten als schwerer von ihrer Unruhe heimgesucht. Gleich zu Beginn wussten die Bauern am Niederrhein einen bedenklichen Tag: Regnete es an Mariä Heimsuchung, so sollte es wie bei den Siebenschläfern vierzig Tage weiterregnen. Auch von der Büßerin Maria Magdalena gegen Ende des Monats hieß es, wenig Gutes versprechend: " Maria Magdalena weint um ihren Herrn, drum regnet`s an ihrem Tage gern." Dies ist die Zeit, in der die Singvögel verstummen und sich zum Mausern verstecken. Nur die Meisen, Grasmücken, Rotschwänzchen, Schwalben, Zaunkönige und Bachstelzen sind noch mit dem Füttern und der Aufzucht ihrer Jungen beschäftigt. Den anderen fällt Feder um Feder aus dem Gefieder, doch mit unbegreiflicher Schnelligkeit wachsen neue an ihrer Stelle. Und die Siebenschläfer lachen sich eins ins Fäustchen, waren sie nämlich trotz ihrer Schwimmhäute zwischen den Zehen längst wieder eingeschlafen sind, um dem Winterschlaf eine nichtsnutzige Konkurrenz zu machen. Gut, dass wir die Geschichten haben vom Sommer, von der Sehnsucht und der Wärme, wenn es dereinst wieder mit Goethe heißt: " Alles Behagen am Leben ist auf eine regelmäßige Wiederkehr der äußeren Dinge begründet, der Wechsel von Tag und Nacht, der Jahreszeiten, der Blüten und Früchte, und was uns sonst von Epoche zu Epoche entgegentritt, damit wir es genießen können und sollen."


Tragischer Zinedine Zidane
511. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 4.7.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Erinnern Sie sich noch an jenes literarische Fußballjahr 2006, als unser Kultur- und Sportfest nach den Gemeinsamkeiten von Sport und Kultur suchte - und fündig wurde. Nun ist ein Buch erschienen über den französischen Fußballer Zinedine Zidane und seinen kopflosen Kopfstoß im Finale der WM. Thomas Schäfer aus Göttingen ergreift - mit Zustimmung einer namhaften Hannoveraner Zeitung - für uns wieder zur sportiv-spöttischen Feder:
"Melancholie ist derzeit vermutlich die Stimmung jener, die sich einen sinn- und trostlosen Juni lang zurückerinnern an das, was sich vor Jahresfrist in Deutschland abspielte: das Sommermärchen Fußball-WM. Dabei war das ja gar nicht so heiter. Zumindest im Finale standen schwerwiegende Phänomene im Mittelpunkt: "Form und Melancholie". Das behauptet jedenfalls der französische Autor Jean-Philippe Toussaint, von dem soeben bei der Frankfurter Verlagsanstalt ein Büchlein mit dem Titel "Zidanes Melancholie" erschienen ist. Darin geht es um die Schlüsselszene des Turniers: Zidanes Kopfstoß gegen seinen italienischen Kollegen Materazzi, mit dem der Weltstar Zidane sein letztes Länderspiel beendete und zugunsten Italiens entschied. Viele haben sich den Kopf darüber zerbrochen, was in Zidanes Kopf vor sich ging, bevor er ihn gegen Materazzis Brust rammte. Niemand fand so starke Worte dafür wie Toussaint, der Zidanes "Aufwallen dunklen Zorns in einsamer Nacht" auf ein persönliches Dilemma zurückführt: Der Superkicker war nämlich einerseits von "der Verbitterung des Fußballers, der das letzte Spiel seiner Karriere bestreitet" getrieben und anderseits vom "Verlangen, mit allem so schnell wie möglich Schluss zu machen". Das Ergebnis war dann jene "brutale Geste, prosaisch und romanhaft: ein Moment perfekter Mehrdeutigkeit, einige wenige Sekunden schwindelerregender Ambivalenz, in denen Schönheit und Schwärze, Gewalt und Leidenschaft sich miteinander verbinden". Mit solch romanhaftem Raunen schrieben Dichter früher attische Tragödien über echte Schicksalsschläge, heute eben über Fußball - sage noch einer, der sei einfach! Wir nehmen das prosaisch zur Kenntnis in diesem Fußballsommerloch. Und freuen uns auf die EM im nächsten Juni und auf neue Momente perfekter Mehrdeutigkeit. Mit eindeutiger Perfektion wären wir aber auch zufrieden."


Aufruf an die Bordenauer Musikanten mit der Bitte um Unterstützung für unsere Revue 2007
510. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 27.6.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

"Die Liebe ist der Kompass durch die Beliebigkeit". So wirft der traditionelle dritte Oktober in diesem Jahr sein helles Licht voraus: unter dem Titel "Zwölf notwendige Liebesgeschichten mit Musik" plant "Bordenau - Unser Dorf liest" zum Nachmittag des 3. Oktober 2007 wieder eine außergewöhnliche Revue und ruft alle Bordenauer Musikanten zur Mitwirkung auf. Zwar arbeitet Komponist Andreas Hagemann aus Neustadt bereits an einem musikalischen Rahmenkonzept, doch sind einzelne musikalische Beiträge aus den Bordenauer Ressourcen durchaus erwünscht: Liebeslieder von SCHUBERT bis zur BORDENAU-Hymne, vom internationalen Folksong über das Volkslied bis zum RAP. Dabei zeichnet sich auch schon eine markante Textfolge ab, bei der alle Aspekte von Liebe möglich sein sollen: die Liebe zu den Menschen, zum Geliebten, zur Kunst, zur Heimat undsoweiter. Ingrid Pawlowski hat ihre Mitwirkung zugesagt - mit einem Text über die Farbe "GELB" ebenso wie Ingolf Heinemann , vielleicht mit liebevollen Dialogen. Textvorschläge gibt es schon viele: vom klassischen RILKE bis zum heiterem TUCHOLSKY und ebenso erwünscht sind unbekannntere sowie selbstgeschriebene Geschichten. Beginnend könnten wir mehrsprachig mit Erich Frieds Gedicht: "Es ist, was es ist" und enden mit Tucholskys "Warum wird beim Happy End immer abjeblendt". Dabei wissen wir doch: "Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen." Interessierte Musiker melden sich bitte bei Martin Drebs.


Bordenauer erobern Schloss Landestrost
509. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 20.6.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Wie gestaltet sich eigentlich das Verhältnis zwischen Bordenau und Neustadt? Raunte es in den letzten Jahren, man wolle sich vom südlichen Großdorf lieber trennen, so hat sich jetzt der Wind gedreht und überregionale Zeitungen könnten melden:" Bordenauer Künstler erobern Schloss Landestrost" An einem ganz normalen Sonntag stolpert der Schlossbesucher über die Formel: "Wir stehen auf Neustadt!" und gerät in die wunderbare Ausstellung des Photokünstlers Ingolf Heinemann. In seiner Eröffnungsrede meinte Heinemann noch: "Postkarten sind Ansichtssache." Doch mittlerweile quillt sein Gästebuch von überwältigender Freude über:" Dass Neustadt schön ist, wussten wir, jetzt wird es auch gezeigt!" Und tatsächlich: die eindrucksvollen Photos von Stadt und Landschaft heben sich durch liebevoll-poetische Zuwendung über jeden folkloristischen Verdacht hinweg in universelle Gültigkeit. Im ersten Stock des Schlosses nun heißt es "Stille Dialoge"; nicht gemeint ist ein Gespäch zwischen Bordenau und Neustadt, in dessen Stille Bordenau überwiegen könnte, sondern die besondere Ausstellung von Plastiken, Zeichnungen und Drucken des Bordenauer bildenden Künstlers Peter Marggraf. "Der klassische figurative Formenkanon," so schreibt Kurt Märzhäuser über ihn und seine Arbeit, "der in seinen neuen Plastiken aus Wachs anklingt, resultiert nicht aus formalästhetischen Überlegungen, sondern aus der Intention, den "inneren Ausdruck" in eine distanzierte Ebene zu bringen, über die er in der Form einen Halt bekommt..." Und Besucher und Objekte treten in intensive Dialoge über das vielfältig widersprüchliche Bild des Menschen ein. Geht es denn dabei still zu? Beileibe nicht, denn Sonntagnachmittag strömen zusammen mit der Bordenauer Musikkünstlerin Evelyn Boss Dutzende von Musikschülern in den großen Veranstaltungsraum, um vor heimischer Kulisse ihre musikalischen Fortschritte vorzuführen. Als dann noch der Bordenauer Lebenskünstler Martin Drebs mit seinem fortgeschrittenen Vhs-Hannover-Land- Rhetorikkurs die Räume durchschreitet, um an den ausgestellten Objekten das freie Reden einzustudieren, ist die Eroberung perfekt. Und die Neustädter können dankbar sein, dass das an diesem Wochenende verwaiste Bordenau doch noch auf unabsehbare Zeit dazugehören wird...


Vermeer-Lesung
508. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 13.6.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Kaum ist das Kabarett abgespielt , schon laufen alle weiter in den "Büchergarten Bordenau" zur Vermeer-Lesung am Sonntag, den 1.7.2007, um 17 Uhr. Auf Grund des großen Erfolges wird die Lesung über das Leben des holländischen Malers Jan Vermeer (-> Wikipedia) neu aufgelegt. Vermeer war einer der berühmtesten niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts. Er wurde 1632 in Delft geboren. Vermeer entwickelte in atmosphärischer Farbigkeit einen beseelten Stil, der Menschen und Dinge mit liebevoller Versenkung in die malerischen Details darstellt. Die Entstehung eines Bildes hatte er stets vor Augen. Er brauchte ja nichts weiter als ein paar Ellen grundierter Leinwand und seine Malutensilien, um seine Vorstellung umzuwandeln in ein Gemälde. "So sitzt er da, ein leeres Blatt Papier vor sich und findet keinen Anfang. Er konzentriert sich. Aber jedes Mal, wenn er gerade die Umrisse zu erkennen glaubt, ist es, als würde es von einer unsichtbaren Hand wieder weggezogen." An seinem Bild "Bei der Kupplerin" hat er fast zwei Jahre gearbeitet. Vermeer heiratete mit 21 Jahren Catarina Bolnes aus Gouda. Sie bekamen 11 Kinder und lebten ständig in finanzieller Not, denn er malte jährlich nur ein Bild. Er hatte als Maler auch noch keinen Ruhm erworden, seine Schulden wurden immer größer. Er versuchte sich als Kunsthändler, um den Lebensunterhalt für seine große Familie einigermaßen bestreiten zu können. Sein bekanntestes Bild ist "Das Mädchen mit dem Perlenohrring". Die eindrucksvollen Berichte über Vermeers Schaffensprozess lassen die Zuhörer einen Blick über die Schulter des Künstlers werfen und schöpfen so ein intensives Verständnis für die existenzielle Herausforderung eines Künstlers allgemein. 
Zu dieser Lesung haben viele Mitglieder der Bristol Gesellschaft Hannover, von einer Besucherin des letzten Jahres animiert, ihr Kommen zugesagt. Darüber freuen wir uns sehr. Dennoch bleibt genug Platz, und so können wir weitere Kunst- und Leseinteressierte herzlich einladen in den Büchergarten Bordenau der Familie Korte auf der Hans-Zühlke-Str. 3. Zünftig-niederländisch werden Gouda-Käse und Genever angeboten - selbstverständlich nur für Erwachsene! 
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung wird gebeten unter 05032/4434 oder johanna.korte@bordenau.de.


denglischdeutsch
507. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 6.6.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Es ist nun nicht so, dass wir die deutsche Sprache neu erfinden wollen,und auch in Ergänzung des Ansatzes des Vereins "Deutsche Sprache" sind wir wesentlich weniger dogmatisch in dem Bemühen, ein gutes Deutsch zu sprechen. Dafür sind die Sprach- und Sprechentwicklungen zu dynamisch, zu lebendig. Und wer sich einmal mit seinen paar Brocken Englisch im fernen Ausland doch hat verständigen können, denkt anders über das sogenannte Denglisch. Und bedenken wir, wieviel deutsche Worte "ausgewandert" sind und jetzt die anderen Sprachen "komplettieren"! Dennoch konnte unser Professor Klaus Kochanek nicht anders, als unser neues Kabarettprogramm "Buchstabensuppe, Wortsalat und Russisch Brot - ein nachdenglischer Sprachkurs für Eingeborene" mit wertvollen Übersetzungen aus der Welt des Computers zu beglücken:
Professor Klaus: "Englisch hat sich in der deutschen Sprache schon ziemlich verbreitet. Dies trifft natürlich insbesondere dann zu, wenn sich ein Text auf den Computer und das Internet bezieht. Wie hört es sich aber an, wenn man versucht, so viele Begriffe wie möglich aus der deutschen Sprache zu verwenden? Dazu benötige ich jemanden, der das Ganze übersetzt.
Annegret, würdest du mir dabei behilflich sein? Also: Nachdem man den Klapprechner gestiefelt und sich eingemeldet hat, heißt in der normalen Umgangsprache: Annegret: Nachdem man den Laptop gebootet und sich eingeloggt hat,.. Professor: ..startet man einen Blätterer. Annegret: startet man einen Browser. Professor: Dann geht man auf Linie, indem man eine Verbindung zu einem Ruf-bei-Ruf-Anbieter wählt. Annegret: Dann geht man online, indem man eine Connection zu einem Call-by-call-provider wählt,...
Professor: ...um dann im Zwischennetz von Heimatseite zu Heimatseite wellenzureiten. Annegret: um dann im Internet von Homepage zu Homepage zu surfen. Professor: Bei besonders schönen Seiten macht man vielleicht noch einen Bildschirmschuss. Annegret: Bei besonders schönen Seiten macht man vielleicht noch einen Screenshot. Professor: Will man selbst eine Heimatseite anbieten, muss man sich in die Übertextmarkierungssprache einarbeiten. Annegret: Will man selbst eine Homepage , z.B. www.Bordenau.de, anbieten, muss man sich in die Hypertext-Markup-Language einarbeiten. Professor: Nun aber genug mit denglisch. Wir kommen nun in die nachdenglische Phase." 
Der Sprachkurs ist live zu rezipieren am Freitag, dem 8. Juni, um 19.30 Uhr und am Sonntag, dem 10. Juni um 16.00 Uhr im "Reiterstübchen" in Bordenau.


Wahre Worte
506. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 23.5.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Nicht nur , dass der Literaturkreis der Vhs Hannover Land in diesem Semester im "Nachtzug nach Lissabon" des Schweizer Dichters Pascal Mercier sitzt, sondern dieses Buch dokumentiert gleichzeitig die Schriften, Briefe und philosophischen Gedanken des Arztes Amadeu di Prados und dessen Sehnsucht nach den wahren Worten. Diese tieferliegende Sehnsucht nach der richtigen Sprache liegt auch unserem neuen Kabarettprogramm "Buchstabensuppe, Wortsalat und Russisch Brot - ein nachdenglischer Sprachkurs für Eingeborene" am Freitag, dem 8. Juni, um 19.30 Uhr und am Sonntag, dem 10. Juni um 16.00 Uhr öffentlich im "Reiterstübchen" in Bordenau zu Grunde: "Es kommt vor, dass ich dann an den Strand gehe und den Kopf weit hinaus in den Wind halte, den ich mir eisig wünschen würde, kälter, als wir ihn hierzulande kennen; Er möge all die abgegriffenen Worte, all die faden Sprechgewohnheiten aus mir heruasblasen, so dass ich zurückkommen könnte mit gereinigtem Geist, gereinigt von der Schlacke des immer gleichen Geredes. Doch bei der ersten Gelegenheit, wo ich etwas sagen muss, ist alles wie vorher. Die Reinigung, nach der ich mich sehne, ist nichts, was von selbst geht. Ich muss etwas tun, und ich muss es mit Worten tun. Aber was? Es ist nicht, dass ich aus meiner Sprache austreten und in eine andere eintreten möchte. Nein, es geht nicht um sprachliche Fahnenflucht. Und auch etwas anderes sage ich mir: Man kann Sprache nicht neu erfinden. Doch was ist es dann, was ich möchte? Vielleicht ist es so: ich möchte die portugiesischen Worte neu setzen. Die Sätze, die aus dieser neuen Setzung entstünden, möchten nicht ausgefallen sein und verschroben, nicht exaltiert, manieriert und gewollt. Es müssten archetypische Sätze des Portugiesischen sein, die sein Zentrum ausmachten, so dass man das Gefühl hätte, sie entsprängen ohne Umweg und ohne Verunreinigung aus dem transparenten, diamantenen Wesen dieser Sprache. Die Worte müssten makellos sein wie polierter Marmor, und sie müssten rein sein wie die Töne in einer Partita von Bach, die alles, was sie nicht selbst sind, in vollkommene Stille verwandeln."


Lesekreise im Neustädter Land
505. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 16.5.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

"Ich lese, also bin ich!" So der nicht ganz unbescheidene und dem Werbespruch eines großen Möbelhauses nachempfundenen Titel der Sendung des Lokalradios Neustadt am Donnerstag, dem 17. Mai 2007, ab 17.03 Uhr. Eingeladen sind verschiedene Lesekreise aus dem Neustädter Land. So gibt es neben zahllosen privaten Initiativen auch öffentliches gemeinsames Lesen von Büchern bei der Liebfrauengemeinde unter der Leitung von Dorothea Doll oder beim Deutschen Roten Kreuz unter der Leitung von Ingrid Ney. Die Leitung der Sendung wiederum hat Martin Drebs, der an der Volkshochschule Hannover-Land seit vielen Jahren die Lesekreise in Neustadt, Garbsen und Wunstorf sowie in Langenhagen durch die Weiten der Literatur führt. Die Literaturauswahl bezieht sich dabei sowohl auf klassische und moderne sowie auf ganz aktuelle Titel. Zwischen Hermann Hesse Werken und Pascal Merciers "Nachtzug nach Lissabon" bewegen sich die gelesenen Bücher, die meist - um den Geldbeutel der Teilnehmer zu schonen - schon als Taschenbuch erschienen sein sollten. Beim gemeinsamen Lesen nun stellt sich jene erstaunliche Einsicht ein, dass jeder das entsprechende Buch anders liest, versteht und erklärt. Das "Kino im Kopf" läuft beim jedem etwas anders bunt ab, weshalb auch Literaturverfilmungen oft umstritten sind und bei den "Buddenbroocks" zum Beispiel immer wieder neue Anläufe unternommen werden. Das hängt mit den Besonderheiten von Sprache, Wörtern und Literatur zusammen: die jeweilige Formulierung lässt Gedankenspielräume, die zu füllen jedermann und jede Frau aufgerufen ist - im übrigen lesen mehr Frauen in diesen Lesekreisen mit. Die gemeinsame Freude an den Entdeckungen und die unterschiedlichen Ansichten über die Bücher sind denn oft auch das Reizvolle der gemeinsamen Beschäftigung mit Literatur. Zu Hintergrundberichten zu Leben, Werk und Wirkung des Autors kommen historische und kulturgeschichtliche Informationen. Ja, und gemeinsam gelesen wird auch, wie auch ein bisschen in der Sendung des Lokalradios. Sind doch Vorlesen und Hörfunk natürliche Nachbarn der Aneignung von Kultur. Hören Sie rein und lesen Sie mit!


"Buchstabensuppe, Wortsalat und Russisch Brot"
504. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 9.5.2007 

Liebe Kabarettfreunde!

Nun ist es bald wieder soweit, der "Bordenauer Stammtisch" trifft sich zu Ihrer zwerchfellenden Freude wieder am Freitag, dem 8. Juni, um 19.30 Uhr und am Sonntag, dem 10. Juni um 16.00 Uhr öffentlich im "Reiterstübchen" in Bordenau, um sein neues Kabarettprogramm vorzustellen. An dem neuen Thema ist nicht nur der um sich greifende Sprachverfall, sondern auch die Stiftung Bordenau schuld, verlieh sie doch der Kabarettgruppe von "Bordenau - Unser Dorf liest" den 2006 neuerschaffenen Newcomerpreis. Und schon textete Klaus Kochanek die mit englischen Wörtern durchsetzte Dankesrede (Thanksgivingspeech!). So lautet denn das Programm, umständlich zwar, aber auch treffend umfangreich: "Buchstabensuppe, Wortsalat und Russisch Brot - ein nachdenglischer Sprachkurs für Eingeborene". Und da stolpert nicht nur der Dativ über den Genitiv und es wird Ersatz für inhaltslose Plastikwörter gesucht, sondern auch durch einen Stammtischbruder der Versuch gestartet, die sich aufweichende deutsche Sprache mit Hilfe von Matthias Koeppels "Starkdeutsch" zu stärken. Das macht Bruder Mauthe an den Monaten deutlich, hier zitieren wir seinen "Mai": "Moy! Wunnewunnemorrnatt moyen. Garrn im Grunin ont ze zwoyen ück mitt min Ellfreiden göh ann dis Offur van dm Söö. Lippisloßßt mackt onz benummin, dr Schawuun kimmt anngeschwummin, daucht demm Hulz ünz düfe Wassur, - dr Schawunn, dr kannis bassur." Versuchen Sie selbst schon mal eine Übersetzung, dabei müssen Sie sich den Text laut vortragen. Weitere Erste Hilfe bei Sprachproblemen während der Darbietungen Anfang Juni. Die Eintrittsgebühr beträgt übrigens drei Euro oder zehn Deutsche Mark! Dadurch steigt aber Ihr internationales Sprachvermögen!


Werner Schneyder
503. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 2.5.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Etwas mehr als eine Woche nach dem Tag des Buches am 23. April, den weltweit gefeierten Geburtstagen von Shakespeare und Cervantes widmen wir uns einem besonderen Buch: "Ich, Werner Schneyder, meine zwölf Leben"! Nicht nur, weil Schneyder letzte Woche im Schloss gelesen hat - das Lokalradio Neustadt berichtete ausführlich darüber - , sondern weil es sich um ein wunderbares Buch des 1937 in Graz geborenen Universalisten handelt. Er war unter anderem bisher tätig als Journalist, Kabarettist, Übersetzer, Regisseur, Schauspieler und Boxkommentator. Über ihn sagt Hanns Dieter Hüsch in seiner Lobrede zum Deutschen Kleinkunstpreis: " Der Kleinkünstler und Kabarettist Werner Schneyder, der fast alles war und ist, fast alles kann und macht, ist auch der Lessing des deutschsprachigen Kabaretts geworden. Ob´s Aphorismen sind, Sprachspiele, Chansons, Privatismen oder Universal-Analysen, große oder kleine Zusammenhänge, sinnliche Satire oder spröde Gedankensprünge, Philosophie und Unterhaltung: Das Denken höret nimmer auf. Und immer sieht man es dem fast Zwei-Meter-Mann mit seinem Bürstenschnitt an, dass Denken ihm Spaß macht." Beispiele gefällig? "Der Schreibtischtäter unserer Tage ist der Leserbrieftäter." - "Man sollte sich seine Unbestechlichkeit wenigstens gebührend bezahlen lassen." - "Erziehen ist leicht, aber das Ergebnis zu lieben fällt schon schwerer.". Das Buch quillt über von Geschichten, Anspielungen, Aphorismen und Kabaretttexten. Vielleicht bauen wir Anfang Juni in unser neues Kabarettprogramm einige dieser Sprüche ein. Bis dahin gilt der Satz eines anderen Satirikers: "Verleihen Sie kein Buch, Sie sehen es nie wieder. Er wisse, wovon er rede, denn seine Bibliothek bestehe nur noch aus geliehenen Büchern."


20 Jahre Dorfmusikanten
502
. Kolumne 

Hochverehrte Leserschaft!

Und noch ein Jubiläum! Es liest und singt nicht nur, es klingt auch noch durch die Gassen und über die Wiesen und das schon seit zwanzig Jahren: "Die Dorfmusikanten" aus Bordenau. Da fanden sich fünf begeisterte Musikanten zusammen, um mit volkstümlicher Blasmusik ihr dörfliches Publikum zu erfreuen. Dies gelang ganz gut und machte Mut für weitere musikalische Taten. Bald darauf trat die mittlerweile verstärkte Gruppe unter dem Namen "Die Dorfmusikanten" auf und organisierte später mit viel Elan Veranstaltungen in Bordenau wie die legendären Weinfeste, Dorfmusikantenstadl sowie Teichfest. Im Laufe der Zeit kamen noch weitere Musikanten hinzu, die Besetzung veränderte sich etwas, zwei der Gründungsmitglieder sind noch aktiv. Die Dorfmusikanten wurden auch außerhalb Bordenaus bekannter, regelmäßige Auftritte wie z.B. beim Hafenkonzert in Idensen, beim Schaumburger Abend im Schmiedegasthaus in Riepen oder an Himmelfahrt in Bullerdieks Biergarten in Frielingen kamen hinzu. Repertoire und Können haben sich mittlerweile deutlich erweitert, nun liegen außer der nach wie vor gern gespielten volkstümlichen Blasmusik auch etwas modernere Stücke, Tanzmusik, Potpourris auf den Notenpulten, zum Beispiel von den "Beatles", von denen es damals hieß, sie seien nicht gesellschaftsfähig. Wie sich die Zeiten ändern! Hierdurch sind Auftritte bei vielen Gelegenheiten möglich,ein großer Verdienst des Dirigenten und musikalischen Leiters, Franz Bernert. Heute bestehen die Dorfmusikanten aus elf Mitgliedern, einer Dame und zehn Herren. Die Begeisterung für das gemeinsame Hobby, nämlich möglichst gute und schöne Musik zu machen, ist nach wie vor ungebrochen. Guter Geist und Vorsitzende ist die einzige Dame der Gruppe, nämlich Elisabeth Schuhmacher.Kameradschaft und Zuverlässigkeit werden groß geschrieben, dadurch sind Zusammenhalt und Beständigkeit mit gesichert. Auch die Geselligkeit kommt nicht zu kurz, z.B. bei Sommerfest, Radtouren oder Weihnachtsfeier werden die Frauen und der eine Ehemann gerne mit eingebunden. Aus Anlass ihres 20-jährigen Bestehens veranstalten die Dorfmusikanten gemeinsam mit dem Männergesangverein Bordenau ein Jubiläumskonzert, und zwar am 28. April um 18:00 Uhr in der Thomaskirche in Bordenau. (DieNeustädter Zeitung berichtete) Nach dem Konzert findet ein geselliges Beisammensein im Gemeindesaal der Thomaskirche statt. Ach ja, der nächste Auftritt ist für den 1. Mai beim Frühschoppen unterm Maibaum am Feuerwehrhaus Bordenau um 11:00 Uhr geplant, gemeinsam mit der Feuerwehr. Herzliche Einladung!


"Engele von Löwen" von Carl Zuckmayer, gelesen von Peter Mürmann
501
. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 18.4.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Man konnte kaum ahnen, was Einen da erwartete: Die "Stiftung Bordenau" hatte am vorigen Freitag ins Dorfgemeinschaftshaus Bordenau zu einer Lesung mit Musik eingeladen: Carl Zuckmayer "Engele von Löwen", gelesen von Peter Mürmann mit Kompositionen von und mit Gerold Wassmann am Klavier. Carl Zuckmayer, das sind doch Filme wie "Hauptmann von Köpenik" und "Des Teufels General"? Interpretiert durch Heinz Rühmanns Spiel und Sprache ebenso wie durch Curd Jürgens. Aber Zuckmayers Sprache selbst? Und "Engele von Löwen"? Die unbekanntere Geschichte erinnert an das Märchen vom Aschenputtel: Eine mittelllose Waise wird von ihrer Tante als Dienstmagd missbraucht und muss hart arbeiten, während die Tante und deren Töchter sich mit Freiern herumtreiben. Doch obwohl die Tante ihre Nichte nachts in einer Scheune einsperrt, kann sie nicht verhindern, dass ein ehrlicher Mann sich in das Mädchen verliebt ... alles inmitten der Wirren des Ersten Weltkriegs, den Zuckmayer selbst noch miterlebt hatte. Drohte das nicht in eine altertümelnde Sprache und in pathetische Kriegslyrik abzustürzen? Keine Spur davon: 
Zuckmayers verbindliche Erzählweise kommt modern, sachlich und treffend daher, und ab und an neben poetischen Bildern eben jene bitter-satirischen Seitenhiebe: man brauchte sich die Gesichter der vorbeiziehenden Soldaten kaum zu merken, weil viele aus den Schützengräbern erst gar nicht wiederkamen. Und dann eben Peter Mürmann, der großartige Schauspieler und Regisseur, da wusste man dann doch, was Einen erwartete: gekonnt traf er Zuckmayers Sprache, stellte sich unprätentiös in den Dienst der Zuckmayerschen Diktion und ließ Tiefe und Schönheit des Textes in den sehr aufmerksamen lauschenden Köpfen und Herzen der über 60 Besucher entstehen. 
Dazu Gerold Wassmann, Komponist und Pianist; er machte durch seine souveräne Spielweise klar, dass es erst garnicht um vordergründig illustrierende Programmmusik ging, sondern er übertrug die Absichten des Textes überzeugend in musikalische Formen, die den durch Kerzenlicht erfüllten Raum gestalteten. Danke an die Stiftung Bordenau für diesen musikalisch-literarischen Höhepunkt: jetzt allerdings ist Zuckmayers Sprache und Stil nicht mehr nur durch Rühmann und Jürgens bebildert, sondern durch Peter Mürmann unüberhörbar geworden.


Die Kolumenschreiber
500
. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 11.4.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Heute erscheint an dieser Stelle die fünfhundertste Kolumne „Bordenau, unser Dorf liest“. Grund genug, den Autor, Martin Drebs, mal von seiner ganz persönlichen Seite zu zeigen. Elmar von der Pader hat ihn in der Enge seiner Schreibwerkstatt im Obergeschoss seines Hauses besucht. Apfelschorle steht auf dem mit Manuskripten übersäten Schreibtisch, es riecht nach Theater, Literatur, Kabarett und kalten Kippen, und es besteht die Hoffnung, dass der Hausherr einige Fragen über sich, seine Arbeit und über seine weiteren Pläne beantworten wird.
 
v.d.P: „Herr Drebs, sie beschäftigen sich mit zahlreichen literarischen Experimenten und soeben ist in der Neustädter Zeitung ihre vierhundertundneunundneunzigste Kolumne veröffentlicht worden. Was erwartet uns als nächstes?“
Drebs: Hebt eine Hand und zeigt fünf Finger.
v.d.P: „Aha, verstehe, die Fünfhundertste! Darauf hätte ich selbst kommen können.“
Drebs nickt befriedigt.
v.d.P: „Sind sie nicht ein bisschen stolz darauf, seit nahezu zehn Jahren Woche für Woche für diese Zeitung geschrieben zu haben und gelesen worden zu sein?“
Drebs Blick schweift über die vielen Bücher und er seufzt ergeben.
v.d.P: „Sie haben in ihren Kolumnen über kulturelle Ereignisse in und um Bordenau, bei denen sie als Macher oder Mitinitiator tätig waren, berichtet, haben oft namhafte Dichter und Denker für sich arbeiten lassen und fleißig von ihnen abgeschrieben ...“
Drebs prüft seelenruhig die Fingernägel der linken ...
v.d.P: „... und haben die verwirrten Leser oft mit komplizierten Texten im Regen stehen lassen.“
Drebs ... und der rechten Hand.
v.d.P: „Mit der nächsten Ausgabe blicken sie auf fünfhundert Kolumnen zurück, ein kleines Jubiläum steht an. Verraten sie uns, worauf wir uns zur Feier der Jubiläumsauflage freuen dürfen?“
Drebs hebt bedauernd die Schultern und macht ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Dann sieht er seinen Gast provozierend an und steht weiterhin weder Rede noch Antwort.
v.d.P: „Soll das etwa heißen, sie haben sich noch nicht festgelegt?“ 
Drebs nickt heftig.
v.d.P: „Für gewöhnlich beginnt ein Jubilar Wochen vorher mit Vorbereitungen, und an seinem Ehrentage gibt er dann selber den Pausenclown. Wäre es nicht denkbar, diesen Zustand umzukehren und die Gäste richten ein Fest aus, während der Jubilar im Lehnstuhl jubiliert?“
Drebs strahlt jetzt über das ganze Gesicht. 
v.d.P: „Aha, wir scheinen gleicher Meinung zu sein. Sie werden nichts tun. Das würde allerdings auch bedeuten, dass sie die Kolumne nicht selbst schreiben, sondern schreiben lassen!“
Drebs ist gerührt. Eine Freudenträne findet den Weg zu seiner Nasenspitze. Er fingert sich eine dünne Selbstgedrehte zurecht und steckt sie zwischen die Lippen. 
v.d.P., Nichtraucher, leistet sich eine hochgezogene linke Augenbraue: „Wer wird diesen Aufsatz schreiben? Haben sie schon jemanden ins Auge gefasst?“ 
Drebs legt schuldbewusst das Feuerzeug zur Seite und drapiert den zerbeulten Glimmstängel auf dem Tabaksbeutel. In der kurzen Pause, die folgt, schenkt er Apfelschorle nach und sein Blick wird seltsam direkt. 
v.d.P: „Also das ist der wahre Grund für unser Gespräch. Nun gut, gehen wir’s also zusammen an.“
Drebs schüttelt langsam, sehr langsam den Kopf, und sein Blick fixiert seinen Gesprächspartner.
v.d.P: „Wie denn nun? Wollen sie etwa, dass ich die Kolumne dazu noch ohne ihre Hilfe schreibe!?“
Drebs nickt belustigt. Sein Lachen ist durchaus ernst gemeint.
v.d.P. öffnet den obersten Kragenknopf, am Hals wird es langsam eng.
Drebs öffnet das Fenster und greift zur Zigarette.
v.d.P: „Der Frühling zieht durchs Land, Herrn Mehdorn zieht es an die Börse und der letzte Raucher zieht gierig am Docht. Zieht’s den Schauspieler Martin Drebs zum Fernsehen?“
Drebs: „Warum siezest du mich eigentlich dauernd?“
v.d.P. wird verlegen: „Weil man das in einem seriösen Interview eben so macht, verstehst du!?“ 
Martin muss nun wirklich lachen.
v.d.P: „Also gut, nächste Frage! Allem Anschein nach beginnt mit deiner Darstellung des Bauunternehmers Pumpenburg - oder so ähnlich - deine neue Laufbahn als Fernsehstar bei einem bekannten Privatsender.“
Martin lässt das Feuerzeug aufblitzen und endlich glüht die Lunte. 
v.d.P: „Dein Kalender ist rappelvoll mit Terminen. Rhetorikkurse, Kabarettproben, Schreibwerkstatt, Lesungen, Kinderbetreuung, Fernsehauftritte und bald kommen auch noch eigene Videoproduktionen dazu. Kommt dabei deine Familie nicht zu kurz?“
Martin sieht vielsagend auf die Uhr. 
v.d.P: „Eine Frage noch. Bist du eigentlich immer so gesprächig?“
Martin erhebt sich und wendet sich zur Tür.
v.d.P: „Trotzdem vielen Dank für dieses wirklich sehr aufschlussreiche Gespräch!“
 


Paul Gerhardt
499. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 4.4.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Es mag einer der ältesten Texte sein, den wir jemals für unsere 499. Kolumne ausgewählt haben ; es soll ein besonderer Dank an den Liedertexter Paul Gerhardt sein, der vor 400 Jahren in Gräfenhainichen im Kurfürstentum Sachsen geboren wurde und 1676 in Lübben (Spreewald) starb. Er war ein evangelisch-lutherischer Theologe und gilt neben Martin Luther als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Kirchenlieddichter. Bei allen Schicksalsschlägen predigt Gerhardt Zufriedenheit, Geduld und Gottvertrauen, das besonders in seinen Trostgesängen zum Ausdruck kommt, etwa in "Gib dich zufrieden und sei stille", "Warum sollt ich mich denn grämen", "Ich bin ein Gast auf Erden", und in dem Lied "Befiehl du deine Wege" seinen glaubensstarken Ausdruck bekommt. Auch die Kriegsnot und die Sehnsucht nach Frieden spiegeln sich in Gerhardts Lyrik wider, am Ende des Dreißigjährigen Krieges dichtete er das Danklied "Gott Lob, nun ist erschollen das edle Friede und Freudenwort". Die heute bekannten Werke Paul Gerhardts, 139 deutsche Liedtexte und Gedichte, sowie 15 lateinische Gedichte, wurden u. a. von Johann Crüger, Johann Georg Ebeling und Johann Sebastian Bach vertont. Gerhardt selbst war ein bescheidener, behutsamer und anspruchsloser Dichter. Zum nahenden Sommer haben wir ein paar Strophen aus einem seiner bekanntesten Lieder ausgewählt, die allesamt auch heute bei den Menschen, auch den Jungen, sehr beliebt sind, und wohl gut über die Passionszeit in die neue Zeit weisen. Auch auch wir verabschieden uns hier mit den liebsten Grüßen von Rodewald: "Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben;
Schau an der schönen Gärten Zier. Und siehe, wie sie mir und dir sich ausgeschmücket haben. Die Bäume stehen voller Laub, das Erdreich decket seinen Staub mit einem grünen Kleide; Narcissus und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seide.... Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich wohl bekleiben; Verleihe, dass zu deinem Ruhm ich deines Gartens schöne Blum und Pflanze möge bleiben!
Erwähle mich zum Paradeis und lass mich bis zur letzten Reis an Leib und Seele grünen; so will ich dir und deiner Ehr allein und sonsten keinem mehr hier und dort ewig dienen." Und wir wünschen eine ebensolche frohe Osterzeit!


Carl Zuckmayer "Engele von Löwen"
498. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 28.3.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Die "Stiftung Bordenau" lädt ein ins Dorfgemeinschaftshaus Bordenau zu einer Lesung mit Musik am Freitag , dem 13. April 2007, ab 20.00 Uhr: Carl Zuckmayer "Engele von Löwen", gelesen von Peter Mürmann und Kompositionen am Klavier von und mit Gerold Wassmann. Diese 1952 verfasste Erzählung ist eine Liebesgeschichte vor dem historischen Hintergrund des ersten Weltkriegs. 1914: Bei einer kurzen Rast auf dem Weg zur Kriegsfront in Langemarck verliebt sich ein junger deutscher Offizier in ein belgisches Waisenmädchen. Drei Jahre später trifft er sie wieder und beide versuchen, gegen alle Widerstände, ihre gemeinsame Liebe zu leben. Bei Kriegsende entscheidet sich das Schicksal des aus verfeindeten Lagern stammenden Liebespaares in einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit und die gnadenlose Rachgier der Menschen. Zwischen Eros und Tod, zwischen Freundschaft und Feindschaft lotet Zuckmayer gekonnt und unprätentiös menschliches und unmenschliches aus und verarbeitet diese Gegenpole in der Erzählung "Engele von Löwen". Carl Zuckmayers "Engele von Loewen" erinnert an das Märchen vom Aschenputtel: Eine mittellose Waise wird von ihrer Tante als Dienstmagd missbraucht und muss hart arbeiten, während die Tante und deren Töchter sich mit Freiern herumtreiben. Doch obwohl die Tante ihre Nichte nachts in einer Scheune einsperrt, kann sie nicht verhindern, dass ein ehrlicher Mann sich in das Mädchen verliebt ... - Der neidigen und heuchlerischen Tante und ihren missratenen Töchtern stellt Carl Zuckmayer die Prostituierten entgegen, die Engele uneigennützig bemuttern und sie gegen Übergriffe geiler Männer beherzt verteidigen. Helmut Käutner verfilmte Carl Zuckmayers Erzählung "Engele von Loewen" unter dem Titel "Ein Mädchen aus Flandern". Peter Mürmann, Schauspieler, Regisseur und Texter wird Inhalt und Bedeutung der Geschichte wieder eindrücklich zur Wirkung bringen. Und Gerold Wassmann, den die Neustädter schon aus seinen Kompostionen zu "Die fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" kennen und schätzen gelernt haben, wird wieder einen außergewöhnlichen Klangteppich zu den entscheidenden Textpassagen hervorbringen! Kommen Sie und erleben Sie eine ergreifende Geschichte!


Vhs-Literaturkreis im "Nachtzug nach Lissabon"
497. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.3.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Der Literaturkreis der Vhs Hannover Land sitzt in diesem Semester im "Nachtzug nach Lissabon" des Schweizer Dichters Pascal Mercier. In diesem Roman schildert der in Berlin lehrende Philososphieprofessor den Ausbruch des alten Berner Lateinlehrers Raimund Gregorius aus seinem normalen Schulalltag. Nach einer seltsamen Begegnung mit einer wundersamen Fremden und dem Erwerb eines beeindruckenden Buches des portugiesischen Arztes Amadeu di Prado macht er sich auf den abenteuerlichen Weg nach Lissabon. Hier sucht er nach den Spuren des Dichters und gerät immer tiefer in die faszinierende und schwierige Geschichte Portugals hinein, die sich gerade mit der Zeit der Dikatur bis 1974 beschäftigt. Das Buch "Nachtzug nach Lissabon" beschreibt die Wandlung des Lehrers Gregorius und dokumentiert gleichzeitig die Schriften, Briefe und philosophischen Gedanken Amedeu di Prados. Dadurch entsteht eine beeindruckende Intensität der Mischung von fortschreitender Handlung und tiefsinnigen Gedanken, die uns berühren. Kleine Kostproben des "Goldschmieds der Worte" gefällig?: " Von tausend Erfahrungen, die wir machen, bringen wir höchstens eine zur Sprache, und auch diese bloß zufällig und ohne die Sorgfalt, die sie verdiente....Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist - was geschieht mit dem Rest? ... In der Jugend leben wir, als seien wir unsterblich. Das Wissen von der Sterblichkeit umspielt uns wie ein sprödes Band aus Papier, das kaum unsere Haut berührt. Wann im Leben ändert sich das? Wann beginnt das Band, uns enger zu umschlingen, bis es uns am Ende würgt? Woran erkennt man den sanften Druck, der uns wissen lässt, dass er nie mehr nachlassen wird? Woran erkennt man ihn bei den anderen und woran bei sich selbst?." Interesse bekommen? Dann fahren Sie doch mit nach Lissabon: "Auf dem Tejo spiegelten sich die Wolken. In rasendem Tempo jagten sie hinter den sonnenglitzernden Flächen her, glitten darüber, verschluckten das Licht und ließen es statt dessen an anderer Stelle mit stechendem Glanz aus dem Schattendunkel hervorbrechen"...


Stefan Gohlisch
496. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 14.3.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Stefan Gohlisch beschreibt, was ihn an der Literatur so fasziniert: "Ich war Cowboy und Indianer. Ich sprang als Superheld über Dächer, kämpfte an der Seite Ingrid Bergmans im Spanischen Bürgerkrieg, erlebte als Zarathustra höchste Höhen und tiefste Tiefen, litt in einem Sanatorium in Davos und brach die Herzen der stolzesten Frauen. Meine Freunde hießen Watson und Sancho Pansa, Reginald Bull und Pippi Langstrumpf. Es ist wunderbar, ein zweites Leben zu führen und viele andere mehr. Und dazu bedarf es manchmal nicht mehr als ein paar Buchstaben in sinnvoller Reihung."


Bericht Arbeitskreistreffen
495. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.3.2007 

Hochverehrte Leserschaft!

Am vorigen Donnerstag, dem 1. März, traf sich der Arbeitskreis von "Bordenau - Unser Dorf liest" in der Scharnhorstschule in Bordenau. Der Arbeitskreis nahm den Bericht über die vergangenen Veranstaltungen entgegen und entwickelte die neue Planung für das kommende Jahr. Fast zwanzig Literaturinteressierte waren der Einladung gefolgt, darunter zwei Mädchen, Annalena Scholz und Michelle Müller, die sich bisher schon an einer Lesung beteiligt hatten oder demnächst mitmachen möchten, zum Beispiel bei der Lesung des Kinderbuches: "Der Tag, an dem ich Papa war." Im letzten Jahr fand zusammen mit dem TSV Bordenau während der Fussball-WM das Kultur- und Sportfest statt mit zwei besonderen literarischen Ereignissen: Lesung Florian Sieg über "Fußballfieber" und Andreas Hütig über " Fußball in Wissenschaft und Philososphie" . Die Planung unseres "3.Oktober" kommt dabei in diesem Jahr leichter, heiter und verliebt ins Gelingen daher: "12 notwendige Liebesgeschichten", so der Arbeitstitel der neuen Revue, die natürlich wieder hochmusikalisch umrahmt werden soll. Dazu wollen wir doch wieder einmal versuchen, neben Frauke Hohberger und Andreas Hagemann auch die hervorragenden örtlichen Musiker zur Mitwirkung einzuladen. Neben klassischen Liebesgeschichten sollen auch weitere Aspekte von Liebe zur Sprache kommen, so die Liebe zur Heimat oder zu seiner Arbeit. Dabei können die Geschichten und Gedichte entweder gelesen oder gespielt werden, sogar ein Filmbeitrag ist möglich. Ingrid Pawlowski regte an , zu ihrem heiteren Text über die Liebe zur Farbe Gelb auch mit Malen zu improvisieren. Klaus Detering, der seit sieben Jahren unsere "flüchtigen" Lesungen filmisch hervorragend dokumentiert, zeigte Ausschnitte aus dem Kabarettprogramm vom "Bordenauer Stammtisch" , dem Newcomer des Jahres 2006, so der Name des Preises der Stiftung Bordenau. Annegret Scholz machte auch gleich wieder Appetitt auf das neue Kabarettprogramm: " Buchstabensuppe und Russisch Brot - Ein nachdenglischer Sprachkurs", indem sie gekonnt Willy Astors Wortstudio eröffnete. Wahrscheinlicher Aufführungstage 8. bis 10. Juni. Bordenaus Wahlkulturbürger Peter Mürmann - zur Zeit als Regisseur mit "Der kleinen Hexe" unterwegs, las zwei eindrucksvolle Geschichten von Rainer Maria Rilke. Alles in allem also ein sehr gelungenes Treffen, das Lust macht auf mehr!


Arbeitskreistreffen
494. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 28.2.2007
(nicht in der Zeitung erschienen)

Hochverehrte Leserschaft!

Dies ist nochmals eine kleine Einladung zum Arbeitskreis von "Bordenau - Unser Dorf liest" am Donnerstag, dem 1. März, ab 19.00 Uhr in der Scharnhorstschule in Bordenau. Alle an Büchern, Literatur und Lesungen Interessierte können kommen. Wir blicken auf das letzte Jahr zurück, in dem wir zum Beispiel mit dem TSV Bordenau zusammen während der Fußball-WM das Kultur- und Sportfest durchführten und blicken nach vorne auf die Ideen und Möglichkeiten im neuen Jahr. Eigene Vorschläge können mitgebracht werden. Die Planung unseres "3.Oktober" kommt dabei in diesem Jahr leichter, heiter und verliebt ins Gelingen daher: "12 notwendige Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts", so der Arbeitstitel der neuen Revue, die natürlich wieder hochmusikalisch umrahmt werden soll. Dazu wollen wir doch wieder einmal versuchen, neben Frauke Hohberger und Andreas Hagemann auch die hervorragenden örtlichen Musiker zur Mitwirkung einzuladen. An diesem Donnerstagabend erwartet uns nun neben einem gemeinsamen Gedankenaustausch eine besondere Lesung von Peter Mürmann, der als Wahlkulturbürger Bordenaus seit "FAUST" im Jahre 2000 bei allen großen Veranstaltungen auf unterschiedlichen Ebenen mitgewirkt hat. Und Filmdokumentator Klaus Detering zeigt Ausschnitte aus dem Kabarettprogramm des Newcomers des Jahres, so der Name des Preises der Stiftung Bordenau. Also gönnen Sie sich ein paar schöne Momente im Kreise interessierter Menschen!


Willy Astors literarischer Karneval
493. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 21.2.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Schließen wir nun die heitere Karnevalszeit mit Willy Astors hochliterarischer Büttenrede, in der er über seine vielfältigen Leseerfahrungen und seine dichterfeste Familie berichtet: Schon in jungen Jahren habe ich sehr sehr gerne genascht beim Lesen. Ich hab sehr gern gelesen, schon in der Schule hab ich gern gelesen. Heutzutage gibt's Eltern, die schon froh sind, wenn ihre Kinder überhaupt in der Schule wärn. Wie gesagt, ich habe sehr gerne genascht in der Schule. Deswegen haben auch die Eltern zu mir gesagt, ich bin ein Süskind. Ich hab aber kein Bounty oder Snickers oder so was, für mich gabs ja immer nur das Ringelnatz. Das war für mich meine Süßigkeit und bis heute les ich bei jeder sich mir bietenden Gelegenheit, sogar mal im Kühlraum einer Metzgerei, weil ich Max Frisch. Mein allererstes Buch, das hatte noch überhaupt keine Seiten - das war so ein Lee/hrbuch. Und mein zweites Buch hielt ich an der Kasse schon in der Handke und dann flüsterte mir mein Gewissen zu:"Kafka Buch! Klaus, Mann!" Ich habs mir dann aber doch Kleist. Ich wollts sogar heiraten, aber es war schon gebunden. Und heutzutage, gell, bei dem ganzen Stress in unserer Gesellschaft, da ist ja mittlerweile schon jedes dritte Buch überarbeitet. Wissen Sie, in der Literatur, da interessieren mich ja Fragen wie: "War Hermann Hesse?" "Ist so jemand wie Marcel Ranitzki Reich?"Viele Schriftsteller neigen ja zu schlampiger Körperhygiene. War der Maria Rilke da a bisserl Rainer? Für mich sind ja Bücher wie guter Wein, das ist auch der Grund, warum ich oft noch so Spätlese. Das kann aber auch ein ganz einfacher österreichischer Wein vom Markt sein, weißt du, so ein MarkTwain. (Schon mal was gehört von Huckleberry Finn oder so?) Aber Bücher können einem auch zum Verhängnis werden, ja. Vielleicht wär ja damals die Titanic gar nicht untergegangen ohne dies blöde Lektüre! Lektüre, die richtig saublöd macht, verschiedene Biografien zum Beispiele: Das sind dann Die Leiden der jungen Wörter. Natürlich bin ich vorbelastet, ich hatte einen Lessingen Vater, von Beruf Fassbinder, meine Mutter war so von ihrer Statur her so eher Moliere, Richtung Dickens. Meinem Vater war das recht, der fand ja die Dürrenmatt. Und in unseren Wasserhähnen, da bin ich sehr stolz drauf, da steckte eine Deutsche Dichtung, ja . Sogar unser Hund war literarisch gebildet. Allein wie der gekläfft hat, gell: "Böll! Böll!". So, bevor aber meine Geschichte jetzt unendlich wird, komme ich lieber zum "michaeligen" Ende. Ich hoffe, Sie konnten ein wenig Kishon. Denkens dran, Lesen verhindert das vorzeitige Altern, im Gegenteil, du wirst im Ernst Jünger. Also, Toi Tolstoj!


Literarische Urlaubsgefühle
492. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 14.2.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Johann Wolfgang von Goethe verschafft uns heute ein paar literarische Urlaubsgefühle: "Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn, im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn, ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht, Kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn. Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach, es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach, und Marmorbilder stehn und sehn mich an: Was hat man dir, du armes Kind, getan? Kennst du es wohl? Dahin! Dahin möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn. Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg? Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg, in Höhlen wohnt der Drachen alte Brut, es stürzt der Fels und über ihn die Flut; kennst du ihn wohl? Dahin! Dahin geht unser Weg! O Vater , lass uns ziehn!"


Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod
491. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 7.2.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Es gibt in der Sprache so tolle Möglichkeiten. Allein wie unterschiedlich können die verhältnismäßigen Wörter sein, die unseren Weg zum Einkaufsmarkt beschreiben. Nehmen wir dazu neben vielen anderen guten Anbietern einmal das Feinkostgeschäft Albrecht. Sie alle kennen doch den berühmten Witz! Da fragt ein Mantafahrer einen türkischen Mitbürger: "Wo geht´s hier nach Aldi?" Worauf dieser in gepflegtestem Deutsch antwortet: "Zu Aldi!" Und der Mantafahrer staunt. "Was? Aldi schon zu?" Im Ruhrgebiet sagt man auch ´schomma´: Ich geh auf Aldi! Genauso wie auf Schalke (Fußballverein!). Grenzwertig ist die Formulierung: Ich geh bei Aldi! Oder schärfer noch: ich geh bei`n Aldi! Während die Süddeutschen, in Verbindung von Artikeln mit Eigennamen, auch sagen können: Wir gehen zum Aldi. Diese und andere sprachliche Kuriositäten entfaltete der Journalist und Sprachforscher Bastian Sick am letzten Sonntag in einem ausverkauften Theater in einer Neustadt am Rübenberge nahe liegenden Großstadt, die wie immer mit gekonntem Charme von ihrer Provinzialität abzulenken vermochte. Bastian Sick ist Mitarbeiter des "Spiegel" und gibt seit Jahren bei "Spiegel-Online .de" die sogenannte Zwiebelfisch-Kolumne heraus. Was bedeutet nun wieder Zwiebelfisch? Es handelt sich um einen Ausdruck aus der Druckersprache für eine gesetzte Type im Schriftbild des Drucks, die da nicht hingehört, weil sie @nders ist als die anderen - ein typographisches Problem also! Bastian Sick bezauberte durch seinen gewinnenden Charme und wechselte zwischen Vortrag aus seinem erfolgreichen Buch "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" und einer Lichtbildschau mit wundersamen Sprachwitzen. Grammatikkabarett auf hohem Niveau mit Frage-Antwort-Spielen mit dem Publikum: Wie nennt man die Erscheinungsweise einer Zeitung, die alle vierzehn Tage herauskommt? a) vierzehntägig? Oder b) vierzehntäglich? Lösung b) ist richtig, da Wörter mit "lich" die Intervalle bezeichnen (z.B. jährlich, täglich), Wörter mit "ig" die Dauer (z.B. der zweitägige Kongress)! Als vierzehntägige Zeitung wäre sie nämlich nach vierzehn Tagen schon am Ende! Seien wir also froh, dass unsere Neustädter Zeitung seit vielen Jahren zweimal die Woche erscheint und auf alle "Fälle" gerüstet ist! Oder heißt es : für alle Fälle (auch ohne An- und Abführungszeichen)? Auf jeden Fall sprechen und schreiben wir hier im hannoveraner Umland das beste Hochdeutsch! Oder heißt es : hannöversches Umland? Fortsetzung folgt!


Einladung Arbeitskreis
490. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 31.1.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Es ist soweit: man trifft sich wieder im Arbeitskreis von "Bordenau - Unser Dorf liest". Unser unregelmäßiger, jedoch jedermann offene Arbeitskreis ist so eine Art kulturelles Parlament: hier kommen die Menschen nicht nur aus Bordenau zusammen, um zu beraten, beschließen und verkünden, was wir denn so alles aus dem Lesbaren ins Lesenwerte heben möchten. Sonst treffen wir uns schon Anfang des Jahres, doch die Vorplanung der Generalintendanz gestaltete sich äußerst interessant. So haben wir für den Herbst eine Einladung nach Bissendorf bekommen, um dort unsere außergewöhnliche Inszenierung von Mitch Albom "Die Fünf Menschen, die dir im Himmel begegnen" nochmals in einer gekonnten Kurzfassung aufzuführen, die wiederum Peter Mürmann hervorragend einrichten wird. Der geplante Ausflug ins weitläufige Hinterland hat natürlich unsere Jahresplanung ins Schwitzen gebracht. Mit einem Wort: "Hamlet" von Shakespeare ist aufs nächste Jahr verschoben. Der "3.Oktober" kommt daher leichter, heiterer, verliebt ins Gelingen daher: "12 notwendige Liebesgeschichten des 20. Jahrhunderts", so der Arbeitstitel der neuen Revue, die natürlich wieder hochmusikalisch umrahmt werden soll. Dabei wollen wir Andreas Hagemann im Moment nicht stören, der seine Riesenpartitur der kleinen Hexe für die Frühjahrssaison vorbereitet. Sein Jugendmusical "Träume" steht noch zur Planung aus. Oder wir lassen einmal lesen! Wie wärs mit dem zeitgenössischen und großartigen Uwe Timm? Nun denn: wir treffen uns am Donnerstag, dem 1. März, ab 19.00 Uhr in der Scharnhorstschule und dann liest wiederum Peter Mürmann eine Überraschungspartie und Klaus Detering zeigt Ausschnitte aus dem Kabarettprogramm des letzten Jahres und Sie sind erwünscht zu kommen und mitzuwirken. Denn schließlich geht es darum, " dass der Mensch durch die Kultur befähigt wird, über sich selbst nachzudenken. Erst durch die Kultur werden wir zu menschlichen, rational handelnden Wesen, die über ein kritisches Urteilsvermögen und ein Gefühl der menschlichen Verpflichtung verfügen. Erst durch die Kultur drückt sich der Mensch aus, wird sich seiner selbst bewusst, erkennt seine Unvollkommenheit, stellt seine eigenen Errungenschaften in Frage, sucht unermüdlich nach neuen Sinngehalten und schafft Werke, durch die er seine Begrenztheit überschreitet." So aus der kulturpolitischen Erklärung der UNESCO von 1982. Das haben wir doch schon immer gewusst. Also kommen Sie bitte!


Ausgewanderte Wörter
489. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 24.1.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Die Kabarettgruppe unseres lesenden Dorfes hat bereits ihre Vorbereitungen für ein neues Programm begonnen; diesmal möchte man sich heiter-nachdenklich mit der Veränderung der Sprache, dem Sprachwandel, insbesondere mit dem großen Einfluss des Englischen, beschäftigen. Sie alle kennen die Flut englischer Ausdrücke für ehemals deutsche Wörter, die in unseren Sprachgebrauch Eingang gefunden haben: Event, Fairness, Online-Service undsoweiter! Nun ist die Sprachentwicklung ein hochdynamischer, hochkomplexer Vorgang, der sich allein mit ideologischen Vorschriften nicht reglementieren lässt. Im Gegenteil, die, die beklagen, das Deutsche sei überfremdet, vergessen dabei, dass es auch viele deutsche Wörter gibt, die durch die Welt wandern. Nun hat Prof. Dr. Jutta Limbach, ehemalige Bundesverfassungsrichterin und Leiterin des weltweiten Goethe-Institutes, im Hueberverlag ein gut gemachtes Buch herausgegeben mit dem Titel: "Ausgewanderte Wörter" , in dem aus 6000 Zuschriften an den Deutschen Sprachrat die schönsten deutschen Wörter beschrieben werden. Dabei zeigt sich, "dass wir mit unserer deutschen Sprache wahre Meister der Innerlichkeit sind: Wörter wie Heimat, Geborgenheit, Gemütlichkeit oder Sehnsucht finden sich in vielen anderen Sprachen wieder und eröffnen den Sprechern dieser Sprachen die Möglichkeit, ihre Gefühle zu benennen." (aus dem Vorwort). Die Wörter wandern dabei in alle Sprachen: ins Englische z. B. das Wort "Schadenfreude", ins Finnische das Wort "Kaffeepausi". Beeindruckend auch das vom Hebräischen übernommene Wort "Schlafstunde" für Mittagsruhe. Tamir Zegman aus Israel schreibt dazu: " Schlafstunde - die Zeit von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr, in der Kinder keinen Lärm machen dürfen. Sonst kommt ein alter Mann, der immer ein weißes Unterhemd trägt, auf den Balkon und brüllt herunter: "Ruhe! Leute versuchen hier zu schlafen! Seid ruhig, sonst komme ich herunter!" Das war der Stand der Dinge, als ich ein Kind war. Die Welt gehrte alten grollenden Männern, und die mussten immer und nachmittags pünktlich schlafen. Heute ist es leider nicht mehr so. Die Kinder machen, was sie wollen, und ich bin selbst ein bisschen ein alter Mann geworden." Sehen Sie jetzt, wie nah und ähnlich sich die Welten eigentlich doch sind!


Endlich Schnee
488. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 10.1.2007

Hochverehrte Leserschaft!

So lässt der Winter auf sich warten, und wir sehnen uns nach dem Schnee; doch wir Belesenen, Händler der Illusionen, können unsere Sehnsucht immerhin mit Geschichten innerlich kühlen und wach halten. Lesen wir wieder einmal ein paar Ausschnitte aus Adalbert Stifters "Bergkristall", in dessen Erzählung zwei Kinder in einen Schneesturm geraten und doch gerettet werden: "Als sie auf den Anhöhen, wo, wie gesagt wurde, zerstreute Bäume und Gebüschgruppen standen, fielen äußerst langsam einzelnen Schneeflocken. "Siehst du, Sanna" sagte der Knabe, "ich habe es gleich gedacht, dass wir Schnee bekommen; weit du, da wir von Hause weggingen, sahen wir noch die Sonne, die so blutrot war wie eine Lampe bei dem Heiligen Grabe, und jetzt ist nichts mehr von ihr zu erblicken, und nur der graue Nebel ist über den Baumwipfeln oben. Das bedeutet allemal Schnee." Die Kinder gingen freudiger fort, und Sanna war recht froh, wenn sie mit dem dunklen Ärmel ihres Röckchens eine der fallenden Flocken auffangen konnte und wenn dies selbe recht lange nicht auf dem Ärmel zerfloss. Als sie endlich an dem äußersten Rand der Millsdorfer Höhen angekommen waren, wo es gegen die dunklen Tannen des Halses hineingeht, war die dichte Waldwand schon recht lieblich gesprenkelt von den immer reichlicher herab fallenden Flocken. Sie gingen nunmehr in den dicken Wald hinein, der den größten Teil ihrer noch bevorstehenden Wanderung einnahm....Das erste , was die Kinder sahen, als die die Waldung betraten, war, dass der gefrorne Boden sich grau zeigte, als ob er mit Mehl best wäre, dass die Fahne manchen dünnen Halmes des am Wege hin und zwischen den Bäumen stehenden dürren Grases mit Flocken beschwert war und dass auf den verschiedenen dünnen Zweigen der Tannen und Fichten, die sich wie Hände öffneten, schon weiße Fläumchen saßen. ...Die Freude der Kinder war sehr groß. Sie traten auf den weichen Flaum, suchten mit dem Fuße absichtlich solche Stellen, wo er dichter zu liegen schien, um dorthin zu treten und sich den Anschein zu geben, als wateten sie bereits. Sie schüttelten den Schnee nicht von den Kleidern ab. Es war große Ruhe eingetreten. Von den Vögeln, deren doch manche auch zuweilen im Winter in dem Walde hin und her fliegen und von denen die Kinder im Herbergehen sogar mehrere zwitschern gehrt hatten, war nichts zu vernehmen. Und es war rings um sie nichts als das blendende Weiß, überall das Weiß, das aber selber nur einen immer kleineren Kreis um sie zog und dann in einen lichten, streifenweise niederfallenden Nebel überging, der jedes Weiteres verzehrte und verhüllte und zuletzt nichts anderes war als der unersättlich niederfallende Schnee....Es schien eine große Lichtfülle um sie zu sein, alles war in eine einzige weiße Finsternis gehüllt..."


Jahresrückblicke
487. Artikel der Aktion UNSER DORF LIEST mit der Neustädter Zeitung vom 6.1.2007

Hochverehrte Leserschaft!

Nach den Jahresrückblicken nun die programmatischen Vorschauen! Womit wollen wir beginnen? Mit den neuen Plänen für dieses Jahr? Das schauen wir uns in den nächsten Wochen an! Mit einer großen Widmung, was alles wieder anliegt im neuen Jahr? Lassen Sie uns mit einem Gedicht der im vorigen Jahr verstorbenen deutschen Lyrikerin Hilde Domin beginnen, um zu zeigen, wie poetisch zerbrechlich - "Nur eine Rose als Stütze" - unser Beginnen sein könnte: "Ich richte mir ein Zimmer ein in der Luft unter den Akrobaten und Vögeln: mein Bett auf dem Trapez des Gefühls wie ein Nest im Wind auf der äußersten Spitze des Zweigs. Ich kaufe mir eine Decke aus der zartesten Wolle der sanftgescheitelten Schafe die im Mondlicht wie schimmernde Wolken über die feste Erde ziehen. Ich schließe die Augen und hülle mich ein in das Vlies der verlässlichen Tiere. Ich will den Sand unter den kleinen Hufen spüren und das Klicken des Riegels hören, der die Stalltür am Abend schließt. Aber ich liege in Vogelfedern, hoch ins Leere gewiegt. Mir schwindelt. Ich schlafe nicht ein. Meine Hand greift nach einem Halt und findet nur eine Rose als Stütze." In diesem Sinne: ein gutes neues Jahr, nur eine Rose als Stütze, aber immerhin.


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